Leserbriefe zu dem Artikel "Am Scheideweg":
Als Leser der "Einsicht" zur Stellungnahme aufgefordert, Herr Dr.
Heller, bitte ich Sie, den Kampf der "Einsicht" durch Fortführung
derselben in diesem gefährlichsten Augenblick der Röm-kathol. Kirche
entschlossen fortzusetzen. Sie haben, meiner Übersicht nach, als
einziger, den um Leben und Tod gehenden Kirchenkampf völlig ehrlich
ohne auf die Versuchung, aus taktischen Gründen von der Wahrheit
Abstriche zu machen, geführt, mit Wissen (philosophischem sowohl als
religiösem), worum es geht und was zum Mindesten geschehen muß. Ich
bitte Sie auch im Namen des verst. Herrn Dr. Katzer und Ihres Vaters,
jetzt, in der entscheidenden Stunde, in der Dritten Reihe im Endkampf
einzustehen für die Sache Jesu. -
R.L. aus München
***
Tief beeindruckt hat mich der Respekt und die Konsequenz einer Simone
Weil vor der Kirche. So sehr sie Christus und die Kirche liebte, wusste
sie doch um den Abstand zu ihr, trotz ihrer Sehnsüchte. Dies soll keine
Entschuldigung sein, zeigt aber doch mit gebührendem Abstand zu Weil in
etwa meine Position. Gott wird weisen. Ihre redaktionellen Beiträge wie
den Artikel "Am Scheideweg" begeistern mich jedes Mal aufs Neue. Noch
nirgends im katholischen Zeitschriftenwesen fand ich diese Klarheit und
den Willen zur Veränderung. Wenn auch Ihre Beiträge aus der Jungen
Freiheit mich immer wieder stören, da katholische Gesinnung nicht
gleichbedeutend mit deren Meinung sein muß und ich mir von diesen
Beiträgen weniger wünschte, so finde ich Ihre Ausführungen zur
kirchlichen Lage immer sehr spannend. Meine Meinung zu dem Artikel:
Wahrscheinlich trifft es zu, dass die meisten Messzentren gefährdet
sind, wenn die "alte Messe" wieder erlaubt wird, dies auch deswegen,
weil ich noch in keinem Messzentrum einen Bücher- oder Schriftenstand
fand, der evtl. neue und alte Besucher apologetisch weiterbildete oder
informierte, von einer persönlichen Ansprache neuer Besucher ganz zu
schweigen. Eine Konferenz zur Sammlung der restitutionswilligen
Kleriker und Laien finde ich eine hervorragende Idee, die ich gerne mit
meinem Gebet unterstützen will. Notwendig wäre aber zum Erfolg solch
einer Tagung sicher ein Gebetssturm, am besten natürlich auch in den
Messzentren vor dem Allerheiligsten. So weit ich mitbekomme, sind die
mir bekannten Messzentren aber ja eh nur zu Messzeiten geöffnet und
meist sehr versteckt oder außerhalb gelegen. Vielleicht wäre eine
"Aktion Täglicher Rosenkranz" in den Messzentren hilfreich, die ja auch
in Tageszeitungen per Kleinanzeige beworben werden könnte. Warum
sollten nur Adventisten und Freikirchler ihre Bibeltelefone u.ä.
anpreisen dürfen? Zum Weiterbestand Ihres Organs: Vielleicht könnte das
Organ tatsächlich DIE Plattform der Restitution werden. Dafür finde ich
es gut, wenn Sie den Gläubigen Mittel für das Apostolat zur Verfügung
stellen könnten: Kurze Erklärungen des Katechismus, Gebetstexte der
Tradition, Aktionsvorschläge. Die Flugblätter der SAKA fand ich immer
sehr gut, vielleicht gelänge es, kurze Einführungen oder apologetische
Themen auf einer Heftseite abzudrucken, die die Leser dann kopieren und
auslegen könnten. Dies sind alles nur bescheidene Vorschläge von einem,
der selbst nicht an vorderster Front kämpfen will. Von daher verzeihen
Sie alle Besserwisserei und Überheblichkeit. Vielleicht kann ich Ihnen
mit meinen Ausführungen und Beilagen etwas dienlich sein, alles zur
größeren Ehre Gottes! -
Chr. B. aus Baden-Baden
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Sehr geehrter Herr Dr. Heller, ich bin dafür, dass EINSICHT weiterhin
wie bisher erscheint und nicht als Rundbrief, Mitteilungsblatt oder
Nachrichtenbörse im verkleinerten Umfang. Wenn Sie finanzielle oder
zeitliche Probleme zur Erstellung der Zeitschrift haben sollten, können
Sie die EINSICHT statt 7-mal jährlich z.B. 4-mal pro Jahr
herausbringen. Aber dann bitte im Zeitschriften-Umfang nicht reduziert.
Auch nicht um den geistlichen Inhalt verkleinert! Bitte bedenken Sie:
Die sedisvakantistischen Publikationen ATHANASIUS, SAKA und KYRIE
ELEISON existieren nicht mehr. Und nun sollte EINSICHT nicht mehr wie
gewohnt publiziert werden?
Ich habe Interesse an einer Konferenz im Herbst 2006. Am besten an
einem Sonntagmorgen, nach einer hl. Messe. Beginn des Hochamtes um 9
Uhr, anschließend bis wenigstens 17 Uhr Aussprachemöglichkeit usw. Ein
weiteres Treffen könnte dann im Frühjahr 2007 stattfinden.
B.S. aus Laupheim
***
Lieber Herr Dr. Heller,
nach Durchsicht Ihres Textes kann ich nur sagen, daß Sie mal wieder den
Nagel auf den Kopf getroffen haben. Es wird höchstwahrscheinlich in der
Tat so kommen, wie sie es beschreiben: Ratzinger wird die alte Messe
unter den von Ihnen dargestellten Bedingungen (Einstellung der Kritik
der Econer an den allen übrigen Mißständen) wieder zulassen, und dann
werden sich weite Teile des Widerstandes wohl einfach in Luft auflösen.
Zwar gibt es wohl auch im Bereich der Priesterbruderschaft St.Pius X.
eine "härtere" Fraktion, die damit nicht so ohne weiteres einverstanden
sein wird, aber wie die sich dann entscheiden, ist noch völlig offen.
Man sollte jedoch nicht darauf bauen, daß sich daraus etwas echt
Widerständiges entwickelt. Die meisten werden ganz einfach froh und
glücklich sein, endlich sozusagen auch offiziell ihre gute, alte
lateinische Messe wiederzuhaben. Damit muß man sich gewissermaßen
abfinden. Möglicherweise müssen wir uns auch ein paar Jahre auf uns
selbst zurückziehen, weiter nachdenken und schauen, was die Zeit
bringt. Das ist natürlich nicht sehr revolutionär, aber als alter 68er
war ich ohnehin schon immer der Meinung: Ohne Theorie keine Revolution,
und das heißt in unserem Falle eben: auch keine Konterrevolution.
Mit dem Hinweis auf Ratzingers Arianismus lockt man nach meiner
Erfahrung keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Zum einen kann damit
selbst bei konservativen oder traditionalistischen Katholiken kaum
jemand etwas anfangen, und diejenigen, die wissen worum es geht, finden
es nur "halb so wild". Das sei doch eine "sehr vernünftige Position"
wurde mir z.B. gesagt.
Die Idee im Herbst eine Konferenz zu all diesen Themen zu veranstalten,
halte ich für ausgezeichnet und plädiere - auch angesichts meiner
eigenen ausgesprochenen Reiseunlust - für Frankfurt am Main als
Veranstaltungsort. Die zentrale Lage und gute Erreichbarkeit (Zug,
Auto, Flugzeug) spricht zusätzlich für die Mainmetropole. Um geeignete
Räumlichkeiten würde ich micht selbstverständlich gerne kümmern,
beispilesweise käme das "Haus der Heimat" der Vertriebenverbände in
Frage. In diesem Rahmen könnte man dann natürlich auch über die Zukunft
der "Einsicht" diskutieren, die ich - auch aus eigenem interesse
versteht sich - eigentlich unverändert lassen möchte, sieht man einmal
von der unbedingt notwendigen Gewinnung kompetenter neuer (jüngerer?)
Autoren ab.
Einen einzigen kleinen Kritikpunkt an Ihren Ausführungen möchte ich
denoch anbringen, weil er zumindest für unsere Situation hier so nicht
zutrifft. Ich habe nämlich bereits einige Male interessierte Bekannte
mit in die lateinische Messe genommen, die hier in der Kirche
St.Leonhard gefeiert wird. Kopftücher waren da keine zu sehen, aber
viel jüngere Leute, Frauen und Männer, und natürlich wie immer ältere,
während die mittlere Generation fehlt. Aber da die Kirche mitten in der
Innenstadt, am Römerberg liegt, kommen die Leute von der Straße herein
und bleiben... Aber selbst in der Hattersheimer Kapelle St.Athanasius
der Pius-Brüder gibt es keinerlei Kleiderzwänge. Das ist hier wohl Gott
sei Dank auch nicht durchsetzbar.
Ihr Werner Olles
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Sehr geehrter Herr Heller,
(...) Die kirchliche Situation sieht hier (d.i. Südamerika,
Argentinien) auch nicht besser aus. (...) Die für den Herbst geplante
Konferenz ist meines Erachtens eine sehr gute und schöne Idee, leider
kann ich nicht selbst teilnehmen. Ich wäre aber sehr vorsichtig mit der
Festlegung „einer gemeinsamen Form des geistigen Überlebens“. Daß die
EINSICHT sich vorrangig als Organ des Widerstandes und des
Wiederaufbaus versteht, ist klar und sollte sich auch nicht ändern.
Doch wie sieht dieser Widerstand und Wiederaufbau aus? Sehr geehrter
Herr Heller, ich kann es mir selbst nicht vorstellen. Und hier erinnere
ich mich an das Gradual vom 1. Adventsonntag: „Vias tuas, Domine, notas
fac mihi: et semitas tuas edoce me.“ (Deine Wege, o Herr, mache mir
kund: und über Deine Pfade belehre mich.)
M.S. aus Buenos Aires.
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