MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Ergertshausen, den 8.10.97
Verehrte Leser,
sicherlich werden einige von Ihnen verärgert über die Thematik dieses
Heftes sein, greift es doch wiederum Probleme auf, deren Lösung sich
dahinzieht wie zäher Brei und denen wir uns auch in Zukunft noch widmen
müssen: das um sich greifende sektiererische Verhalten in den eigenen
Reihen, das nicht von ungefähr - tief verwurzelt in einem gewissen
Traditionalismus - weitergärt. Aber ich würde meine Aufgabe als
Redakteur einer religiösen Zeitschrift mit Streitbereitschaft
sicherlich nicht gerecht werden, wenn ich dieses Phänomen schweigend
übergehen würde, ist doch das Sektierertum nicht zufällig bei uns
eingefallen, sondern ist Ausdruck einer zutiefst areligiösen,
unchristlichen und unkirchlichen Haltung, die von der Vorstellung lebt,
über die Heilsgnaden Gottes einfach verfügen zu können. Man nimmt sie
nicht dankbaren und demütigen Herzens als unverdientes Ge-schenk
entgegen, sondern meldet einen Rechtsanspruch auf etwas an, was man
eigentlich ja - als Traditionalist, als Gralshüter - besitzt: die
Wahrheit, die lebendige Wahrheit, Gott!... oder nicht? Aber der hat
sich diesen Triumphalisten längst entzogen. Und darum ist für sie auch
die Frage nach Gültigkeit und Erlaubtheit einer Zelebration unwichtig
geworden, darum auch unwichtig die Frage nach dem tatsächlichen Vollzug
des Opfers - man gibt sich bedenkenlos mit einer Simulation der Messe
zufrieden... "in schwarz". (Ich denke da an das selbstgefällige Gehabe
der Leserbriefschreiber im letzten Heft von KYRIE ELEISON, die zu den
unglaublichen Ausführungen Herrn Bökers noch Beifall klatschen, welcher
inbeirrt seinen Sektiererkurs weiterverfolgt.)
Hier ist eine erneute Grenzziehung leider unumgänglich: die, welche die
Tradition aus religiösen Gründen verteidigen und als lebendiges und
Leben spendendes - zugegeben: mit Leid verbundenes - Erbe ansehen,
durch das ihnen aber Anteil an den göttlichen Gnadenströmen gewährt
wird, haben mit denen, die meinen, die Wahrheit wie in ihrem
feuersicheren Tresor ablegen zu können, wenig zu tun. Und diese
arrogante Einstellung scheint unfähig zur Umkehr zu sein.
Jeder erntet, was er sät: die einen leben, die anderen sterben ab. Aber
diese traditionalistischen Krustentiere sollten wissen: In ihrem
geistigen Siechtum sterben sie nicht für sich allein. Blind für ihr
gesellschaftliches Umfeld bilden sie nicht nur nicht den "Stachel im
Fleisch" einer zutiefst gefährdeten Welt, sondern werden noch zu
abstoßenden Figuren, die durch ihr triumphalistisches Gehabe die letzen
religiösen und metaphysischen Regungen ihrer Mitmenschen vor Ekel
ersticken und ihre Hilfeschreie verstummen lassen.
Mir bleibt nichts übrig, als Sie an den Appell des hl. Paulus zu
erinnern, den er an die Epheser richtete: "Nutzet die Zeit aus, denn
die Tage sind böse." (Eph. 5, 16)
Ihr Eberhard Heller
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Titelbild: Kapelle am Marienjoch bei Biberwier/Tirol; Photo E.H.
Redaktionsschluß: 8.10.1997 - die Redaktion hat einen Fax-Anschluß:
08171/28816
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ACHTUNG MESSZENTREN!
In KYRIE ELEISON Nr. 3 / 1997, S. 124 f., bezeugen die Herren Schöner und Dr. ing. Werten-
bach, "an der Gültigkeit der Priesterweihe von H. Herrn Pater Rafael
Cloquell besteht keinerlei Zweifel", nachdem sie die Weihedokumente
eingesehen haben. Des weiteren berufen sie sich auf die Zeugnisse der
Mgr.'s McKenna, Hesson und Oravec, ebenso auf einen "rechtgläubigen
Priester". hinter dem sich P. Baird verbirgt, die ebenfalls die Eignung
Cloquells zum Bischof überprüft hätten.
Dazu ist folgendes zu sagen:
1. In dem von den beiden Herren
Schöner und Dr. ing. Wertenbach betreuten Karlsruher Zentrum konnte -
wohl auch nach gründlicher Prüfung - zeitweise (bis zu seinem Tod) ein
gewisser Herr Thieme zelebrieren, der nach dem modernen (ungültigen)
Ritus geweiht war.
2. P. Baird hat seine
Fähigkeit, Dokumente zu prüfen, dadurch unter Beweis gestellt, daß er
die Zeugnisse des Betrügers Roux, der inzwischen im "Reich der
Schatten" verschwunden ist, als gültig anerkannt hat.
3. Zu den H. Herren McKenna und
Oravec - Mgr. Hesson kenne ich nicht - schweige ich vorerst aus
Rücksicht den strapazierten Gläubigen gegenüber.
Die Angelegenheit können die Betroffenen ganz leicht dadurch klären,
daß sie ein Dokument vorlegen, aus dem hervorgeht, daß Mgr.
Ngo-dinh-Thuc Laborie vor der (Re-)Konsekration zum Bischof auch (sub
conditione) zum Priester geweiht hat. (Ein solches Dokument konnte
Cloquell bisher aber nicht einmal seinem ehemaligen Konfrater Rissling
vorlegen!) Dann bin ich gerne bereit, meine Vorbehalte gegenüber der
Gültigkeit der Priesterweihe von Cloquell aufzugeben - zu klären bliebe
dann nur noch der kirchliche Status dieses
Herren.
E. Heller |