EIN 'JÜDISCH-KATHOLISCHER' LITURGIEKALENDER
von
Gloria Riestra De Wolff
übers, von Elfriede Meurer
Ein neuartiger "Liturgischer Kalender" soll dazu beitragen, in der
'Konzils-Kirche' den Plan weiter zu konsolidieren, eine
'jüdisch-christliche Kirche' zu schaffen. Dieser Kalender für das Jahr
1992 wurde in Costa Rica von den Schwestern von Sion herausgegeben,
eine Kongregation, die viele Jahre vor dem II. Vatikanum gegründet
wurde, angeblich, um für die Bekehrung der Juden zu beten. Aber ihre
eigentliche Absicht war schließlich die offenkundige Kollaboration, um
katholische Christen zum Judentum zu führen. Der Kalender hat zwar
keine 'kirchliche' Approbation, aber in der 'Konzils-Kirche' ist die
Approbation oder das "Imprimatur" für die Verbreitung irgendwelcher
Ideen gar nicht mehr erforderlich... bei dem herrschenden Ökumenismus,
der Synarchie und dem Pluralismus. Der Kalender wurde in großen Mengen
in ganz Lateinamerika verbreitet, und so gelangte er über 'konziliare'
Laiengruppen schließlich auch in meine Hände.
Bemerkenswert ist, daß anstelle eines religiösen Symbols oder Bildes
auf dem Titelblatt des broschierten Kalenders das Foto eines Gefäßes
der Ureinwohner-Kunst aus Guanacaste erscheint. Das ist äußerst
bezeichnend und kann aus der bestehenden Bewegung zugunsten der
"Regionalisierung" und "Nationalisierung" der 'konziliaren' Liturgie
erklärt werden.
Die Besonderheit des jüdisch-christlichen Kalenders besteht darin, daß
nur jeweils die jüdischen Festtage eines jeden Monats hervorgehoben
werden. Für jeden Monat des Jahres gibt es darin eine Seite in der
Broschüre. In der Kopfzeile oder in der Fußleiste - in beiden, wenn
zwei wichtige Feste zu betonen sind - erscheint ein eigener Rahmen für
besondere Erklärungen der Feste. Normalerweise würde man annehmen - da
es sich ja um einen angeblich katholischen Kalender handeln soll -, daß
diese Rahmen dazu bestimmt wären, die katholischen Feste zu erläutern
und hervorzuheben. Dem ist aber nicht so! Mit Ausnahme jener Monate, in
denen es keine besonderen jüdischen Festtage gibt, wird in den Rahmen
der jüdischen Feiertage gedacht. Das gilt selbst für den Monat April,
in den die Heilige Woche fällt. So werden z.B. in diesem Monat in
besonderer Weise und mit Nachdruck das jüdische Pascha und der "Tag des
Holocaust" erklärt, anstatt das Letzte Abendmahl und das Opfer Unseres
Erlösers am Karfreitag zu erklären bzw. darauf hinzuweisen. Das hat
offensichtlich einen doppelten Zweck:
1. sollen die Katholiken mit der jüdischen Frömmigkeit vertraut gemacht und
2. sollen die christlichen Feste durch die jüdischen verdrängt werden.
(N.b. seit einiger Zeit ist es Usus geworden, die Katholiken das
jüdische Paschafest feiern zu 'lehren'. Man führt z.B. in die Gesänge
der 'Konzils-Kirche' hebräische Ausdrücke, ja ganze Sätze ein. Nachdem
man das Latein als Kirchensprache abgeschafft hat - angeblich, weil es
für das einfache Volk zu schwierig war -, findet man nun das Hebräische
nicht so schwierig. Jeder 'Konzils-Katholik' sagt Ihnen heute, was
"Shalom" (Friede) bedeutet, während er schon nicht mehr verstehen
dürfte, was "Pax vobis" heißt. Deshalb halte ich es für angebracht,
einmal anhand von einigen Beispielen zu zeigen, welche jüdischen Feste
in diesem Kalender hervorgehoben werden, die n.b. mit dem Davidstern
markiert sind.
April: In zwei Rahmen wird an das Pascha-Fest und an den Holocaust erinnert.
Der 18. April - eigentlich der Karsamstag - weist den Davidstern auf,
darunter ist zu lesen: "Pesaj", welches so erklärt wird: "Pesaj, 18.
April, jüdische Feier, Woche der ungesäuerten Brote, die am Paschafest
beginnt und an den Auszug aus Ägypten erinnert. Lev. 23,4-6; Deut.
6,2o-25; Joh. 13,1." - Der 3o. April ist wiederum mit einem Stern
versehen, und im Rahmen in der Fußzeile ist folgende Erklärung zu
lesen: "Tag des Holocaust - 3o. April. Man gedenkt der Vernichtung von
mehr als sechs Millionen Juden in Europa durch die Nazis während des
zweiten Weltkrieges (1940-45)."
Mai: Der 31. ist mit dem Stern gekennzeichnet. Im Rahmen in der
Fußleiste wird das jüdische Fest erklärt: "Tag Jerusalems, 31. Mai.
Jerusalem: Heilige Stadt, Wiege dreier großer Religionen: Judentum,
Christentum und Islam." (Wir weisen nur darauf hin, daß an diesem Tag
die Kirche das Fest Christi Himmelfahrt feiert.)
Hier beim Gedächtnis Jerusalems muß man auf das
freimaurerisch-synkretistische Ziel hinweisen, die große Synarchie zu
begründen oder die Aufhebung der Unterschiede zwischen den Religionen,
um in der Welt die Religion des "großen Baumeisters aller Welten" zu
schaffen. Das wurde schon begünstigt von den Dokumenten des Vatikanums
II mit seiner Deklaration über die religiöse Freiheit, worin die Güte
und Heiligkeit aller Religionen proklamiert wird. Paul VI. und Johannes
Paul II. haben in ihren Ansprachen die Theorie bekräftigt, daß wir
denselben Gott haben, "Juden, Moslems und Christen".
Diese Bemerkung von der "Wiege dreier Religionen" verdient aber auch
noch in sachlicher Hinsicht eine Korrektur. Wenn man eine solche
Behauptung nämlich aufstellt, ist es entweder böser Wille - man lehrt
die Gläubigen wissentlich eine Unwahrheit - oder es handelt es sich um
äußerste Unkenntnis der Universalgeschichte und im speziellen der
Geschichte der Religionen. Denn die Stadt Jerusalem kann nur die Wiege
des Christentums genannt werden, weil unser Herr Jesus Christus in ihr
gekreuzigt wurde. Aber es ist in keiner Weise die Wiege des Judentums
und noch weniger die des Islams. Das Judentum existierte lange vor der
Regierungszeit des Königs David, und der Tempel von Jerusalem
(einschließlich des Salomonischen Tempels). Die Hauptorte, an denen in
der Frühzeit Israel Jahwe durch Kultopfer diente, waren Silo, Sichern,
Bethel, Dan, Hebron, Bersabé, Gabaon, Galgala und Maspha, deren
Gründungen auf Abraham, Isaak und Jakob zurückgingen. Der Tempel von
Jerusalem wurde erst später errichtet. Diese frühen heiligen Stätten,
Dörfer und Städte, waren die Versammlungsstätten, an denen die
Israeliten aus allen umliegenden Orten zusammenkamen. Sie waren auch
Ziel von Wallfahrten an den großen Festen des Jahres. Dabei nahm das
Laubhüttenfest eine besondere Stellung ein, an dem man sich an die
Mühsale der Wanderung durch die Wüste erinnerte, derer die Juden noch
heute am 12. Oktober gedenken. Es war zugleich Erntedankfest. Dieses
und andere jüdische Feste und auch die Tieropfer existierten also viel
früher als der Tempel von Jerusalem, welche sicherlich nicht "Wiege des
Judentums" genannt werden kann.
Ebenso wenig ist Jerusalem die "Wiege des Islams. Mohammed, der Stifter
dieser Religion - wie jeder halbwegs gebildeter Mensch weiß -, trieb
sich am Berg Hira in Arabien herum, der weit von Jerusalem entfernt
ist. Dort vermeinte er, vom hl. Erzengel Gabriel eine 'göttliche
Botschaft' erhalten zu haben, wie er vorgab, dazu den angeblichen
Auftrag, einen einzigen Gott, nämlich Allah, zu verkündigen, dessen
einzig wahrer Prophet er selbst sei. Nichts Bedeutendes aus dem Leben
Mohammeds trug sich in Jerusalem zu. Das Kultzentrum der Moslems ist
Mekka, wohin jährlich die Pilger aufbrechen. Mohammed betete mit nach
Jerusalem gewandtem Gesicht, um die Bekehrung der dort wohnenden Juden
und Christen zu erflehen. Er erhielt seine angeblichen 'Offenbarungen'
im Jahre 612 n.Chr., und es verging sehr viel Zeit, bevor die Moslems
überhaupt nach Jerusalem kamen; denn sie breiteten sich anfangs im
Norden, Süden und Osten Arabiens aus.
Aber gehen wir weiter die jüdischen Feste. durch, an welche in diesem
Kalender erinnert wird und an welche sich die naiven Gläubigen so
langsam gewöhnen müssen.
Juni: Mit dem Stern gekennzeichnet erscheint der 7., und es steht da
"Pfingsten". Welches Pfingsten? Im Rahmen in der Fußzeile wird erklärt:
das jüdische Pfingsten ist gemeint, Shavuot genannt, "Fest der 'Sieben
Wochen' oder Pfingsten, was 50 Tage bedeutet, verbunden mit der
Erinnerung an die Gesetzgebung auf dem Sinai. Lev. 23,15; Apg 2." - Die
'Konzils-Katholiken' müssen also zwei Arten von Pfingstfesten feiern,
aber das wohl bedeutendere dürfte nach dem Kalender das jüdische sein.
September: Der 28. ist mit dem Stern markiert. Im Kommentar heißt es:
"Rosh Hashanna 5753. Jüdisches Neujahr. 28. September. Tag der
Begegnung und der Versöhnung mit Gott. Der Schall der Trompete (Shofar)
ruft die Gemeinde zur Änderung ihres Lebens auf. Lev. 23,24". - Ich
glaube, daß dies eine immense Beschimpfung Jesu Christi ist. Denn die
Juden zählen in ihrem Kalender immer noch die Jahre auf der Grundlage
der Ignoranz des großen Ereignisses der Geburt des Messias. Was nehmen
sich die Autoren und Verbreiter dieses Kalenders vor? Sollen die
'Katholiken' anstelle des christlichen Jahreskreises nun das jüdische
Neujahr feiern? Der ideologisch-theololgische Austausch hat wirklich
großen Erfolg gehabt!
Auf der letzten Kalenderseite werden die Abkürzungen für die biblischen
Bücher erklärt, die im Kalender angeführt werden. U.a. heißt es dort:
"Wir zeigen mit einem Davidstern diejenigen jüdischen Feiern an, die
unserer christlichen Liturgie den Ursprung geben." Das ist schlicht
eine Unwahrheit! In Wahrheit existieren keine jüdischen Feste, die der
christlichen Liturgie den Ursprung gäben. Die katholische Liturgie ist
keinerlei "Fortsetzung" der jüdischen "liturgischen Feiern". Diese
können auch nicht "Liturgien" genannt werden, sondern eher Rituale. Die
jüdischen Feiern waren nur teilweise zu ihrer Zeit Vorbedeutung
(Vorbild) für das Kommende, aber eben auch nicht alle. Dagegen
weiterhin das feiern, was nur Vorbild, Vorbedetung war, stellt einen
Widerspruch gegen das bereits Erfüllte dar. Der Tod Unseres Herrn Jesus
Christus am Kreuz hat keinen "Ursprung" in irgendeiner jüdischen Feier.
Er ist die Erfüllung der Verheißungen und muß die Feiern des Alten
Bundes (des alten Gesetzes) mit ihren Opfern für beendet erklären.
Nachdem einmal das göttliche Osterlamm geopfert wurde, hat das Alte
Testament seine Mission erfüllt. Das jüdische Pfingsten hat nichts zu
tun mit dem christlichen Pfingsten. Das jüdische Neujahrsfest stellt
die Leugnung des christlichen Jahres dar und bedeutet latente
Opposition gegen die Anerkennung des Messias, usw., wenn wir die sog.
"Ursprünge" der katholischen Feste in den jüdischen untersuchen. All
das bedeutet nur, eine Gleichwertigkeit und Aktualität zu suggerieren,
die den jüdischen Festen nicht mehr zukommt, nachdem der Neue Bund den
Alten abgelöst hat.
Am Ende der Seite ist ein Lied wiedergegeben, das überall verbreitet
werden soll. Auch die Melodie ist wiedergegeben. Wie man sagt, stammen
Text und Melodie von einem gewissen Renato D'Andrea. Man merkt sehr
gut, daß er kapiert hat, welche Tendenz er seiner Komposition geben
sollte. Der nach der Art der Gesänge, die die 'Konzils-Kirche' ihren
Gläubigen zumutet, überaus dürftige und kitschige Text ist
geschmacklos, aber wie ein Psalmengesang aufgemacht: "Ich will dir
singen, Herr, während ich meinen Weg gehe." Für Kenner fällt auf, daß
am Schluß dieses Liedes das unvermeidliche Wort vom "auserwählten Volk"
vorkommt: "... ich will deine Schritte in der Nacht vernehmen bis zur
Morgenröte des Tages, an dem das von dir auserwählte Volk
der Welt sagt, daß du unser Weg bist." Damit soll wohl offenbar
suggeriert werden, daß Juden und Christen ein und dasselbe auserwählte
Volk sind. Selbstverständlich war das jüdische Volk das von Gott
auserwählte, damit in ihm die Verheißungen über den Messias in
Erfüllung gingen, und auch, damit aus ihm der Messias, Jesus Christus,
hervorgehen würde. Aber nachdem nun einmal der Sohn Gottes in die Welt
gekommen ist und seinen Auftrag erfüllt hat, nachdem, wie der hl.
Johannes sagt, "er in sein Eigentum kam, aber die Seinen ihn nicht
aufnahmen", hat die Auserwählung des jüdischen Volkes aufgehört. Es war
auserwählt "im Hinblick auf Christus", es hört auf, auserwählt zu sein
im Hinblick auf die Leugnung Christi.
Dieser Kalender war wie das berühmte Tüpfelchen auf dem "I", um diesen
Sachverhalt wieder einmal um diesen Sachverhalt zu leugnen!
|