LESERBRIEF:
Betrifft: Thema Papstwahl (vgl. EINSICHT XXIII/2 vom Juli 93, S.30 f.)
Lieber ....,
ich meine, ich sollte Dir ein paar Zeilen schreiben, um Dir etwas zu
erklären. Du hast mich ja bei Deinem letzten Besuch in ... nicht
angetroffen.
Zunächst aber herzlichen Dank für das Zusenden eurer Zeitschrift. Der ... hat mir erzählt, daß Du viel Zeit dafür opferst.
Wenn man manche Aussagen dieser Zeitschrift mit denen in ... z.B.
vergleicht, findet man Widersprüche in einer grundsätzlichen
Angelegenheit. Es handelt sich um die Frage der Wiederherstellung einer
ordentlichen Hierarchie, um die Wahl eines rechtmäßigen Papstes.
Wenn man erkannt hat, wo die kath. Kirche heute ist (nämlich da, wo das
Unveränderliche dieser Religion nach Kräften bewahrt wird), so ist es
offenkundig, daß diese Kirche derzeit keine ordentliche Führung und
auch keinen Papst hat. CHRISTUS aber will die Führung Seiner Kirche
durch einen Papst und die mit ihm verbundenen Bischöfe. Das beweist
Seine Einsetzung des Petrusamtes, das beweist die ununterbrochene
Tradition in der Kirche - nur Feinde wollten die Kirche in einem
führungslosen Zustand -, das beweist drittens die Tatsache, daß die
Kirche wesentlich eine Gemeinschaft ist. Überhaupt keine Gemeinschaft
aber funktioniert ohne Oberhaupt. Die Familie, der Staat, selbst Sekten
haben eine Führung. Das ist kein Wunder, sondern natürlich. Ein
Ärgernis aber ist es, daß die kath. Kirche, d.h. das, was von ihr aus
dem modernistisch-freimaurerischen Angriff gerettet werden konnte, noch
immer ohne ordentliche Führung dasteht. Ja, ein Wunder ist es, daß die
kath. Kirche diesen Zustand, der eigentlich ein Zustand der Auflösung
ist, bis heute überlebt hat.
Zusammenfassend also kann man sagen: Göttliches und natürliches Recht
verlangen für die Kirche (die Wahl) eines Papstes! Was ist zu tun?
Es ist nun nicht meine Frage, wer für das Fehlen einer ordentlichen
Hierarchie die Verantwortung trägt, Gott weiß es. Das aber weiß ich -
und der geoffenbarte Glaube sagt es mir -, daß die Hirten mit ihrer
Notstandsjurisdiktion die höchste Pflicht haben, der Kirche einen Papst
zu geben. Wer sich dem widersetzt, widersetzt sich dem Willen CHRISTI!
Oder hat es vielleicht CHRISTUS der freien Entscheidung Seiner Apostel
überlassen, ob sie dem Petrus einen Nachfolger wählen? Nein, niemals!
Es war für sie gar keine Frage, selbst für den Judas einen Nachfolger
zu wählen. Und auch die stete Reihenfolge der Päpste gibt ein zu
deutliches Zeugnis (für die Nachfolge im Amt Sorge zu tragen).
Also, die Wahl eines Papstes durch die Apostelnachfolger, die
Wiederherstellung der stark getroffenen Hierarchie, das ist es, auf was
ich mit Sehnsucht w arte. Etwas anderes interessiert mich eigentlich
nicht mehr so sehr.
Wenn jemand glaubt, er könne der Kirche nützen, wenn er schöne
Predigten hält oder neue Meßzentren errichtet oder Katechismen und
fromme Bücher druckt oder was weiß ich, was er noch alles tut -
wohlgemerkt: ohne das eingeschlossene Ziel, die kath. Hierarchie mit
dem Papst an der Spitze wieder aufzurichten -, der baut
notwendigerweise an Luftschlössern. Petrus ist das Fundament, wie
CHRISTUS sagt. Und einen anderen Grund kann niemand legen, als der
gelegt worden ist. Ganz klar, das ist der kath. Glaube. Also, ein Papst
muß gewählt werden. Das dürften wir doch nach so vielen Jahren
kirchlicher Anarchie begriffen haben. Oder schlägt vielleicht jemand
vor, ein anderes Regierungssystem in der Kirche einzuführen?... Oh
nein, CHRISTUS sagt: einen anderen Grund kann niemand legen, als der
gelegt worden ist. "Du bist Petrus... und auf diesen Felsen will ich
meine Kirche bauen". ... Ich bin kein "immerwährender'" Sedisvakantist,
nein, "ich lebe und sterbe päpstlich katholisch" (Liborius Wagner).
Mit freundlichem Gruß
Hubert Kotzenbauer
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