VOM INNEREN WINTER
von
Gloria Riestra De Wolff
übersetzt von Annemarie Leutenbauer
Wenn der Winter einzieht in meine Seele,
und die Vögel des Himmels sich weigern zu nisten auf dem
trockenen Grund meines Herzens, während von neuem ich harre
der Sonne Deiner Gegenwart, Vater,
nimm auf die Anbetung meiner Dürre ...
Wenn es scheint, alles Öl meiner müden Lampe
sei schon verbrannt, und es auf einmal Nacht wird
in meinem Hause, das auch Deine Bleibe ist, und im Dunkeln
ich nicht zu sehen vermag Dein Antlitz, obwohl
ich verborgen Dich weiß im finstersten Winkel,
nimm auf die Anbetung meiner Finsternis ...
Wenn auf halbem Wege Du zwischen Dir und mir
ein Gebirge errichtest und mir die Wanderstäbe zerbrichst
und Dornengestrüpp vor mich breitest, nur daß ich Dir möge
beweisen, wie sehr ich Dich liebe, und welch gefahrvollen
Weg
zu gehen ich fähig, um Dich zu finden,
nimm auf die Anbetung meiner Zustimmung ...
Wenn Deine Liebe nicht herniederrauscht wie ein Glorienstrom,
der weit macht mit seinem Gesang die tiefen Furchen meines
Herzens,
und ich, das Gesicht in den Händen verbergend, suchend ein Wort
Dir zu sagen,
die Nacht erwarte und dann den Tag ohne auch nur eine Spur
Deines Lichtes,
nimm auf die Anbetung meiner Sehnsucht...
Denn immerdar bete ich, Vater, Dich an,
und wenn die Nacht kommt, verbringe ich sie auf Gethsemane,
während schon nahe zu sehen die Fackeln,
die auf dem Wege mir leuchten hinauf nach Kalvaria ...