"Man muß die Herzen für Christus erweitern"
- Zum 50. Todestag von Ludwig Derleth am 13. Januar 1998 -
von
Gerd-Klaus Kaltenbrunner
In der Heiligen Schrift gibt es einige Bücher, die, unbeschadet ihrer
auf Offenbarung beruhenden Würde, von jeher als dichterische Werke im
Hochsinn des Wortes betrachtet worden sind, ja geradezu als kanonische
Muster religiöser Poesie gelten. Dazu gehören vorzugsweise die Psalmen,
das Hohelied Salomons, das Buch Hiob, das Buch Kohelet oder
Ekklesiastes. Hinzu kommen manche Abschnitte bei den Propheten und
viele Gleichnisse Jesu, die wir ungescheut als Juwelen inspirierter
Poesie würdigen dürfen, ohne daß damit die Bedeutsamkeit ihres
Lehrgehaltes geschmälert würde. So wie der Schönheit, welche die vom
Sündenfall noch ungeschändete Schöpfung schmückte, der Rang einer
göttlich geoffenbarten Wahrheit zukommt (vgl. Gen. 1,31; Matth.
6,28-30), so hat auch die Dichtung einen angestammten Ehrenplatz im
Buch der Bücher. Aber nur ein einziges Mal ist in der Bibel - soweit
ich sehe - ausdrücklich von den Dichtern selbst die Rede - allerdings
an entscheidender Stelle, die einen weltgeschichtlichen Augenblick
festhält, ohne den auch wir Nachgeborenen nicht diejenigen wären, die
wir sind. In seiner wahrhaft genialen Missionsrede auf dem Areopag zu
Athen erwähnt der Völkerapostel Paulus den "Unbekannten Gott" (agnostos
theos), dem die Griechen einen Altar errichtet hatten. Eben diesen
Gott, den die Heiden unwissend, aber ahnungsvoll bereits verehren,
wolle er den Athenern verkünden. Es sei der Gott, der Himmel und Erde
erschaffen habe. Trotz seiner unendlichen Erhabenheit "ist Er keinem
von uns fern". Um diese Glaubenswahrheit zu verdeutlichen, riskiert
Paulus sogar eine Aussage, die - jedenfalls von oberflächlichen
Zuhörern - in "pantheistischem" Sinn mißverstanden werden konnte: "Denn
in Ihm leben und weben und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern
gesagt haben: 'Wir sind von seinem Geschlecht'."
Der heilige Paulus beruft sich ohne Zögern auf vorchristliche Dichter,
die seinem Publikum vertraut waren, um diesem eine bislang ungehörte
Botschaft nahezubringen. Anders als das Volk des Alten Bundes kannten
die Griechen keine Propheten, die etwa einem Isaias, Jeremias oder
Daniel entsprochen hätten. Wohl aber waren aus dem Griechentum Dichter
und Philosophen hervorgegangen, bei denen sich mehr oder weniger
deutliche Hinweise auf Lehren finden, die erst das Christentum auf's
deutlichste ausgesprochen hat. Besinnen wir uns etwa auf den Gedanken
eines schöpferischen "Logos" bei Heraklit, auf die Kritik der
Vielgötterei bei Xenophanes, auf die Vision des "leidenden Gerechten"
bei Platon (vgl. "Der Staat" II, 361 f.) oder auch auf das Wort der
Sophokleischen Antigone: "Nicht mitzuhassen, sondern mitzulieben bin
ich da." Unter den Römern sind in diesem Zusammenhang vor allem Vergil
(denken wir an dessen "adventliche" vierte Ekloge!), aber auch Epiktet
und Seneca denkwürdig.
Die Frage ist erlaubt: Gilt dies alles nur für längst vergangene
Jahrhunderte? Oder könnte Paulus, wenn er heute wieder zu uns spräche,
sich abermals auf Dichter neuerer Zeit berufen? Ist es nicht zulässig,
die Vermutung zu wagen: Wer denn sonst als ein begnadeter Dichter hat
das Amt und den Auftrag, auf seine Weise die Geheimnisse des Glaubens
zu bezeugen, wenn Priester versagen, Theologen fehlgehen, echte
Propheten weit und breit unauffindbar sind? Wenn in Notfällen sogar ein
Laie, ja sogar ein Nichtchrist eine gültige Taufe spenden kann, dann
muß es in Zeiten äußerster Bedrängnis und Verwirrung auch möglich sein,
daß ein Dichter, ein homo naturaliter religiosus, als
laientheologischer Ankläger, Warner und Aneiferer auftritt. Ein solcher
Dichter wird zweifelsohne immer eine Ausnahmegestalt sein. Er wird
niemals den Priester ersetzen können, doch dies schließt doch nicht im
geringsten aus, daß er - auf seine Weise und mit den Mitteln seiner
besonderen Begabung und seines Charismas - eine diakonische, eine
missionarische, vielleicht sogar eine prophetische oder
prophetenanaloge Wirksamkeit entfaltet.
Vielleicht hat in unserem Jahrhundert ein solcher Dichter gelebt. Ein
christlicher Dichter. Ein leidenschaftlicher Katholik und Antimodernist
ohne Umschweife. Ein poeta naturaliter christianus, von dem Carl Jakob
Burckhardt bedeutungsvoll gesagt hat: "Ohne die Reformation wäre er ein
großer Kirchenvater geworden." Ich nenne mit Bedacht seinen Namen
vorerst nicht; er würde, so befürchte ich, den allermeisten Lesern
ohnehin völlig unbekannt sein. Stattdessen führe ich im folgenden
einige längere oder kürzere Stellen aus einem Werk dieses Dichters an,
das erstmals vor mehr als sechs Jahrzehnten erschienen und seither
weitestgehend ignoriert worden ist. Wer sie liest, möge ihren Sinn,
ihren Gehalt, ihre Schönheit auf sich wirken lassen, um am Schluß
selbst zu entscheiden, ob es sich nicht lohnte, anstatt über den
"Untergang der christlichen Literatur" müßig zu jammern, einen
unverkennbar christlichen, ja sogar erzkatholischen Dichter lesend
näher kennenzulernen.
"Und ich kreuzige Stirn und Wange mit dem heiligen Zeichen und spreche
in Andacht die Worte, die um Gewährung des ewigen Lebens bitten. O mein
Gott, nur dein Gedächtnis fülle meine Tage, daß meines Herzens enger
Schrein bewahre der ewigen Liebe bildende Gewalt, daß sich das
durchwirkende Gesetz deiner Nähe vollziehe, welches das nährende Feuer
meines Lebens ist." (20)
"Alle Wesen und Welten zusammen begreifen dich nicht. In deiner
Erhabenheit und Majestät bist du der Einzige, der über der unendlichen
Anzahl seiner dienenden Organe von himmlischen Mächten und Thronen
steht. Du allein bist der All-Eine, die Vielheit ist nur dein Schatten.
Du allein bist gegenwärtig, und durch deine Gegenwart treten alle Wesen
aus dem Nichtsein hervor. Du allein bist der Unvergleichliche, in
Worten unerreichliche, und es gibt nichts, was nicht von dir im
Gleichnis redet: das Stehende und das Bewegliche, der Demant und der
Schneestern, der Maulwurf in der Erdburg, der Adler in der Höh, Wolke,
Fels und Wald und Wüste, Meer und Stern und Morgenröte." (22)
"Hochgelobet sei sein Namen,/ preiset ihn mit reinen Sinnen,/ dessen
Werderuf und Amen/ teilt das Außen, eint das Innen,/ läßt das Licht zur
Form gerinnen,/ weist dem Wasser seine Wege,/ schafft dem Festen sein
Gehege,/ und in Völkerungewittern/ spricht er Worte voller Leben,/ daß
die festen Felsen beben/ und die Götzentempel zittern." (31)
"O mein Jesus, der Abschied in die Vorhöfe der Schatten,
mit deinem Leichnam begrabe mich!
O mein Jesus, der am dritten Tage wieder aufstand,
mit deinem Lichtstoff bekleide mich!
O mein Jesus, der aufgefahren ist gegen die Himmel,
mit deiner Liebe erhebe mich!" (61)
Einmal muß sich ganz erfüllen,
was im Tage nicht geschehn,
wenn wir uns im Glanze finden,
nicht mehr auseinander gehen.
Und zerrinnen wird die Dichte,
und der Schleier wird verwehn.
Wenn die Wesen sich enthüllen,
müssen alle Schatten schwinden,
und vor Gottes Angesichte
werden wir die Wahrheit sehn." (350)
"Besser mit Bildsäulen schweigen als in den Lehrsälen dieser
Wortverdreher reden, wo Kinderspott gewaltig disputiert, der Aberwitz
sich überklug gebärdet und phantasiert im Fieberwahn der Zeit: 'Es gibt
keine Sünde, ergo es gibt keine Hölle!' Und diese Gläubigen des
Unglaubens wissen nicht, daß gerade dann, wenn sie das Dämonische
leugnen, das uns aus ihren Augen entgegenblickt, sie unter dem Einfluß
des Geistes der Finsternis stehen, der unbewußten Lüge, welche das
schlimmste Erbteil der erdgeborenen Menschen ist." (389)
"Der Mensch, der sich als Mensch in Gott erkennt, gleicht nicht mehr Mensch, wenn er von Gott sich trennt." (393)
"Jeder aus dem Herzen lebende Gläubige hat seine Gewißheit in sich
selbst, auch wenn er nicht den Besuch von Engeln empfängt, auch wenn er
nicht auf seine inneren Stimmen sich berufen kann (...). Der Glaube als
Gott vernehmende Vernunft ist eine Kraft, der Zweifel ist ein Mangel an
Kraft. An der Existenz Gottes zweifeln heißt das Nichtdenken an die
Stelle des Denkens setzen." (393)
"Auch sie, des Kirchenhortes letzte Hüter, Verfechter vom Befug des
Vatikans, weichen vom alten Brauch. Sie heucheln vor sich selbst, wenn
sie glauben, daß sie glauben. (...) Es liegt nicht in der Gewalt dieser
Toten, die Toten zu erwecken." (432)
"Ich muß Ruhe haben in meinem Herzen. / Ich will die Skorpione ausfegen aus meinem Hause,
ich muß eine reine Stätte haben, / wo die Armut, die Keuschheit, der Gehorsam
mit ihrer schönen Schwester, der Freude, zusammenwohnen." (459)
Der Dichter, der hier zu uns durch sein Werk gesprochen hat, heißt
Ludwig Derleth. Er lebte vom 3. November 1870 bis zum 13. Januar 1948.
Sein Geburtsort ist das ungefähr dreißig Kilometer von Würzburg
entfernte unterfränkische Städtchen Gerolzhofen. Ludwig Derleth wohnte
zeitweise in München, Paris, Rom und Perchtoldsdorf bei Wien, von 1935
bis zu seinem Tode in dem Tessiner Dorf San Pietro di Stabio. Auf dem
dortigen Friedhof wurde er auch begraben. Die Grabstätte ist geweiht
durch die Worte der Komplet der Mönche:
Salva nos, Domine, vigilantes
Custodi nos dormientes
Ut vigilemus cum Christo
Et requiescamus in pace.
(auf deutsch:
Sei unser Heil, o Herr, derweil wir wachen,
Behüte uns, da wir schlafen,
auf daß wir wachen mit Christus
und ruhen in Frieden.)
Derleth war gläubiger Katholik - und ein Dichter, der sich in nur zwei
Formen mitteilte: Lyrik und aphoristischer Prosa. Weil er als Dichter
zu uns spricht, dürfen wir von ihm keinen Katechismus, keine Dogmatik,
kein theologisches System, keine kasuistische Sittenlehre erwarten.
Gleichwohl war ein den Theologen der hohen Mittelalters verwandter
Geist. Wie Thomas von Aquin und Dante, wie noch in unserem Jahrhundert
seinen Zeitgenossen Othmar Spann (1878-1950) erfüllte ihn der Drang zum
Ganzen, zur "Summa", zur Synthese und Sinn-Einheit. Er verstand
Dichtung als "eine letztlich religiöse Aufgabe", stellt Professor Dr.
Dominik Jost, der überragende Kenner, Herausgeber und Interpret des
Derleth'schen Werks zutreffend fest: "Mit dem hohen Pathos eines
alttestamentlichen Propheten hat sich Derleth seiner Sendung
unterzogen; er sah keine Wahl, ihm oblag nur noch Unterwerfung,
Gehorsam ... Er sah sich in einer Welt, in der das Göttliche zum
Erfahrungsbereich des Menschen gehörte und ihn durchdrang. ... Derleth
sah und spürte das nie aussetzende Walten numinoser Mächte." Ein großer
Teil seines Werkes erweist Derleth als Dichter paradiesischer
Urerinnerungen. Die Idee einer noch gottnahen Welt, die im Licht und
Odem des Schöpfers leuchtet und atmet, war für ihn zentral. Die
ursprüngliche Welt gewahrte er als Kosmos, nicht als chaotischen
Kehrichthaufen. Ein fast ebenso großer Teil seines Werkes ist der Klage
über das Elend der gefallenen Menschheit gewidmet. Unbefangen bedient
er sich dabei auch mytholgischer Figuren und Szenerien, wie sie dem
gebildeten Abendländer bis ins beginnende zwanzigste Jahrhundert
vertraut gewesen sind. Wie Dante, wie der christliche Barockdichter
Calderon nennt er in allegorischer, sinnbildlicher oder metaphorischer
Absicht auch Jupiter, Venus, Bacchus, Amor oder die Musen. In gewissen
antik-heidnischen Mythen gewahrte er dunkel-unbewußte Vorahnungen der
christlichen Heilsgeschichte, sozusagen eine heimliche "praeparatio
evangelica". Im modernen Heidentum und Säkularismus erblickte er
hingegen nichts als schiere Apostasie, die Fratze Satans, luziferischen
Abfall in des Wortes doppelter Bedeutung. Derleth war Antimodernist
ohne Wenn und Aber. Eben deshalb hielt er die antike Überlieferung in
hohen Ehren. Für ihn war es kein belangloser Zufall, daß die Kirche
ihre Dogmen mit Hilfe griechischer Kategorien formulierte und ihre
Gebete in lateinischem Wortlaut ausdrückte. Derleth liebte durch das
Christentum hindurch das Altertum. Im Katholizismus liebte er die durch
Christus berichtigte, geläuterte und geborgene Schönheit und Weisheit
der Antike. Sein höchstpersönliches Bekenntnis faßte er einmal so
zusammen: "Alle geschichtliche Bewegung kann nur ausgehen von
sakramentalen Einheiten mit dem cor Jesu als Mittelpunkt." Wenn das
Herz Jesu nicht in uns schlägt, dann ist alles Tun, Planen und
Organisieren fruchtlos. Alles kommt darauf an, daß die Menschen wieder
"in einen christusempfänglichen Zustand" versetzt werden: "Man muß die
Herzen erweitern", damit Christus auch in uns auferstehen könne. Wann
hat ein überragender Dichter deutscher Zunge zuletzt so zu uns
gesprochen?
Ludwig Derleth hat zwar schon zu Lebzeiten einige Leser und Bewunderer
hohen Ranges gefunden; unter ihnen befanden sich der Dichter Stefan
George und der Theologe Erich Przywara S.J. Insgesamt ist er aber bis
auf den heutigen Tag ein Geheimtip geblieben. Diejenigen, die ihn
kennen und schätzen, bilden eine verstreute Schar von Einzelgängern.
Erwähnt sei noch, daß wohlverbürgten Berichten zufolge unter dem
Eindruck des Menschen und Dichters etliche Männer und Frauen zur
katholischen Kirche konvertiert sind oder ihren Glauben wieder gefunden
haben. Um so weniger sollten sich Freunde christlicher Dichtung an dem
Titel stoßen, unter dem das Fünf Bände umfassende Hauptwerk des
Katholiken Ludwig Derleth erst postum vollständig erschienen ist: "Der
Fränkische Koran". Die herausfordernde Überschrift bedeutet kein
Bekenntnis zum Islam, sondern will bloß in vielleicht etwas
befremdlicher, jedenfalls sehr prägnanter Weise zum Ausdruck bringen,
daß das Opus Abendland wie Morgenland poetisch-synoptisch zu umspannen
beansprucht. Als Motto könnte der Goethsche Vers dienen:"Gottes ist der
Orient!/ Gottes ist der Okzident!/ Nord- und südliches Gelände/ Ruht im
Frieden seiner Hände" (West-östlicher Divan). Das "Fränkische" im
Werktitel erinnert nicht nur an des Dichters engere Heimat, sondern
auch an das Fränkische Großreich des Kaisers Karl der Große sowie an
die Tatsache, daß Byzantiner und Moslems einst das ganze christliche
Abendland "fränkisch" genannt haben. Das arabische Wort "Koran"
bedeutet genaugenommen soviel wie Lesung oder Rezitation. Wenn
Katholiken sich nicht daran stoßen, daß Dantes doch sehr ernstes
Hauptwerk scheinbar leichtfertig "Göttliche Komödie" heißt, dann
sollten sie sich auch nicht beirren lassen, wenn das zwar seit mehr als
zwanzig Jahren komplett vorliegende, jedoch kaum gelesene opus magnum
des leidenschaftlichen Katholiken Ludwig Derleth den plakativen Titel
"Der Fränkische Koran" trägt. Wer sich in dieses "universale
Welt-Poem", dieses "Felsenmal über den Schaumkronen der
Eintagsprodukte" und "immer neu zu entdeckende Glaubens- und Lebebuch"
(wie es Dominik Jost kennzeichnet) einmal gründlich vertieft hat, läßt
sich nicht länger von dem gängigen Unkenruf täuschen, daß es
lesenswerte Dichtung aus dem Glauben, eine christliche Literatur, gar
eine Poesie hohen Ranges aus zutiefst katholischem Antrieb nicht mehr
geben könne. Es gibt sie sehr wohl, auch wenn vielen Katholiken dies
unbekannt zu sein scheint, weil sie in literarischer Hinsicht Banausen
oder Mitläufer sind. Es gibt sie und wird sie geben, solange für
auserwählte Dichter die gefallene, die "heidnische" Welt im Lichte des
Glaubens luzid und transparent zu werden vermag, Spiegel und Gleichnis
und Sinnbild des Göttlichen. Zu diesen Dichtern katholischer Observanz
gehört neben Calderon, Lope de Vega, Jean Racine, Clemens Brentano,
Joseph von Eichendorff, Annette von Droste-Hülshoff, Adalber Stifter,
Alessandro Manzoni, Antonio Fogazzaro, Johannes Jörgensen, Reinhard
Johannes Sorge, Max Mell, Wjatscheslaw Iwanow, Jan Zahradnicek, Felix
Timmerans, Guido Gezelle, Charles Péguy, Francis Thompson, Coventry
Patmore, Gerard Manley Hopkins, Paul Claudel, Francis Jammes, Hugo von
Hofmannsthal, Konrad Weiß, Hugo Ball, Gertrud von Le Fort, Reinhold
Schneider, Paula Schlier, Sigrid Undset, Regina Ullmann, Elisabeth
Langgässer, Werner Bergengruen, Edzard Schaper und Enrica von
Handel-Mazzetti auch Ludwig Derleth, der die Schöpfung zwischen
Paradies und Apokalypse schauende, rühmende und beklagende Meister des
wahrhaft monumentalen "Fränkischen Korans". Er umfaßt Gebet, Hymnus,
Psalmodie, Litanei, Liebesgedicht, Trinklied, Traumpoesie, Idylle,
Heldensang, Abenteuerstrophe, Kreuzritterpathos, Lehre, Warnung,
Zeitkritik, Sibyllinisches und Mystisches. Aus ihm tönt uns entgegen
Orgelklang und Hirtenflötenlaut, Trommelwirbel und Harfenspiel,
Paukenschlag und Posaunenschall, Geigenstreich und Zimbeljauchzen,
Feuer-, Wasser- und Sphärenmusik, das Rauschen der Elemente und das
Alleluja der Engelchöre. Es ist ein durchaus antibabylonisches, ein von
Pfingstgeistfeuer durchglühtes Riesenwerk, indem sich auch diese zarten
Verse finden (101,105):
"Seele, du süße Braut des Frühlings,/ du trägst ein grünes Kleid von
Wäldern und von Bergen/ und jauchzt entgegen dem Geliebten./ Es ist der
Frühling, dem jedes Wunder gelingt./ Er kümmert sich nicht um eine
Wunde, / in hunderttausend Knospen heilt sie nach./ .../ Das Laub der
Wälder lobt mit grünen Lippen den Herrn."
***
Ludwig Derleths Gesamtwerk ist in einer sechsbändigen Ausgabe im Verlag
Hinder & Deelmann erschienen (D - 35075 Gladenbach-Bellnhausen in
Hessen). Die Bände 2 bis 6 enthalten den "Fränkischen Koran". Die in
diesem Aufsatz notierten Ziffern beziehen sich auf die Seiten des
zweites Bandes der Edition: "Der Fränkische Koran: Des Werkes erster
Teil" (zuerst veröffentlicht: Weimar 1932; Neuausgabe Hinder &
Deelmann, 1971, 488 Seiten)
Die sechsbändige Ausgabe ist erhältlich zum Preis von DM 120,00. Es
können aber auch die Bände einzeln zu je DM 24,00 bezogen werden. |