MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, den 9.11.1993
"Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort " (Lk 1,38)
Verehrte Leser,
wenn Sie diese Zeilen erreichen, brennt sicherlich schon die erste
Kerze an Ihrem Adventskranz, ein Licht, das uns an das Hoffen des
Volkes Israels auf die Ankunft des Messias erinnern will, dessen
Menschwerdung wir am Weihnachtsfest feiern. Zugleich kann und soll
dieses Licht am Adventskranz auch für uns ein Zeichen der Hoffnung und
der Zuversicht sein, für uns, "die wir seine Herrlichkeit (schon)
geschaut" haben "voll der Gnade und Wahrheit" (Joh 1,14).
Ich weiß nicht, welche Beobachtungen Sie, verehrte Leser, in letzter
Zeit am meistern belastet haben. Mir ist aufgefallen, daß viele, die
sich in den religiösen Widerstand begeben haben, durch die lang
anhaltende Krise und die Erfolglosigkeit so vieler Anstrengungen
geistig müder und müder geworden sind und häufig kaum noch Interesse am
aktuellen Geschehen zeigen, ja einfach resigniert haben, in der dumpfen
Annahme, daß alle Energie, die in diese Auseinandersetzung gesteckt
wird, vergeblich ist. Und zieht man - menschlich gesprochen - einmal
Bilanz, was eigentlich erreicht wurde, dann kann man diese Skeptiker
und jene, die sich zermürbt zurückgezogen haben, eigentlich gut
verstehen Was sich dann noch verschiedentlich tut oder wieder
zusammenbraut, ist so desolat, so beschämend für unseren Glaubenskampf,
daß man sich in der Tat davon noch distanzieren muß, weil sonst die
eigenen Bemühungen der Lächerlichkeit preisgegeben würden. All das ist
schwer zu tragen.
Wo bleibt nun die Möglichkeit, sich auf etwas zu konzentrieren, das
unser Hoffen auf Erfüllung rechtfertigt? Dieses besteht nur darin, daß
wir uns ausschließlich auf die Realisierung des Willens Gottes
beschränken und für Seine Herrlichkeit streiten... ich weiß, damit sage
ich nichts Neues. Um zu wissen, wie das gemeint sein könnte, verweise
ich auf die Betrachtung des Beispieles, welches uns Maria gegeben hat,
die wahre Gottesgebärerin. Wir müssen uns ihre Situation
vergegenwärtigen, um zu verstehen, was es für sie bedeutete, den Willen
Gottes anzunehmen. Als der Engel Gabriel ihr verkündete, sie würde
empfangen und einen Sohn gebären, der "Sohn des Allerhöchsten genannt
werden" (Lk 1,32) würde, machte sie ihn auf ihren Stand aufmerksam- sie
"erkenne keinen Mann", d.h sie sei unverheiratet. Nachdem sie die
Erklärung des Engels gehört hatte, sprach sie das für die weiteren
Geschicke der Menschen entscheidende Wort: "Siehe, ich bin die Magd des
Herrn, mir geschehe nach deinem Wort" (Lk 1,38), wobei ihr bewußt war
bzw. sie damit rechnen mußte, daß ihr diese Empfängnis bei den
Zeitgenossen auch als Schmach ausgelegt werden könnte und daß ihr
Verlobter, der hl. Joseph, sie wohl verstoßen würde. Und auf sexuelle
Verfehlungen standen in Israel hohe Strafen. Ihre Zustimmung zu der
Empfängnis des Gottes Sohnes kann also nur als völlige und
ausschließliche Hingabe an Gott und Seinen heiligen Willen verstanden
werden. Damit legte sie auch ihr Schicksal ganz in Seine Hände, ohne
genau zu wissen, welche Konsequenzen sich daraus im gesellschaftlichen
Bereich ergeben würden. (N.b nur wegen dieser unbedingten Hingabe an
Gott wird Maria die "Reine" genannt, die neben IHM keinen mehr "kannte"
- auch fürderhin. Die Reinheit bedeutet für eine Frau nicht einfach,
sich nicht, sondern sich nur ausschließlich ihrem Mann hinzugeben. Leon
Bloy sagt m.E. zu Recht, daß als Gegenpol zu Maria nicht die Dirne zu
denken ist, die die Liebe nur pervertiert, sondern die spröde und
selbstgefällige Bürgerstochter, die sich verweigert und zur Liebe
unfähig ist. - Heute würde er als Gegenpol zu Maria vielleicht das
Single einsetzen, daß die Männer aus sexueller Befriedigung
verschlingt.)
Auch wenn diese unsere Zeiten noch so unerträglich scheinen und die
Welt um uns geistig und religiös leerer und leerer wird, dann darf uns
nichts davon abhalten, mit unseren schwachen Kräften dennoch
unverdrossen den Willen Gottes zu erfüllen suchen, da wir uns Ihm ganz
hingeben und überlassen können, weil ER immer noch der Herr der
Geschichte ist - auch, wenn wir meinen, ER sei fern. Unser Tun, unsere
Mißerfolge werden letztendlich nur von IHM beurteilt. All die
Widerwärtigkeiten, Katastrophen und Kriege um uns dürfen nur als
Zulassungen zur Prüfung verstanden werden Frieden haben nur Menschen,
die - wie die Engel den Hirten verkündeten - "guten Willens" sind.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gnadenreiche Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Ihr Eberhard Heller
***
Zum Weihnachtsfest und zum Neuen Jahr...
Die Redaktion wünscht allen Lesern:
Merry Christmas and a happy New Year.
Jojeux Noel et Bonne Année.
Gelukkig Kerestfeest en een voorspoedig Nieuwjaar.
Buon Natale e felice Anno Nuovo
Felices Pascuas y próspero Año Nuevo.
Veselé Pascuas y próspero Novy rok.
Gesegnete, gnadenreiche Weihnachten und alles Gute zum Neuen Jahr
HINWEIS:
Der Nachdruck von v. Goechhausens "System der Weltbürger-Republik" (Rom
1786), in dem der Autor - selbst ein Insider- das Programm der
Freimaurerei und des Illuminatismus darstellt, ist noch vorrätig und
kann bei uns bestellt werden. Über führende Illuminaten aus Deutschland
waren die Pariser Logen instruiert worden, ihre Aktivitäten auf jene
politischen Ziele zu richten, die dann in politischer Hinsicht
bestimmend waren für die Französische Revolution, die in ganz Europa zu
großen Erschütterungen und Kriegen mit Millionen von Toten führte. Der
Nachhall jener revolutionären Ideen schlug sich schließlich im
religiösen Bereich in den Ergebnissen des Vatikanums II mit seinen
Reformen nieder und bestimmt inzwischen unser gesamtes geistiges,
offiziöses Klima.
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Riedhofweg 4, D-82544 Egling) Die reinen Druck- und (erhöhten!)
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TITELBILD: Christi Geburt, Landshuter Schule um 1485, Frauenberg, Mariae Heimsuchung
REDAKTIONSSCHLUSS: 23. November 1993.
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