OFFENER BRIEF
Christian Jerrentrup
LIGA KATHOLISCHER TRADITIONALISTEN e.V.
- z. Hd. Herrn Redakteur Manfred Böker -
Postfach 2224
58022
Hagen
München, den 12. Juli 1997
Sehr geehrter Herr Böker,
als Mitarbeiter der Zeitschrift ElNSICHT und Verfasser der
Sukzessionslisten, die vor einigen Monaten Klarheit in den
Vagantensumpf brachten, sehe ich mich gezwungen, zu Ihrem Artikel
"Pertinax und Gummistempel", Kyrie Eleison, Heft 2, 1997, S. 109-121
Stellung zu nehmen.
1. Da Sie "nicht
philosophisch gebildet" (120) sind, müssen Ihre Ausführungen zum Thema
"Intention" (115) vor diesem Hintergrund gewertet werden.
2. Die Weihen eines
Klerikers werden von Ihnen für "a priori" gültig erklärt, wenn dieser
sich "für die Tradition" weihen ließ (114).- Wer Fakten, die sich nur
historisch eruieren lassen, a priori entscheiden will, ist ein
spekulativer Idealist. Ich spare mir den Beweis, daß der spekulative
Idealismus wissenschaftlicher Müll ist - Sie könnten das ja doch nicht
beurteilen (s.o.). Das kirchliche Lehramt jedoch hat diesen lrrtum
schärfstens verurteilt.
3. Ein
Priesteramtskandidat soll sich seine Weihe "notgedrungenermaßen bei
irgendeiner schismatischen und häretischen Gemeinschaft [holen]" (119).
— Damit propagieren Sie öffentlich Sakramental-Prostitution. Für Sie
scheint die Kirche ein Ordinations-Bordell zu sein — wenn Sie überhaupt
einen Kirchenbegriff haben.
4. Sie schreiben, daß "in der
Regel jeder getaufte protestantische Bäckerlehrling [...] von heute auf
morgen ohne jegliche Vorbereitung und Kenntnisse der Theologie gültig
zum Priester oder Bischof geweiht werden karm'' (119).— Ein Protestant
leugnet willentlich das katholische Opfer- und Weihepriestertum und
kann daher nie gültig geweiht werden. Mit Lhrer häretischen Behauptung
reduzieren Sie die Sakramentenspendung auf einen mechanischen
Hokuspokus und leugnen die Notwendigkeit der Intention im
Sakramentenempfänger.
5. In Kyrie eleison, Heft
4, 1996. S. 122 hatten Sie einen "H.H. Pater Rolf Lingen" für
"seelsorgliche Dienste" empfohlen.— Die ElNSICHT hat November 1996 /
Februar 1997 den Beweis geführt, daß Lingen Laie ist. Es wäre Ihre
Pflicht gewesen, Ihre frühere Fehlinformation zu korrigieren, statt sie
dem Vergessen anheimfallen zu lassen.
6. Trotz Ermahnung und
Belehrung empfehlen Sie wiederum Meßzentren, in denen Kleriker wie
Schöbel oder Cloquell, deren Vagantenstatus nachgewiesen ist,
laborieren. — Ihr Verhalten ist damit "pertinacissimus".
7. Sie versichern als
verantwortlicher Redakteur "ersatzweise an Eides Statt", daß Ihr Blatt
"nichts gegen den katholischen Glauben" (2) enthält. - Gemäß der obigen
Punkte 2-5 sind Sie der fahrlässigen, gemäß Punkt 6 der vorsätzlichen
falschen Versicherung an Eides Statt überführt.
8. Die Frage der
Sukzessionsgültigkeit und die Beurteilung vagabundierender Kleriker ist
fiir die Kirche und ihre Mitglieder eine Frage auf Leben und Tod. Es
blieb Ihnen überlassen, daraus eine ironisierende Posse auf
Pennälerniveau zu verfertigen.
Angesichts dieser Bilanz wagen Sie es noch, Ihrer Zeitschrift in
unerhörter Jurisdiktionsanmaßung ein "Imprimatur" voranzustellen!
Arbeiten Sie erst einmal unsere Untersuchungen zur
Sukzessionsgültigkeit gnindlich durch, bevor Sie über "pertinax" und
"Gummistempel" schnöselnd herziehen. Korrigieren Sie Ihre Irrtümer und
nicht anderer Leute Satzbau. Und äußern Sie sich erst dann wieder, Herr
Böker, wenn Sie etwas mitzuteilen haben, was den katholischen
Widerstand befestigt und ernsthaft voranbringt, anstatt ihn vollends
zugrunde zu richten.
Hochachtungsvoll
(sign.) Jerrentrup
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