DER HEILIGE PETRUS DAMIANI
von
Eugen Golla
Ravenna, durch seine Baudenkmäler aus der Übergangszeit vom Altertum
zum Mittelalter eine der bedeutendsten Städte Italiens, ist seine
Geburtsstadt. Man kennt das ungefähre Geburtsjahr aus folgendem Satz in
einem seiner Briefe: "Kaum ein Jahrfünft vor meiner Geburt verließ
diese Welt Otto der Dritte." Da Kaiser Otto III., der exzentrische
Enkel der heiligen Kaiserin Adelheid, 1002 in seinem geliebten Italien
starb, muß somit das Geburtsjahr von Petrus Damiani 1006 oder 1007 sein.
Was uns über seine Kindheit und Jugendzeit überliefert ist, verdanken
wir der Vita des Johannes Laudensis, die aber hinsichtlich ihres
geschichtlichen Wertes vielfach gering eingeschätzt wird. Ihr ist aber
zu entnehmen, daß seine Eltern arme Leute mit einer großen Kinderschar
waren, die ihrem Spätgeborenen wenig Liebe entgegenbrachten, den seine
Mutter sogar verhungern lassen wollte. Frühzeitig Waise geworden, kam
er zuerst unter die Obhut eines seiner Brüder, der ihn wie einen Knecht
behandelte. Später nahm sich seiner ein anderer Bruder namens Damianus
an (dessen Namen er wahrscheinlich aus Dankbarkeit später als Beinamen
annahm). Dieser Bruder war zu ihm wie ein Vater, ja er ermöglichte ihm
sogar ein Studium zu Faenza und Parma. Infolge seiner großen Begabung
konnte er bereits im Alter von fünfundzwanzig Jahren in Parma und
Ravenna unter großem Zulauf Grammatik und Rhetorik lehren. Als er aber
durch schlechten Umgang Probleme mit seiner Geschlechtlichkeit
bekam, flüchtete er in das in einem abgelegenen Tal der Apenninen
gelegene Ere-
miten-Kloster Fonte Avellana bei Gubbio, dessen Statuten denen der
Kamaldulenser ähnlich und so streng waren, daß er erst nach einer
vierzigtägigen Probezeit einzutreten wagte. Da er sich durch eine
besonders strenge Askese auszeichnete, durfte er ohne das übliche
Noviziat bald die Gelübde ablegen; in einer seiner Schriften erwähnt
er, mit etwa dreißig Jahren die Priesterweihe empfangen zu haben. 1043
Prior geworden, bot sich ihm nun genügend Gelegenheit, auch außerhalb
seines Klosters mit unerbittlicher Strenge als Reformator an der
sittlichen Erneuerung von Klerus und Volk zu arbeiten. Unter seiner
Leitung blühte auch Fonte Avellana auf.
Die sittliche Verderbnis jener Zeit wurde noch durch schlechte
Beispiele einer Reihe von Päpsten geradezu gefördert. Petrus Damiani
erwartete einen Umschwung zum Besseren, als 1045 auf den unwürdigen
Benedikt IX. Gregor VI. folgte. Dieser war bereit, eine kirchliche
Reform nach dem Beispiel des französischen Klosters Cluny zu fördern.
Petrus versuchte, den Papst auf einige unwürdige Bischöfe aufmerksam zu
machen. Diese Bemühungen wurden allerdings dadurch behindert, daß sich
Gregor verantworten mußte, seine Würde erkauft zu haben. Auch trat der
abgesetzte Benedikt IX. wieder als Papst auf, was die Gefahr eines
Schismas heraufbeschwor. Daher setzten viele ihre einzige Hoffnung auf
eine Rettung durch Kaiser Heinrich III., dessen Absicht es war, daß
Kaiser und Papst gemeinsam die Christenheit regieren sollten. Der
fromme Herrscher fühlte sich daher nicht nur berechtigt, sondern sogar
verpflichtet, als Schutzherr der Kirche sich für die Wahl guter und
reformfreudiger Päpste einzusetzen. Nach der Resignation Gregors VI.
ließ er als ersten den Bamberger Bischof Suidger wählen, der den Namen
Clemens II. annahm. Da ihn aber Petrus Damiani als zu milde
einschätzte, richtete er an ihn einen tadelnden Brief. Eine Antwort auf
ihn ist nicht überliefert; jedenfalls verhinderte der baldige Tod des
Papstes eine Durchführung von Reformen.
Dessen zweiter Nachfolger, der energische hl. Leo IX., nahm sich vor,
mit ihnen ernstlich zu beginnen. Deshalb widmete ihm Petrus Damiani
eine seiner berühmtesten Schriften, den Liber Gomorrhianus, ein Werk
voll Bitterkeit, das die zwei Hauptsünden des Klerus, die Simonie und
den Nikolaitismus (womit im Mittelalter die Ablehnung des Zölibates
bezeichnet wurde) bzw. die Inkontinenz (die Ablehnung der
geschlechtlichen Enthaltsamkeit) unerbittlich geißelte. Des Verfassers
Ziel war es, auch den Weltpriestern mönchische Zucht aufzuerlegen. Das
hatte allerdings zur Folge, daß der Papst den Klagen, Petrus
übertreibe, Gehör schenkte. Da Petrus wahrscheinlich keine Gelegenheit
zur Verteidigung erhielt, trübten sich die Beziehungen zwischen den
beiden heiligmäßigen Männern derart, daß Petrus spätestens ab 1051
nicht mehr in der Umgebung des Papstes weilte.
Eine bedeutungsvolle Wende in seinem Leben erfolgte unter der Regierung
des Papstes Stephan IX., der als Abt von Monte Cassino schon vor seiner
Wohl mit dem Mönchtum in enger Verbindung stand.
Bisher wurden die Kardinäle mit wenigen Ausnahmen aus dem Klerus von
Rom und seiner Umgebung erwählt. Stephan IX. begann damit,
hervorragende Äbte und Mönche als suburbikarische Bischöfe (d.h. als
Bischöfe der zur Kirchenprovinz Rom gehörenden Diözesen) und Legaten
einzusetzen. Zu einem der ersten gehörte Petrus Damiani, den er zum
Kardinalbischof von Ostia ernannte. Allerdings nahm dieser die neue
Würde erst an, als ihm für den Fall der Verweigerung die
Exkommunikation angedroht wurde. Wie sehr er darunter litt, nunmehr
Funktionen übernehmen zu müssen, die seinem Ideal eines zurückgezogenen
mönchischen Lebens diametral entgegengesetzt waren, ist daraus zu
entnehmen, daß er den Papst später in einer seiner Schriften als seinen
Verfolger bezeichnete. Bereits am Tage nach seiner Ernennung richtete
er an das Kardinal-Kollegium ein Schreiben, in welchem er es
insbesondere vor der Simonie warnte, die nicht nur im Empfang von
Geldgeschenken, sondern auch schon in Schmeicheleien gegenüber den
Großen der Welt bestehe.
Von Papst Nikolaus II. wurde er als Legat nach Mailand gesandt, wo
infolge von Simonie und Unzucht des Klerus ein Aufruhr entstanden war,
der dringend beendet werden mußte. Führend war eine religiös-soziale
Volksbewegung, die Pataria, welche gegen die meist in Luxus lebende
Geistlichkeit revoltierte. Gemeinsam mit den Führern der Pataria gelang
es Damiani den Konflikt beizulegen unter der Bedingung, daß das
Vergangene mild beurteilt werden solle. Der ausgehandelte Friede währte
allerdings nur wenige Jahre.
Nach dem Ableben Nikolaus II. entstanden neue Unruhen.Infolge einer
zweifelhaften Wahl kam es erneut zu einem Schisma. Während die strenge
Reformpartei, deren Führung inzwischen Kardinal Hildebrand, der spätere
Papst Gregor VII., übernommen hatte, den Bischof Anselm von Lucca
wählte, der den Namen Alexander II. annahm, entschied sich die
kaiserliche Partei - deutscher König war seit dem im Jahr 1056
erfolgten Tod Heinrichs III. sein noch minderjähriger Sohn Heinrich IV.
- für den Bischof Cadalus von Parma, der sich Honorius II. nannte.
Dieser Gegenpapst erhielt in Petrus Damiani einen energischen und
unerbittlichen Gegner, weil er seine Wahl nicht als rechtmäßig ansah.
Honorius II. vermochte sich zwar nicht zu behaupten, aber er stiftete
dennoch viel Unruhe. So stand er 1062 vor den Toren Roms, wo ihn der
Kard. Petrus durch drohende Briefe zur Rückkehr zu bewegen suchte.
Danach richtete er an eine in Augsburg tagende Synode die Schrift
"Disceptatio Synodalis", in der er mit geschickter Dialektik die
rechtmäßigen Ansprüche Alexanders darlegte, was zur Folge hatte, daß
dieser im folgenden Jahr auch von deutscher Seite als Papst anerkannt
wurde. Die Kaiserinwitwe Agnes empfand tiefe Reue, weil sie eine
Zeitlang auf Seite des Gegenpapstes gestanden hatte. Sie zog sich nach
Rom in das Kloster der heiligen Petronilla zurück, wo sie sich unter
die geistliche Leitung Damianis begab.
So oft es ihm möglich war in seinem Kloster Fonte Avellana zu
verweilen, führte er das Leben eines Büßers. Er bezog eine Zelle, sein
Lager war eine Binsenmatte, er unterwarf sich strengstem Fasten und
trug einen Bußgürtel, ja er klagte sich wie ein einfacher Mönch seiner
Verfehlungen an.
Dazwischen versuchte er immer wieder, vom Papst die Enthebung von
seinen Ämtern zu erlangen, aber seiner Bitte wurde nicht stattgegeben,
vielmehr erhielt er zusätzlich den Auftrag, in Frankreich einen Streit
zwischen Cluny und dem Bischof von Macon zu schlichten. Aufforderungen
des Papstes, ihm zu schreiben, benützte er, um die Fehler, die sich Rom
zuschulden kommen ließ, wieder und wieder anzuprangern. Zu diesen
zählte besonders, daß man zu häufig exkommunizierte und Klerus und
Laien daran hinderte, ihre unwürdigen Oberhirten anzuklagen.
Zu diesem Zeitpunkt war Petrus Damiani, der ungern bestimmend in die
kirchliche Politik eingegriffen hatte, sondern vor allem Mönch und
Bußprediger sein wollte, von seiner Zeit eigentlich überholt worden:
Seit dem Tode Heinrichs III. war für das Papsttum nicht mehr das
einträchtige Zusammenarbeiten von Kirche und Staat das erstrebenswerte
Ziel. Die Epoche, in welcher der Kaiser Verteidiger und Beschützer der
römischen Kirche war, nahte ihrem Ende. Kardinal Hildebrand, nunmehr
der einflußreichste Mann am päpstlichen Hofe war zwar genau wie Damiani
ein kompromißloser Anhänger der von Cluny ausgegangenen kirchlichen
Reform; aber er widmete sein Leben der Idee, das Reich Gottes auf Erden
zu verwirklichen, d.h. die universale Herrschaft des Papstes innerhalb
der Christenheit, was eine vollständig andere Lösung des Verhältnisses
zwischen Kaiser und Papst bedeutete. Vielfacher Wechsel in der
Vormundschaft Heinrichs IV., der bereits mit sechs Jahren das Erbe
seines Vaters antreten mußte, sowie durch Versäumnisse in der Erziehung
geförderte Charakterfehler verhinderten einen gerechten Ausgleich der
Interessen zwischen Kaiser und Papst und führten schließlich zum
Investiturstreit, der bis in das nächste Jahrhundert währen sollte.
Diese Änderung der kurialen Politik verstimmte Damiani, so daß er
einmal schrieb, sein Herz werde gegenüber Papst Alexander nicht nur
lau, sondern sogar kalt. Im Jahre 1067 ging aber einer seiner
sehnlichsten Wünsche in Erfüllung: er durfte auf das Bistum Ostia
resignieren, behielt aber den Kardinalshut. Der Papst wollte allerdings
auch weiterhin nicht auf die Mitarbeit seines Kardinals verzichten:
1069 beauftragt er ihn, auf einer in Frankfurt abgehaltenen Synode die
Scheidungsangelegenheit des jungen Königs im Sinne der Kirche zu
regeln. Dort erklärte er, daß die Scheidung in diesem Falle nicht nur
schwer sündhaft sei, sondern zusätzlich für einen Herrscher
ungeziemend, müsse er doch berücksichtigen, daß ein solches Beispiel
auf die gesamte Christenheit abfärben würde. Solche Worte von dem
ehrwürdigen Kirchenfürsten, verbunden mit der Androhung kirchlicher
Strafen, schreckten den jungen, leichtsinnigen Heinrich von seinem
Vorhaben ab.
Im folgenden Jahre sandte ihn der Papst in seine Vaterstadt Ravenna,
die mit dem Banne belegt worden war, weil ihr Erzbischof ein
Parteigänger des Gegenpapstes Honorius II. gewesen war. Auch diese
Mission war von Erfolg gekrönt. Seine Landsleute empfingen 'ihren'
Kardinal mit Enthusiasmus. Aber auf seiner Rückreise nach Rom befiel
ihn in Faenza ein schweres Fieber, von dem er sich nicht mehr erholte.
In einem der Muttergottes geweihten Kloster starb er, umgeben von den
Mönchen, denen er befahl, vor seinem Bett das Tagesoffizium zu beten,
am 22. Februar 1072. In Faenza fand Petrus Damiani auch seine letzte
Ruhestätte. Eine offizielle Heiligsprechung fand nicht statt, aber
unter Leo XII. erhielt er im Jahre 1828 den Titel eines Kirchenlehrers.
Seinen Festtag feiert die Kirche am 23. Februar.
Seine Schriften umfassen hauptsächlich Briefe, Predigten, Gebete und
Gedichte, fünf Lebensbeschreibungen von Heiligen sowie Abhandlungen
über die Liturgie. Er ist zwar kein Meister der Dialektik, die
Philosophie ist für ihn - wie im Mittelalter üblich - nur eine "Magd
der Theologie" und die Klosterschulen bezeichnet er als Unruheherde.
Das trug dazu bei, ihn sogar als den ersten Gegner der Bildung in
Westeuropa zu bezeichnen. Aber dieses Urteil ist zweifellos
übertrieben. Allein schon seine poetische Begabung und die von ihm
verfaßten Hymnen machten ihn zu einem bedeutenden Dichter seiner Zeit.
Im Gegensatz zu den Kirchenvätern erklärt er nicht sämtliche Bücher der
Heiligen Schrift. Seine Kommentare sind in erster Linie den
Bedürfnissen seiner Zeit, die einer kirchlichen Reform dringend
bedurften, angepaßt. Seine Erklärungen bedienen sich gerne der
Allegorie. Das Leben ist für ihn ein Exodus, zwar ein anderer als der
unter des Moses Führung aus der ägyptischen Knechtschaft, sondern einer
unter der Führung Christi, der von aller Knechtschaft freimacht und in
sein Königreich führt. Der Sabbat ist die Vollendung des göttlichen
Werkes. Der Mensch soll aber am Gipfelpunkt seiner Schöpfung einen
geistlichen Reichtum erhalten, dessen Zeichen der siebente Tag, der
Sabbat, die Ruhe in Gott ist. So wurde der Mensch der Sabbat Gottes und
Gott des Menschen Sabbat, indem er selbst in Gott ruht und Gott in ihm.
Aber diese Ruhe gibt es nur in Christus, bereits auch schon hier auf
Erden mittels der Hoffnung und der Liebe gemäß Jesu Worten: "Bleibet in
Mir und Ich bleibe in euch." (Joh. 15,4).
Von seinen Biographien ist am bekanntesten sein Erstlingswerk über das
Leben des Gründers des Kamaldulenserordens, des hl. Romuald, den er
gleichsam als seinen Lehrer ansieht. Er ist für ihn der Heilige, der
sein geistliches Ideal am besten verkörpert, denn er fordert wie Petrus
Damiani auf, um des Himmels willen auf alles zu verzichten. Wenn dieser
auch die Verbindung mit der Kirche für heilsnotwendig hält, so ist sie
für ihn vor allem ein Mysterium, sozusagen 'Sakrament' und nicht nur
eine Institution.
Die Ratschläge, die Damiani den Laien erteilt, unterscheiden sich
hinsichtlich ihrer Strenge grundsätzlich nicht von denen, die er an
Mönche gerichtet hat. Menschlich näher tritt er uns in einem Brief an
eine Gräfin, die im Begriffe stand, zu heiraten: er rät ihr Almosen zu
spenden und ihren Haushalt ordentlich zu führen. Zu Anfang gesteht er
aber mit feinem Humor, er könne zwar in aller Ruhe bejahrte Personen
anschauen, aber die schönen Gesichter meide er wie die Kinder das
Feuer. Seine Sorge um die Armen drückt er mit den Worten aus: "Die
Reichen sind verpflichtet, mehr Verteiler als Besitzer zu sein."
Der Heilige ist auch einer der eifrigsten Vertreter des päpstlichen
Primats. Dennoch ist er im Vergleich zum "Dictatus papae" Gregors VII.
ein gemäßigter Vertreter der Hierokratie.
In der Lehre von den Sakramenten war zu seiner Zeit deren Zahl noch
nicht feststehend. So führt er deren zwölf an, unter denen sich nicht
die Eucharistie befindet, aber die Salbung der Könige, die ihm bei
seiner kirchenpolitischen Auffassung vom einträchtigen Zusammenwirken
der geistlichen und weltlichen Gewalt besonders wichtig erscheinen
mußte. Erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts gelang es, die scheinbar
zusammenhanglosen Sakramente in der Siebenzahl zu vereinigen; daß diese
auf dem Tridentinischen Konzil als ein formelles Dogma festgesetzt
wurden, ist darauf zurückzuführen, daß die Protestanten nach vielem
Schwanken schließlich nur zwei anerkannten.
Petrus Damiani erhielt über zweihundert Jahre nach seinem Tode in
Dantes "Göttlicher Komödie" ein die Zeiten überdauerndes Denkmal: Den
in das Paradies versetzten Heiligen läßt der Dichter in einer Zeit, in
welcher die beginnende Babylonische Gefangenschaft der Päpste in
Avignon ihre ersten düsteren Schatten warf, sprechen:
"... Es blieb mir wenig Erdenleben mehr,
Die heutigen
Hirten wollen rechts und links
als man des Hutes Last mir auferlegte,
- so schwer sind sie - gestützt sein und
geführt,
der immer schlechtre Köpfe nun bedeckt.
und hinten muß die
Schleppe einer tragen.
Barfuß und mager wanderte einst Kephas
Der Mantel deckt den
ganzen Zelter zu,
und so auch Paulus, das Gefäß des Geistes,
Wieviel erträgst du, himmlische Geduld!"
und fanden ihre Kost in jeder Herberg.
(Aus dem 21. Gesang)
***
Benutzte Literatur:
Jedin, Hubert: "Handbuch der Kirchengeschichte" Band III/1, Freiburg 1966.
Pohle-Gierens: "Lehrbuch der Dogmatik" Band III, Paderborn 1933.
Artikel "Petrus Damiani" in: "Dictionnaire de spritualité" Paris 1986.
"Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche", 4. Bd., Leipzig 1898.
Stadler, Joh. Ev.: "Vollständiges Heiligenlexikon in alphabetischer Ordnung", 4. Bd., Augsburg 1875.
"Vies des Saints", Band 2, Paris 1936.
***
Aus den Ansprachen von Simeon, dem Theologen
berichtet von
Nicephorus, dem Einsiedler aus dem 13. Jahrhundert
Von dem Tage an, an dem der Ungehorsam den Menschen vom Paradiese und
dem Verkehr mit Gott ausgeschlossen hat, erhielt der Teufel die Macht,
die Seele des Menschen am Tage und in der Nacht manchmal weniger,
manchmal stärker, zuweilen bis zum äußersten geistig zu beunruhigen.
Das einzige Mittel, sich hier zu schützen, ist die ständige Gegenwart
Gottes. Der Gedanke an Gott, der durch die Kraft des Kreuzes unserem
Gemüte eingeprägt ist, macht den Geist unerschütterlich. Das Ziel des
geistlichen Kampfes besteht darin, daß der Christ sich auf dem
Kampffeld des christlichen Glaubens geradezu austoben muß, weil er ja
dafür ausgerüstet wurde. Wird der Kampf nicht im Glauben geführt, dann
ist er umsonst. Dieser Kampf ist der einzige Sinn der verschiedenen
Tugendübungen, die man um Gottes willen auf sich nimmt. Es handelt sich
darum, Gottes Güte zu rühren, die ursprüngliche Würde wieder zu
erlangen, Christus in uns einzuprägen nach den Worten des Apostels:
»Meine Kinder, noch einmal leide ich Geburtswehen um euch, bis Christus
in euch Gestalt gewinnt« (Gal. 4,I9).
(aus "Kleine Philokalie - Belehrungen der Mönchsväter der Ostkirche über das Gebet" Einsiedeln 1956, S. 126-127)
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