NEUERSCHEINUNGEN
BUCHBESPRECHUNGEN:
Gerd-Klaus Kaltenbrunner:
"Die Seherin von Dülmen und ihr Dichter-Chronist."
80 Seiten. Theresia-Verlag 1992, Postfach 60, CH-6424 Lauerz – Preis: DM 7,70
"Ich sah die Peterskirche und eine ungeheuere Menge Menschen, welche
beschäftigt waren, sie niederzureißen; aber auch andere, welche wieder
an ihr herstellten ... " Diesen prophetischen und so überaus
zeitgemäßen und bedenkenswerten Satz der Anna Katharina Emmerich
zitiert der bekannte Essayist und Historiker Gerd-Klaus Kaltenbrunner
in seinem schmalen, gehaltvollen Bändchen, welches er dem Gedenken
Clemens Brentanos und der stigmatisierten Seherin von Dülmen, Anna
Katharina Emmerich, widmet. Wahrhaft selten scheint der Fall, daß ein
wohlhabender Dichter von hohem Rang, demütiger Schreiber einer
literarisch völlig unbedeutenden älteren, kränkelnden Frau wird, an
deren Visionen seelisch gesundet und seine früheren Dichtungen als
"eitle Toilettensünden" bezeichnet. In unserem Jahrhundert hat sich
Vergleichbares nur in dem rastlosen Einsatz des Dr. Fritz Michael
Gerlich, Chefredakteur, Widerstandskämpfer und Märtyrer, für die
ebenfalls stigmatisierte Therese Neumann von Konnersreuth ereignet.
Brentano, der Virtuose romantischer Dichtkunst, der von vielen
Anfechtungen hin- und hergerissen "eine Heimkehr der Poesie an die
Quellen christlicher Offenbarung" ersehnte, fand in der schlichten
exklausurierten Nonne "die vielleicht größte historische und
allegorische Seherin, die seit der Isis gelebt." Bis zu seinem
Lebensende steht er, der Pilger, Anna Katharina als Chronist zur
Verfügung und hält ihre Gesichte fest. 6 monumentale Bände künden von
dieser seltsamen Seelen-Symbiose. Von hoher Gegenwartsbedeutung und
ver-blüffender Synchronizität jüngste Phänomene betreffend, erscheinen
die Emmerichschen Rom-Dämmerungsgesichte vom 17. Oktober 1820. Der
interessierte Leser wird nicht nur von der temperamentvollen Sprache
und der anschaulich lebendigen Darstellungskunst in diesem äußerst
lesenswerten Bändchens gefesselt sein. Mit Staunen wird er darüber
hinaus die sich in unheimlicher Präzision erfüllende mystisch
prophetische Schau der münsterländischen Kassandra zur Kenntnis nehmen.
Magdalana S. Gmehling
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Theresienwerk e.V. Augsburg (Hrsg):
"Prozess der Seligsprechung und Heiligsprechung
der hl. Theresia v. Kinde Jesus ..."
Band 1: "Bischöflicher Informationsprozeß" 592 Seiten.
Band 2: "Apostolischer Prozeß" 632 Seiten.
Badenia Verlag 1997 Preis: DM 175,--öS 1.453, --sFr 156.
Zum hundersten Todestag der hl. Theresia vom Kinde Jesu am 30.
September 1997, legt der Badenia Verlag in Zusammenarbeit mit dem
Theresienwerk die umfassende deutsche Ausgabe aller Akten der Selig-
und Heiligsprechung der Theresia von Lisieux vor. Die Heilige, die im
Volksbewußtsein durch ihren "kleinen Weg", ihre Botschaft von der
Gotteskindschaft fortlebt, wurde bereits am 17. Mai 1925 durch Papst
Pius XI. zu einer Zeit, in der noch viele Zeugen lebten,
heiliggesprochen.
Das ausführliche zweibändige Werk orientiert sich an der sog. Copie
publique, die gefertigt ist auf der Grundlage des Transumptum, also
der, den Originaltexten entsprechenden Kopie. Der bischöfli-che
Informationsprozeß (Bd. 1) zur Selig- und Heiligsprechung der Heiligen
wurde 1910 und 1911 geführt und in Rom positiv beendet durch die
Einleitung des Apostolischen Prozesses (Bd. 2), der am 17. März 1915 in
Bayeux eröffnet wurde.
Der erste Band bietet Einblick in die authentischen Dokumente: den
Supplex libellus (offizielle Bittschrift des Vizepostulators) das
Decret (Antwortschreiben des Bischofs von Bayeux und Lisieux) und das
Mandat (Beauftragung des Generalpostulators), ferner die Artikel und
eine Liste von 37 Zeugen, sowie die Fragenliste des Glaubensanwaltes.
Der zweite Band umfaßt im "Einleitenden Apostolischen Prozeß" wiederum
die Dokumente mit dem Antrag des Vizepostulators, dem Antwortschreiben
des Bischofs, dem Durchführungsauftag, dem Ermächtigungsschreiben, den
Artikeln, der Zeugenliste und der Fragenliste des
General-Glaubensanwaltes. Der "Abschließende Apostolische Prozeß" wird
dargestellt in den Rechtsdokumenten zu Prozessbeginn in oben genannter
Einteilung und ergänzt durch die Dokumente, die sich auf die Wunder
beziehen, die Prüfung des Grabes der Dienerin Gottes und den "Kleinen
Apostolischen Prozeß von Namur" sowie im Anhang auch durch die
Nachforschungen hinsichtlich der Schriften der Therese Martin. Im
Apostolischen Prozess wird der Lehre Theresias von der "evangelischen
Kindschaft", von Hingabe, Demut, Einfachheit und geistlicher Armut
große Bedeutung beigemessen.
Das Gesamtwerk, welches der inzwischen verstorbene Theresienkenner
Pater Maximilian Breig, betreut und aus dem Französischen übersetzt
hat, animiert zu genauestem Quellenstudium und zeugt von einer
akribischen Sammlertätigkeit und ausgewogenem Urteil. In den Zeugen-
wie in den Sach-aussagen werden Licht- und Schattenseiten der
Mentalität, welcher Theresia begegnete, wie auch die Schwierigkeiten,
welche die Causa belasteten, offen dargelegt. Interessierten Laien,
aber auch Fach-leuten ist hier ein Kompendium des Lebens der Heiligen
in Zeitzeugnissen geboten. Allgemein wird ein hervorragender Einblick
in das durchaus komplizierte Verfahren eines Selig- und
Heiligspre-chungsprozesses vermittelt.
Lobend hervorgehoben sei noch der kritische Apparat, sowie der gut
lesbare und übersichtliche Druck der beiden handlichen Bände. Papst
Pius der X. hat Theresia die größte Heilige der Neuzeit genannt.
Magdalena S. Gmehling
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Günther Storck:
"Die Gottesidee
der Wissenschaftslehre J. G. Fichtes"
Anmerkung der Redaktion:
Wegen der bleibenden Aktualität verweisen wir noch einmal auf Storcks Dissertation:
(...) Der zentrale Teil der Dissertation (251-356) stellt dar, wie
Fichte die Realität Gottes durchgängig absichert. Diese Darlegung
gründet auf dem (bis Fichte) nicht hinreichend gelösten Problem, daß
das Absolute einerseits kein oberstes "Ding-an-sich" sein kann,
andererseits aber unabhängig von meinem Denken Realität haben soll.
Fichtes entscheidende Schritte, die die Aushebelung aller
idealistischen und realistischen Einwände vorführen, werden
verständlich nachgezeichnet (251-314). Zwei aufschlußreiche Exkurse
über fehlerhafte Konzeptionen des Absoluten bei Reinhold (315-329) und
Schelling (330-356), zweier Zeitgenossen Fichtes, beschließen den
Abschnitt. (...)
Aus Aktualitätsgründen weisen wir nochmals darauf hin, daß die in
EINSICHT XXVI, Nr.5 vom Dezember 1996, 92-93 rezensierte Dissertation
von Dr. Günther Storck "Die Gottesidee der Wissenschaftslehr J.G.
Fichtes", die dem ernsthaft interessierten Leser eine wissenschaftlich
fundierte Argumentationshilfe zur Beurteilung der heutigen religiösen
Situation zu geben vermag, nach wie vor bei uns erhältlich ist (DIN A4,
200 Seiten, neu gesetzt, mit aktualisierten Stellennachweisen und neu
erarbeitetem Personen- und Sachregister. Selbstkostenpreis incl. Porto
und Verpackung: DM 30,-). Bitte richten Sie Ihre Bestellung direkt an
Herrn Christian Jerrentrup, Boschetsrieder Str. 93d, D - 81379
München.
Christian Jerrentrup
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