'Freiheit', die Herr Bush und Herr Rumsfeld meinen
von
Eberhard Heller
Die Bilder von den Folterungen irakischer Gefangener durch
amerikanische Soldaten, die seit Tagen die Welt aufwühlen, zeigen
überdeutlich, was von oberster Stelle des Verteidigungsminsteriums - in
den Nachrichten wird bereits auf Rumsfeld als dem Initator der
verschärften Vorschriften bei Verhören Kriegsgefangener hingewiesen -
in diesem Krieg tatsächlich (mit-)gewollt ist: die exemplarische
Demütigung eines Volkes, das man vorgab, von dem furchtbaren Diktator
Saddam befreien zu wollen.
Dieser hatte es geschafft, viele seiner Landsleute physisch vernichten
zu lassen. Die Amerikaner setzen noch eines drauf: sie wollen diese
Gefangenen durch Demütigungen schlimmster Art moralisch umbringen. Eine
schlimmere Demaskierung der wahren Ziele läßt sich kaum denken. Und der
Schaden für das Land, welches doch vor der Welt als Muster von Recht
und Demokratie dastehen will, gerade vor der arabischen Welt, wird
meiner Meinung irreparabel sein, muß doch die Art der Demütigung der
Gefangenen nicht nur als Rassismus, sondern direkt als Verhöhnung ihres
religiösen Bekenntnisses angesehen werden. Wie Peter Lattas in der
JUNGEN FREIHEIT vom 14. Mai 2004 (unter dem Titel "Die Arroganz der
Macht - Vom Befreier zum Folterknecht: Amerikas Soldaten im Irak stehen
am Weltpranger") schreibt, wird dieser Sachverhalt besonders deutlich
an einem der Folterbilder, auf dem eine amerkikanische Soldatin einen
nackten Iraker an einer Hundeleine herumzieht.
Lattas seziert: "Der nackte Mann, der von der Soldatin Lynndie England
wie ein Hund - für Araber das unreinste Tier nach dem Schwein - an der
Leine gehalten wird, dürfte zum Symbol werden: Eine Frau erniedrigt
einen Mann, eine Christin einen Muslim, eine Fremde einen Einheimischen
- schlimmer geht’s nimmer. Solche Bilder erzeugen nicht Furcht und
Einschüchterung, sondern schüren unversöhnlichen Haß. Sie kosten nicht
nur den Rückhalt der Heimatfront, sondern machen vor allem das
Kriegsziel, Zustimmung zum Systemwechsel und zu einem
amerikafreundlichen Regime zu wecken, zur Makulatur. Wenn es eine
Parallele zwischen Vietnam und George W. Bushs Irak-Abenteuer gibt,
dann dieses doppelte PR-Desaster. Nach der Veröffentlichung der
Folterbilder kann es für keinen Araber im Irak mehr den guten Onkel Sam
geben, sondern nur noch die harte und böse Besatzungsmacht. Die Logik
des Krieges hat die politische Utopie zerstört."
Ich merke noch an, daß die Soldatin England immer wieder betont, auf
höheren Befehl gehandelt zu haben, ebenso auch deren Vorgesetzte, daß
es sich also bei dieser totalen Verhöhnung nicht um eine
Sado-Maso-Orgie verrohter Soldaten, sondern um angeordnete moralische
Vernichtung handelt. |