NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...
In unserer desolaten Situation, die dazu geführt hat, daß wir uns nur
noch mit uns selbst beschäftigen, übersieht man leicht Tendenzen, die
eine gewisse Abkehr vom sog. vatikanischen 'Reformismus' indizieren.
Wäre es möglich, neue Bundesgenossen zu entdecken oder zu gewinnen? Auf
jeden Fall sollte es unser Anliegen sein, denen zu helfen bzw. jene mit
weiteren Informationen zu versorgen, die das Scheitern des II.
Vatikanums hatnah erlebt haben. Als Zeichen einer Kehrtwendung sehe ich
den Versuch an, den der Alt-Bischof Ziegelbauer mit seiner Publikation
unternommen hat.
E. Heller
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MYSTISCHES UND GÖTTLICHES WIRD VERMISST
- die "Entheiligung" des katholischen Glaubens führt zu einer immer
stärkeren Sehnsucht nach der Kirche vor dem Zweiten Vatikanum - Schon
häufiger konnte man es von gläubigen Laien hören, manchmal sogar von
einem mutigen Priester der katholischen Kirche, doch jetzt hat es ein
katholischer Bischof ausgesprochen: "Die alte Kirche ist mir lieber."
Unter diesem Titel hat der emeritierte Augsburger Weihbischof Max
Ziegelbauer sein neuestes Buch veröffentlicht. Mit der "alten" Kirche
ist die katholische Kirche im Zeitraum von 1925 bis1965 gemeint. Damit
setzt sich der Autor, der kürzlich sein 79. Lebensjahr vollendete, von
vornherein dem Vorwurf aus, er wolle hier nostalgische Erinnerungen
wecken und vergangene Zeiten verklären. Doch dem Bischof geht es um
mehr: Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und die unmittelbare
Nachkonzilszeit haben das äußere Erscheinungsbild der Kirche so stark
verändert, daß die Kirche geradezu eine "andere" geworden zu sein
scheint. Viele ältere Menschen sind heimatlos geworden und haben das
Gefühl, daß ihnen etwas Wertvolles weggenommen wurde. Aber auch viele
junge Menschen spüren, daß heute vieles in der Kirche im argen liegt:
Sie erscheint allzu horizontal, zu sehr von Menschen gemacht. Viele
vermissen das Mystische und das Göttliche. Die Kirche muß mehr sein als
mitmenschliches Engagement, sie muß dem Menschen die Begegnung mit Gott
ermöglichen. Wer die heutigen Defizite spürt, wird in der Besinnung auf
die 2000-jährige Geschichte der katholischen Kirche einen reichen
Schatz an Riten und Frömmigkeitsformen finden, in denen der wahre
Glaube seinen Ausdruck findet. Die Verlegerin des Buches, Sabine Düren,
sprach daher auch bei der Buchpräsentation in Augsburg von einem
"tiefen Griff in die Schatztruhe". Diesen Schatz der Kirche präsentiert
Ziegelbauers Buch in Wort und Bild, gegliedert in vier Kapitel: Gott,
Kirche, Welt, Mensch. Eingangs geht Weihbischof Ziegelbauer der Frage
nach, warum heute so wenige Menschen an Gott glauben können. Neben der
fehlenden Demut beim Menschen von heute sieht er aber auch Mängel in
der kirchlichen Verkündung. Dort wird zu wenig und zu einseitig von
Gott gesprochen. Unbequeme Glaubenswahrheiten werden gerne
ausgeblendet. Allerdings scheint ein solcher Glaube, der niemanden
fordert, auch niemanden zu begeistern. Eine große Versuchung sieht
Ziegelbauer auch darin, das Religiöse zu profanieren, mit den Dingen
dieser Welt gleichzusetzen. Bezogen auf den Kern kirchlicher
Frömmigkeit, die Feier der heiligen Messe, ist es daher besonders
gefährlich, wenn nur noch von der versammelten Gemeinde gesprochen
wird, die gemeinsam Mahl feiert. Die Rede vom Opferpriester, vom
heiligen Meßopfer und von der Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers
Christi ist heute leider nahezu verstummt. Noch weniger als die
Heiligkeit Gottes und seiner Sakramente wird allerdings die Heiligkeit
der Kirche betont. (...) Durch eine weitgehende Abschaffung der
Kirchensprache Latein, des Kommunionempfangs mit dem Mund und des
Kniens während des Gottesdienstes ging die vertikale Dimension der
Meßfeier und der Sinn für das Sakrale meist verloren. Ebenso ist auch
die Verehrung der Engel und Heiligen, insbesondere der Jungfrau und
Gottesmutter Maria auf ein klägliches Maß geschrumpft. Auch das Lehramt
der Kirche wird heute oftmals kritisch betrachtet. In unserer
autoritätsfeindlichen Zeit wird dagegen opponiert wie gegen jede
menschliche Institution. Gerne wird übersehen, daß die Kirche eine
göttliche Stiftung ist, die noch dazu als "Mutter Kirche" auch auf
Liebe und Respekt hoffen darf. Weihbischof Ziegelbauer schlußfolgert:
"Die katholische Kirche, speziell in Deutschland, befindet sich in
einer Krise. Diese Krise besteht gerade darin, daß man sie nicht
wahrhaben will." (...) Mit diesem Buch, das sicherlich noch heftig
diskutiert werden wird, zeigt Bischof Ziegelbauer einen Weg aus der
heutigen Krise der katholischen Kirche: Die Rückbesinnung auf die
Tradition fördert Schätze zutage, die ihren Wert noch nicht verloren
haben und die es wieder zu entdecken gilt. Gilber Keith Chesterton
(1874 -1936) hatte recht, als er schrieb: "Fortschritt ist mit
selbständigem Denken nicht vereinbar. Denn jeder selbständig und
individuell Denkende beginnt ganz von vorn und gelangt aller
Voraussicht nach nicht weiter als sein Vater vor ihm. Sollte es
tatsächlich so etwas wie Fortschritt geben, dann bestünde er vor allen
Dingen im gewissenhaften Studium und der Aneignung der gesamten
Vergangenheit." Georg Alois Oblinger
Max Ziegelbauer: "Die 'alte' Kirche ist mir lieber." Buttenwiesen 2002 (JF vom 29.11.02)
KIRCHENAUSTRITTE - Die
evangelische Kirche erlebt eine Austrittswelle - Die Welle der
Austritte aus den evangelischen Landeskirchen in Deutschland hält an,
zugleich geht der Gottesdienstbesuch weiter zurück. Nach der jüngsten
Statistik des EKD-Kirchenamtes haben 2001 rund 172 000 Protestanten
ihre Kirche verlassen. Damit sank die Mitgliederzahl seit 1991 um 2,75
Millionen. Der Anteil der landeskirchlichen Protestanten an der
Bevölkerung betrug 2001 (das war das letzte "Zähljahr") 32,1 Prozent,
der der Katholiken 32,3 Prozent. Kirchensprecher ziehen
unterschiedliche Schlüsse aus dem Zahlenmaterial. EKD-Oberkirchenrat
Christof Vetter möchte die Situation nicht dramatisieren, obwohl für
das Jahr 2002 188 000 Austritte registriert worden waren; zumal es in
2001 durch Wiedereintritte, Ãœbertritte und Erwachsenentaufen auch 59
999 neue Mitglieder gab. Vetter beschreibt die Lage als "noch relativ
stabil". Die starken Rückgänge beim Gottesdienstbesuch, bei Taufen,
kirchlichen Trauungen und Bestattungen führt er auf die demographische
Entwicklung zurück. Dem gegenüber meint der Vorsitzende der
theologisch-konservativ orientierten Konferenz Bekennender
Gemeinschaften in Deutschland, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg): "Da gibt es
nichts schönzureden, die Statistik ist ein Alarmsignal." Nordelbien
nehme mit mehr als 21 000 Kirchenaustritten "die traurige Spitze unter
allen Landeskirchen ein". Es gelte, nach den Ursachen zu fragen und
Konsequenzen zu ziehen, sagte Rüß. Im Jahr 2001 gingen an einem Sonntag
durchschnittlich 3,9 % der 26,45 Millionen Kirchenmitglieder, also
knapp mehr als eine Million Personen, zum Gottesdienst, im Jahr davor
waren es noch 4,2 %. Ein Blick auf die entsprechende Zählstatistik der
katholischen Kirche zeigt den großen Unterschied zwischen den
Konfessionen: Im Durchschnitt besuchen 4,2 Mill. Katholiken die Messe;
das sind knapp 16 % der Katholiken. Für den theologisch konservativen
Rüß macht sich hier negativ bemerkbar, daß viele seiner evangelschen
Christen den Gottesdienstbesuch als "individuelle Möglichkeit je nach
Bedürfnis" verstehen und nicht als gute sonntägliche Gewohnheit oder
gar Pflicht. "Es gilt, den Gottesdienst als die zentrale und wichtigste
Veranstaltung der christlichen Gemeinde neu zu entdecken", lautet seine
Forderung. Die Kirche müsse "wieder mehr Kirche" werden, die
Gemeinschaft der Glaubenden, wo das "Evangelium rein gepredigt und die
heiligen Sakramente dem Evangelium gemäß gereicht werden".
Ideologisierung und Politisierung möchte Rüß ausgeschlossen sehen.
(...) Sie beklagen einen Verlust christlicher Kultur und sprechen wie
Pastor Rüß von einer "Glaubenskrise". (Privat Depesche vom 3.9.03)
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