Der Protestantismus und seine ökumenische Aufwertung
von
Norbert Dlugai
I. Einleitende Bemerkungen zur Problematik
Der Verfasser dieser Abhandlung ist sich darüber im Klaren, daß hier
eine Thematik angesprochen und ins Blickfeld gerückt wird, der
besonders in unserer Gegenwart wieder eine ausgreifende Brisanz
innewohnt. Die Hintergründe haben ganz eindeutig nicht zuletzt durch
das II.Vatikanische Konzil eine Gewichtigkeit wie nie zuvor erlangt und
dürften in den Jahrzehnten seit Ende des Konzils das Handeln und Denken
der Kirche bzw. des 'Volkes Gottes' in einer Weise bestimmen, durch
welche die heutige 'Kirchengeschichte' eine unübersehbare Prägung
erfährt.
Besagtes Denken und Agieren aber bewegt sich primär im zeit- und
weltumspannenden Panorama des sog. Ökumenismus, der gekennzeichnet
ist vor allem durch wohlwollendes Hinblicken auf den
Protestantismus - auch wenn man nach außen hin vorgibt, den
einzigartigen Heilsauftrag der katholischen Kirche nicht infrage zu
stellen. Nichtsdestoweniger ist unverkennbar, daß der Ökumenismus, wie
er heute betrieben wird, - und das mit Blick auf den Protestantismus -
ein beherrschendes Faktum darstellt, welches im Bereich von Glauben,
Kirche, Religion und Theologie einen dominanten Stellenwert erlangt
hat, der sich im letzten in einer Mentalität niederschlägt, vorrangig
die Gleichwertigkeit der evangelischen Kirche mit der katholischen
trotz allem im Bewußtsein zu verankern.
Doch nach wie vor gilt: Wir werden insoweit mit einer gigantischen, ja
geradezu tödlichen Verkehrung und Gefahr für die Einzigartigkeit der
wahren Kirche Jesu Christi konfrontiert, wovor z.B. der bekannte
Kirchenrechtler Georg May nachdrücklich warnt. Und wie sehr ist da
Georg May im Recht, wenn er den Bonner Kanonisten Hans Barion zitiert,
der einmal schrieb: "Man ist entweder ökumenisch oder katholisch."
Wobei Georg May noch zu bedenken gibt, "daß die Kirche sich überlegen
muß, was sie will, entweder: evangelisieren oder protestantisieren,
beides zusammen geht nicht". (s.b. G. May in: "Gefahren, die der Kirche
drohen" S.56/57).
II. Die Zielrichtung des Ökumenismus-Protestantismus wird stets klarer und offensichtlicher
1. Einige Beispiele als Hinführung zum Problem
Die zuvor erwähnten Überlegungen müssen zwangsläufig von der Sache her
den Charakter der Negativkritik in sich vereinen, was etwa das
Verständnis von Ökumene innerhalb der protestantischen Kirche betrifft.
Beispiele aus jüngerer Zeit beweisen dies.
So gab der derzeitige Vorsitzende der EKD Huber unmißverständlich zu
verstehen, daß sich die evangelische Kirche in ihrem Selbstbewußtsein
wieder mehr profilieren müsse, wozu es gehöre, daß sie nicht die
Absicht habe, der katholischen Kirche in Sachen des Glaubens, der
Liturgie usw. entgegenzukommen. Klarer und deutlicher kann man es wohl
kaum sagen! Jedenfalls läßt diese Aussage eines maßgeblichen
Protestantenfunktionärs keinen Zweifel aufkommen, was man unter
"Ökumene" versteht bzw. verstanden wissen will.
In diesem Zusammenhang mögen auch nicht unerwähnt bleiben
verschiedentliche Verstimmungen zwischen dem Münchner Erzbischof Wetter
und dem bayerischen evangelischen Landesbischof Friedrich in Sachen
'gemeinsames Abendmahl'. Es wurde dabei seitens des evangelischen
'Landesbischofs' bemängelt, die katholische Kirche müßte - und nicht
nur da - mehr Flexibilität (natürlich auf die Protestanten zu)
praktizieren, damit die Ökumene Fortschritte mache.
So scheint es, man wolle im Endeffekt immer und immer wieder
demonstrieren, daß die katholische Kirche sich in ein unverzeihliches
Unrecht begebe, wenn sie die ihr von Jesus Christus verliehene
Einzigartigkeit im Heilsgeschehen schütze und verteidige bzw. wie es
ihre Pflicht wäre, diese in Wort und Tat unverhüllt zum Ausdruck zu
bringen.
Die offensichtlich ökumenische (protestantische) Zielrichtung der
Konzilskirche wird z.B. des weiteren evident durch das folgende
Beispiel, welches dazu angetan ist, mittels dubioser, verflachter
Ideologien den vielfältigen katholischen Glaubensreichtum auszuhöhlen
bzw. zu minimieren. Um was geht es?
Die 'katholische' und evangelische 'Kirche' veröffentlichen zu Beginn
eines jeden Jahres gemeinsam eine sog. "Ökumenische Wegbegleitung durch
das ganze Jahr". Man findet dort zu jedem Tag eine Meditation bzw. eine
Lesung aus Bibeltexten - im folgenden "Bibel" genannt -, durch die der
Leser Ermutigungen und Denkanstöße erfahren soll.
Jedoch sah sich der Autor dieser Studie aus guten Gründen veranlaßt,
eine dieser "Bibeln" einer kritischen Prüfung dahingehend zu
unterziehen, was an eigenem, speziell katholischem Glaubens- und
Gedankengut darin enthalten ist, nicht zuletzt im Hinblick auf Maria,
die Gottesmutter, aber ebenso an anderen Inhalten des katholischen
Depositum Fidei, die dem glaubenstreuen Katholiken mehr oder weniger
geläufig sind oder sein sollten.
Das Ergebnis der Nachforschungen war allerdings niederschmetternd, ja
es drängte sich nahezu der Eindruck von Blasphemie auf. Denn was, wie
schon angedeutet, Maria betrifft, konnte an keinem einzigen der Tage
und der Zeiten, an denen die katholische Kirche der himmlischen Königin
gedenkt, von den Texten her ein Bezug oder ein Hinweis auf Maria sowie
ihre Stellung im Heilsgeschehen entdeckt werden, obwohl Maria in jeder
Beziehung eine biblische Gestalt darstellt! So wird z.B. in der 'Bibel'
unter dem 15. August, dem Hochfest der leiblichen Aufnahme Mariens in
den Himmel, der Leser lediglich mit einer frustrierend eintönigen
Salbaderei einer protestantischen 'Pfarrerin' 'beglückt'. Von der
Gottesmutter also kein Wort! Die daraufhin erfolgten Vorstellungen des
Autors beim zuständigen 'katholischen' Bischof als dem Mitherausgeber
der 'Bibel' hatten im Grunde unverbindliche, nichtssagende Antworten
zur Folge, welche die Sachlage eher noch mehr verwirrten. Da ist es
doch nicht verwunderlich, wenn aufgrund derartiger Begebenheiten der
Eindruck nicht trügt, Ökumenismus wolle im Letzten das bewirken, was
Georg May "den Hebel zur Protestantisierung der katholischen Kirche"
nennt, - mit allen Folgen, wie der Negierung bzw. Verdunstung der
fundamentalen Wahrheiten der von Jesus Christus gestifteten einzigen
Kirche Gottes.
2. Im Besonderen: Die Stellung Mariens innerhalb der offensichtlichen Zielrichtung des Okümenismus
Es ist opportun, ja unumgänglich, Maria, der Gottesmutter,
Hochbegnadeten und Gebenedeiten unter allen Geschöpfen in diesem
Zusammenhang ein eigenes Kapitel zu widmen. Denn in ihm belegen wir die
ganze Schmach und Schande, die sich dartut, weil Maria nicht nur in der
zuvor sogenannten 'Ökumenischen Bibel', sondern folgerichtig im
gesamten post-konziliaren ökumenischen Getriebe trotz ihrer
überragenden Heilsstellung nicht mehr der Platz eingeräumt wird, der
ihr zustünde bzw. der ihr im Protestantismus verwehrt wird.
In concreto wird das dadurch realisiert, indem man über alles
Marianische und Mariologische den Mantel des Schweigens ausbreitet,
oder vieles, was Maria betrifft, umdeutend abschwächt. Der
Kirchenrechtler Georg May sieht das richtig, wenn er unmißverständlich
sagt: "Um den Protestanten zu gefallen bzw. nicht zu mißfallen, bleiben
unaufgebbare Inhalte des (katholischen) Glaubens ungesagt oder werden
abgeschwächt... Um den Protestanten zu gefallen, werden viele
Gegenstände in ihrer Fülle nicht gepflegt oder unterbunden. Die
katholische Kirche verliert so ihr Profil ... Der ökumenische Betrieb
präpariert die Katholiken für den Übergang zum Protestantismus oder gar
zum Islam." (UNA VOCE KORRESPONDENZ 6/7/1999). Eine echte und
schriftgerechte Marienverehrung ist in der Tat und in Wahrheit ein
"unaufgebbarer Inhalt" des Katholizismus, wie es G. May bezeichnet. Das
zu leugnen ist blanke Häresie!
Kann man, wenn man gerade der himmlischen Königin den ihr gebührenden
Platz streitig macht, noch von einer 'christlichen Ökumene' sprechen,
oder handelt es sich nicht doch eher um eine luzi-ferisch
unterwanderten Ökumene, die deutlich und mutig so genannt werden müßte?
Die luziferische Unterwanderung, von der wir sprechen, darf man ruhigen
Gewissens als eine probate Methode des "Fürsten dieser Welt" und seiner
Hörigen betrachten, eben im Besonderen hinsichtlich der Gottesmutter
Maria als "Zertreterin der höllischen Schlange", als welche sie nicht
weniger zutreffend wie in ihren anderen Eigenschaften und
Ehrenbezeugungen verehrt wird. Die sog. 'Ökumenische Bibel' ignoriert,
wie wir sahen, mit Rücksicht auf die Protestanten, die Gottesmutter
Maria. Es ist von Interesse, daß der Schweizer Theologe Robert Mäder
(1875-1945) in seiner Schrift "Warum bleibe ich katholisch?"
hervorhebt, daß in allen protestantischen Kritiken zur katholischen
Marienverehrung "die Angst vor einer Konkurrenzierung Jesu durch seine
Mutter herumgeistere". Welcher Irrsinn!
Glaubt die sog. katholische Kirche - neben anderen Motivationen auch
als Mitherausgeberin der 'Bibel' - sich die Angst der Protestanten zu
eigen zu machen müssen? Es wäre eine unverzeihliche Verkehrung,
Irritation, ja eine Sünde ohnegleichen vor Gott. (Weitere Betrachtungen
und Überlegungen über Maria werden an anderer Stelle noch im Verhältnis
zum Protestantismus stattfinden.)
3. Offensichtlichkeit der ökumenischen Zielausrichtung in anderer allgemeinerer Beziehung
Bei objektiver Betrachtung des Ganzen dürfte außer Zweifel stehen, daß
der Ökumenismus, hier der Protestantismus, mehr denn je in militanter
Form in Erscheinung tritt. Erinnert sei an die an anderer Stelle
bereits erwähnte Äußerung des Ratsvorsitzenden der EKD Huber über die
sich selbstbewußter gebende evangelische Kirche, die nicht gewillt sei,
der katholischen Kirche in Sachen des Glaubens entgegenzukommen, denn
man sei selbst auf dem (allein richtigen) Wege. Auf derselben Linie
liegt die Behauptung eines evangelischen Theologen, erst seit Martin
Luther wisse der Katholizismus, was Kirche in Wahrheit ist oder sein
soll. Das stellt doch wohl eine Behauptung dar, die an hybrider
Verächtlichmachung der katholischen Kirche wohl kaum noch zu überbieten
ist!
Die sog. 'Ökumene' sieht es bei all ihren Bemühungen und Ausrichtungen,
wie sie heutzutage das Feld beherrschen, nicht als ihre Aufgabe an,
einen geistigen Standort in dem Sinne zu beziehen, sich darauf
festzulegen, was Wahrheit ist, und wo sie zu suchen und zu finden ist.
Alle Bemühungen und Aktivitäten gehen geflissentlich daran vorbei, sich
die unumstößliche Erkenntnis willentlich und wissentlich zu eigen zu
machen, daß es nur eine einzige Wahrheit gibt, geben kann, und daher
eine richtig verstandene Ökumene diese Tatsache des Wahrheitsmonopols
zum Fix-und Ausgangspunkt allen Tuns und Lassens auf dem Sektor von
Glauben, Theologie und Kirche machen soll - d.h., es muß und kann
einzig und allein die katholische Kirche das herausragende gottgewollte
Zentrum eines wahren geistigen Standortes bilden!
Wenn nun dies alles seitens des Protestantismus, ganz besonders in
letzter Zeit, mit fast offensichtlich zielgerichteter brüskierender
Schärfe als den Tatsachen und der Wahrheit zuwiderlaufendes
"katholisches selbstherrliches Gehabe" abgetan wird, ist es angebracht,
sich hier einmal etwas näher mit dem Protestantismus zu befassen, um
aufzuzeigen, daß die protestantische Kirche bei allem brüderlichen
Zugetansein und Miteinander alles andere ist, als eine gottgewollte
Kirchengemeinschaft, die das wahre christliche Heil für Zeit und
Ewigkeit zu vermitteln imstande ist.
Die folgenden Ausführungen und Überlegungen werden versuchen, der
erforderlichen notwendigen Klarheit insoweit zum Durchbruch zu
verhelfen - im Interesse der Einzigartigkeit der Wahrheit, die in Gott
begründet ist und seiner Kirche.
III. Kernproblem Protestantismus: Die evangelische Kirche als mit dem Katholizismus unvereinbares irriges Menschenwerk
1. Hinführung zur Thematik
Ein echter Ökumeniker würde wahrscheinlich schon die Kapitelüberschrift
als maßlose unverzeihliche Provokation empfinden. Die Gründe hierfür
brauchen wohl nicht des Näheren in eine Diskussion münden. Denn es ist
doch durch die Jahrhunderte hindurch seit dem Martin-Luther-Jahr 1517
alles, was sich im Umfeld des Protestantismus bzw. der evangelischen
Kirche abspielt, derart kon-stitutiv und selbstverständlich geworden,
besonders was den angeblichen Heilsstatus bzw. Heilsvermittlungsstatus
der Kirche Luthers betrifft, daß nicht zuletzt die überwiegende
Mehrheit der katholischen Christen die Existenz des Protestantismus und
seiner Kirche als ein ganz normales, den religiösen Alltag prägendes
Faktum betrachtet. Das zu bezweifeln, hieße die Realität zu ignorieren
oder zu beschönigen. Aber wer macht sich schon Gedanken, ob sich nicht
die Ökumeniker und Protestanten selbst einer religiösen Ideologie
verpflichtet wissen, die sich seit Anbeginn in einem schuldverstrickten
unüberbrückbarem Widerstreit zum wahren und eigentlichen Heilswillen
Gottes befindet?
Der Kreis jener, und dazu zählen wohl auch die meisten Katholiken, die
sich über besagten Widerstreit vielleicht sehr wundern und sich auf
diese Weise in den Raum begeben, wo die grundlegenden
heilsgeschichtlichen Existentiale uns herausfordern und vor die
entscheidende Lebenswahl im Angesicht Gottes stellen, scheint ja immer
kleiner zu werden, wenn es ihn überhaupt noch gibt. Denn zweifellos
würde er als störendes geistiges Daseinsfaktum angesehen werden, das
mit dem modernen, superaufgeklärten Zeit- und Weltgeistempfinden nicht
im Entferntesten in Einklang zu bringen ist.
Und dennoch bleibt bestehen, was wir als den Widerstreit mit dem echten
und wahren Heilswillen Gottes nannten, ob wir es wahrhaben wollen oder
nicht - und das verkörpert sich nun einmal auch in dem irrigen
Menschenwerk, das sich "evangelische Kirche" nennt, - bei allem, und
das sei nochmals betont, brüderlichen Zugehen und Zuwenden an die,
welche glauben, in der evangelischen Kirche ihre religiöse Heimat zu
finden. Diese Heimat ist jedoch von der biblischen Offenbarung, somit
vom Wort Gottes, sowie vom unverfälschten kirchlichen Lehramt her
niemals die des Katholizismus, und sie kann es nicht sein. Darüber soll
jetzt einiges nähere gesagt werden.
Zweifellos gibt es nun hierüber eine Fülle von einschlägiger Literatur,
die allerdings zu verwerten in diesem Rahmen der Auseinandersetzung
nicht möglich ist bzw. ihn sprengen würde.
Statt dessen soll eine aufschlußreiche Schrift des Schweizer Theologen
Robert Mäder (1875-1945) unsere Ausführungen begleiten, betitelt "Warum
bleibe ich katholisch", Untertitel: “Eine Auseinandersetzung mit dem
Protestantismus". Besagte Schrift bietet in konzentrierter und
prägnanter Gedankenführung und Argumentation alles Wesentliche und
Wissenswerte dar, auf das es bei unseren Überlegungen ankommt.
Der Verfasser dieser Abhandlung erachtet es daher für opportun, die
Auseinandersetzung von Robert Mäder mit der evangelischen Kirche in
unsere kritischen Darlegungen in angemessener Form einfließen zu
lassen. Fragen wir uns noch, wer Robert Mäder gewesen ist: Er war ein
Prälat aus Basel, ein Gegner jeglicher Kompromißbereitschaft mit dem
Zeitgeist, und ein entschiedener Verfechter der katholischen
Glaubenswahrheiten. Sein Tun und Handeln erwuchs durch seine enge
Verbundenheit mit dem Heiligen Geist, der er bei jeder Gelegenheit
machtvoll bekannte und predigte. Man nannte daher Prälat Mäder einmal
den "Donnerer des Heiligen Geistes". Hätte er noch das II. Vatikanische
Konzil erlebt, würde er wohl so manches aus der Kraft des Heiligen
Geistes 'verdonnert' haben! -
2. Einige allgemeine Fakten, die das
völlig Abwegige der evangelischen Kirche innerhalb des gottgewollten
Heilsgeschehens belegen
Wir hatten bereits an anderer Stelle die völlig absurde These eines
evangelischen Theologen erwähnt, erst seit Martin Luther wüßten die
Katholiken, was Kirche in Wahrheit ist oder sein soll. R. Mäder spricht
da zurecht von der "Blasphemie der Anschuldigung eines 1500-jährigen in
die Irre Gehens der Kirche Christi unter dem Beistand des Heiligen
Geistes".
Dem gegenüber gilt, was Mäder zurecht beklagt: "Der Protestantismus ist
neu. Er ist somit falsch. Er hat uns neue Lehren, aber keine neuen
Wahrheiten gebracht". Um die Wahrheit geht es also, um die alte und
doch immer wieder neue, zeitlose Wahrheit, die in der göttlichen
Offenbarung unseres Herrn und Heilands Jesus Christus, dem Sohne
Gottes, ihre tiefe Verwurzelung fand, gestützt und tradiert durch das
Lehramt der katholischen Kirche. Letzteres stellt einen zweifellos
festgefügten Bestandteil katholischen Glaubenslebens dar.
Der Katholik befindet sich ferner nicht im Irrtum, wenn er gläubig
daran festhält, daß Gott zum Menchen gesprochen hat - im Alten Bund er
selbst, dann durch die Patriarchen und Propheten, im Neuen Bund durch
Jesus Christus, den Gottessohn, und die Apostel.
Die evangelische Kirche jedoch begibt sich andererseits in ein stetes
Abseits, indem sie mit ihrer starren Theorie von der "Sola Scriptura"
(nur das Geschriebene) die Gläubigen völlig unangemessener Wirrnis und
Verunsicherung überläßt. Aber kennt sie denn nicht die Heilige Schrift,
auf die sie sich immer bezieht und beruft?
Obwohl denn nun kein aufgeschlossener Christ die Macht der biblischen
Offenbarung verkennen oder gar leugnen dürfte, kann er sich nicht der
Einsicht verschließen, daß die katholische Kirche durch die
Jahrhunderte hindurch das Evangelium bewahrte, indem sie das "Wort"
unter der Inspiration des Heiligen Geistes rettete. In dem Maße, wie
die evangelische Kirche davor die Augen verschließt, mißversteht sie
ein entscheidendes Wesensmerkmal der irdischen Heilsmission unseres
Erlösers Jesus Christus. Darüber sollte man sich nicht hinwegtäuschen,
wie es allerdings in heutiger Zeit gang und gäbe ist.
Wenn wir zuvor vom Bezug zwischen Wort und Evangelium, bzw. von der
Bedeutung des Wortes sprachen, dann können wir uns auf grundlegende
Zeugnisse der Evangelienoffenbarung berufen. Und diese gibt Kunde
davon, daß das Evangelium von Jesus Christus "gesprochen" worden ist.
Christus hat es also nicht geschrieben, er gebrauchte nur die mündliche
Überlieferung. Ein entsprechender Auftrag erging dann auch an die
Jünger vor der Himmelfahrt des Herrn (vgl. Matt. 28,19-20). Dem steht
nicht entgegen, daß danach Apostel bzw. Vertraute des Herrn Jesus und
der Apostel auf Antrieb des Heiligen Geistes niederschrieben, was Jesus
als Messias des Reiches Gottes tat und lehrte. Aber Tatsache ist und
bleibt, daß die mündliche Wahrheitsvermittlung für das Heilswirken Jesu
bestimmend gewesen ist. Wobei R. Mäder, um Zweifeln zu begegnen,
zutreffend schreibt: "Nicht alles, was in der mündlichen Überlieferung
steht, steht auch in der Bibel, aber alles, was in der Bibel steht,
steht auch in der mündlichen Überlieferung ... Und zudem hat die
katholische Kirche dafür gesorgt, daß das mündliche Lehramt auch heute
noch in unzertrennlicher Geistesehe mit der Heiligen Schrift verbunden
ist". Beherzigende, richtungweisende Aussagen! Sie erhalten ihre
Durchschlagskraft durch die gottgewollten Autoritäten, die hinter allem
stehen und respektiert werden müssen, wenn und soweit sie rechtmäßig
sind. Hat nicht Jesus Christus nachdrücklich gemahnt "Wer euch hört,
der hört mich" (Lk. 10,16)?
Und wie steht es mit alledem bei den Protestanten? Sie befinden sich,
was Schrift und Wort anbelangt, in einer für den Katholiken nicht
nachvollziehbaren geistigen Schieflage. Wenn wir uns die bereits in die
Erörterungen eingeführte evangelische These "Sola Scriptura"
vergegenwärtigen, so wäre daran zu erinnern, daß die außerhalb der
katholischen Kirche stehenden Protestanten nichtsdestoweniger die Bibel
ihr eigen nennen, weil sie auf die Schrift bei ihrer oder trotz ihrer
Trennung von der katholischen Kirche nicht verzichteten, ja ihr, wie
gesagt, den Status der einzigen authentischen Autorität verliehen und
zuerkannt haben.
Allerdings kann nicht kritiklos übersehen werden, daß und wie sehr bei
den Protestanten die Irritation vorherrschend ist, das Gotteswort sei
in Gefahr, durch die katholischen lehramtlichen Autoritäten verfälscht
zu werden, Autoritäten, die sich im Papst und dem seine Macht
stützenden Unfehlbarkeitsdogma zentriere. Besagte Irritation ist im
Begriff, nicht zuletzt in das katholische Lager Einzug zu halten.
Es hieße, die Dinge zu beschönigen, wollte man bestreiten, daß die
autoritativen lehramtlichen Dienste der katholischen Kirche so etwas
wie einen erklärten 'Hauptfeind' der evangelischen Kirche darstellen.
Sie macht, da ihr ein Lehramt fremd ist, gewissermaßen die Privatperson
als solche zu einem Unfehlbarkeitsträger, begibt sich aber damit in
einen durch nichts zu rechtfertigenden Gegensatz zu den unabdingbaren
Lehren und Heilsintentionen unseres Herrn Jesus Christus - für die
katholische Kirche eine eigenmächtige Inkompatibilität in Bezug auf die
unmißverständliche Wort-Gottes-Offenbarung.
In dem Maße, wie nach allem die evangelische Kirche duldet und billigt,
daß das Wort Gottes zum Objekt eines eigenen Urteils gemacht wird,
entwürdigt sich der Protestantismus zu einem Instrument der
Entgöttlichung und somit Vermenschlichung des Gotteswortes, wie R.
Mäder richtig bemerkt. Das Ende bedeutet dann Spaltung und Schwärmerei
bis hin zum Sektierertum.
Ist das den ökumenischen Eiferern in der 'katholischen Kirche' bewußt?
Mehr als Skepsis dürfte berechtigt sein. Denn die Erfahrungen durch die
vergangenen Jahrzehnte hindurch, vor allem seit Ende des II.
Vaticanums, lehren, und das nicht bloß mit Blick auf den
Protestantismus, daß man Dinge toleriert bzw. (wohlwollend)
relativiert, die im krassesten Widerstreit zu Inhalten des immer
gültigen katholischen "Depositum Fidei" und seiner kostbaren von Gott
gewollten und gesegneten Schätze stehen.
3. Ein brennendes Hauptproblem der
Verkehrungen: Die gottesdienstliche Feier in der evangelischen Kirche
und damit zusammenhängende Fragen
Man muß R. Mäder vollauf zustimmen, wenn er in seinen Gedanken zum
evangelischen Gottesdienst auf einen Amtsbruder, einen Schweizer
Pfarrer, verweist, der bei einem Vortrag die Positionen absteckte, mit
den Worten: "Im katholischen und evangelischen Gottesdienst stehen sich
zwei Welten gegenüber. Hier gibt es nur ein Entweder-oder, kein
Sowohl-als-auch."
Es ist von Nutzen, wenn diese Wahrheit am Anfang unserer Ausführungen
steht. Wir sollten nicht davor zurückschrecken, offen und ungeschminkt
festzustellen, daß die Welt der evangelischen Kirche in Sachen
Gottesdienst sich der Welt des biblischen Zeugnisses über den wahren
(katholischen) Gottesdienst seit Martin Luther in einer Weise
entfremdet hat, die Anlaß zu immerwährender Sorge verursacht, die ein
Dauerzustand geblieben ist. Deshalb wird niemals ein legitimes
"Miteinander" bei der Feier der Liturgie zustande kommen - es sei denn,
daß eines Tages die allein gottgewollte "Rück-kehr-Ökumene" sich von
einer bloßen Vision in eine reale Wirklichkeit verwandelt.
Jedoch, was ist hier Realität? - In Fragen des Gottesdienstes, die uns
am Herzen liegen, wird z.B. von den bibeltreuen Protestanten
argumentiert, in der Schrift sei der Begriff der "heiligen Messe" wie
sie die Katholiken verstehen, nicht enthalten. Einer
Schlußfolgerung bzw. einer Auslegung, wie o.e. Raum geben, bedeutet
nichts anderes, als einer Fehlinterpretation der Hl. Schrift das Wort
zu reden. Es kommt nämlich nicht darauf an, daß ein Wort wie "Messe"
o.ä. in der Bibel enthalten ist. Vielmehr ergibt sich das alles aus dem
Sinn, dem Zweck, der Bedeutung, der textlichen Zusammenhänge in der
Bibel, wobei hinter allem das Wehen und Wirken des Heiligen Geistes
sichtbar wird. Insofern kann niemand, ob Protestant oder nicht,
ernsthaft leugnen, daß die katholische Messe ein fester, immanenter
Bestandteil der echten biblischen Wort-Gottes-Offenbarung stets war und
ist und zwar in Form des ersten Ursprungs der Messe, begründet im
feierlichen Geschehen im Jerusalemer Abendmahlssaal, bevor Jesus sich
auf seinen Leidens- und Kreuzweg begab. - Nur geistige Blindheit oder
Böswilligkeit vermag das zu ignorieren.
Einem objektiv und nüchtern denkenden Protestanten nun sollte es
wahrlich keine Schwierigkeiten bereiten, zu der Einsicht zu gelangen,
daß die protestantische Gottesdienstfeier sich nicht mit dem
Abendmahlsgeschehen in seinem innersten Wesenskern zu identifizieren
vermag. D.h. also, daß gemäß der Schrift nur der in der katholischen
Kirche zelebrierte gottesdienstliche Ritus dem gerecht wird, was den
Intentionen Jesu Christi bei der Stiftung der hl. Messe, der Einsetzung
des Altarssakraments, entsprach. Lediglich insoweit ist das
gottesdienstliche Geschehen allein Gottes Werk...
Gottes Werk, welches ebenso transparent ist für das protestantische
religiöse Empfinden, aber war es, sich gem. dem Schriftbefund den
Jerusalemer Abendmahlssaal sozusagen als 'erste katholische Kirche' zu
erwählen. In deren Mittelpunkt stand keine Kanzel, wie bei den
evangelischen Gottesdiensten, sondern ein Altar, wenn auch in Form
eines Tisches. Auf diesem 'Altar' wurde gleichsam die erste heilige
'Messe' gefeiert, die zugleich als erster katholischer Gottesdienst für
die Mensch begangen worden ist.
Bei diesem Gottesdienst geschah das die ganze Welt und Menschheit
bewegende Unerhörte, das wir oft so gewohnheitsmäßig und gedankenlos
'Wandlung' (Transsubstantiation) nennen. Es wurden, wie die Heilige
Schrift es bekundet und überliefert, nach vollzogener Segnung und
Danksagung durch Jesus Christus Brot und Wein in den Leib und das Blut
Christi ganz real verwandelt kraft der Heilandsworte "Das ist mein
Leib, das ist mein Blut" - und wir sollen Leib und Blut Jesu zu unserem
zeitlichen und ewigen Heil in uns aufnehmen - und dies zu seinem,
Christi, Gedächtnis.
Dementsprechend feiert jeder (gültig!) geweihte katholische Priester
die hl. Messe im Zeichen seiner ihm verliehenen Vollmacht "in persona
Christi"! Mögen später im Laufe der Kirchengeschichte noch verschiedene
Gebete, Verrichtungen oder Zeremonien hinzugekommen sein - das Wesen
und der Charakter der Abendmahlsfeier bleibt im Vollzug stets
unverändert: Opferzubereitung, Opferdarbringung und Opfermahl bilden
die entscheidenden Elemente.
Und kein Andersgläubiger, ob Protestant oder sonst irgendwer, steht
außerhalb des Irrtums mit der Behauptung, die katholische Kirche hätte
sich hinsichtlich des Zuvorigen von der Urkirche entfernt, ihr den
Rücken gekehrt. Die Apostelgeschichte (2,42) belehrt uns eines
Besseren, denn trotz der Andersartigkeit beim Praktizieren
verschiedener Liturgieteile oder Rituale war es immer die heilige
Messe, welche man feierte, als unblutige Erneuerung des ersten
Christusopfers, welches das zentrale heilsgeschichtliche
Ausgangsereignis darstellt.
Somit erweist sich die un- bzw. anti-katholische These von der totalen
Wegwendung der katholischen Kirche von der apostolischen Urkirche als
Streich im luftleeren Raum, der auf die Urheber aller Irrtümer
zurückfällt. Derartige, der katholischen Kirche primär von
evangelischer Seite angelastete Irrungen und Schieflagen finden sich
desweiteren in dem unhaltbaren Vorwurf, die Katholiken würden, was den
Gottesdienst angeht, zudem mit den Riten und Gepflogenheiten des von
Gott gestifteten Alten Bundes überhaupt nichts mehr im Sinn haben und
daher dem Vergessen preisgeben.
Scheint es noch der Mühe wert zu sein, Protestanten und sonstige
Andersgläubige davon zu überzeugen, daß die katholische Kirche auch
jenen Teil des Alten Testamentes bestens kennt, der besagt, daß die
religiösen Beziehungen des Volkes zu Gott im Alten Bund nach allen
Richtungen von Gott eine bestimmte Ordnung und Festlegung erfahren
haben? Das ist so und nicht anders. Letzteres birgt da vor allem etwas
sehr Bedeutungsvolles in sich:
Zunächst Gestaltungsformen des Gottesdienstes, welche gewissermaßen als
Grundstruktur angesehen werden können für die spätere neutestamentliche
Feier des Opfertodes Jesu Christi. Insofern beherrscht hier - der
Gedanke des Gottesdienstes als Opfer- und Volksdienst das offizielle
Leben Israels; d.h. wir haben ein Volk vor uns, das Gott anbetet und
ihm opfert.
Die zweite, vielleicht noch wesentlichere Vorgabe der Festlegung und
Ordnung Gottes für die Feiern zu seinem Lob und Ruhm ist das
hierarchische Prinzip, also das der Über- und Unterordnung -
verwirklicht im normalen Gottesvolk und einem übergeordneten
Standespriestertum, ausgestattet mit entsprechenden Vollmachten und
Befugnissen.
All das beweist, daß schon im Alten Bund das Priestertum als
Amtspriestertum eingeführt war, und das, um es nochmals hervorzuheben,
gem. göttlicher und damit unabänderlicher Festlegung. Trotzdem wird,
wie wir wissen, ein Amtspriestertum von der evangelischen Kirche strikt
abgelehnt, verbunden mit einer unüberwindlichen Gegnerschaft, die alles
Vorherige aus nicht nachvollziehbaren Gründen negiert und ignoriert,
oder einer Auslegung der jeweiligen Bibelstelle den Vorzug gibt, deren
Unhaltbarkeit einhergeht mit einer religiösen Blindheit ohnegleichen.
Nichtsdestoweniger gibt das Alte Testament Zeugnis davon, daß Gott
einen Stamm, nämlich den Stamm Levi, unmittelbar dem Gottesdienst
weihen wollte. Das bedeutet, es war dieser Stamm mit besonderen, nur
ihm gebührenden Priestervorrechten und Obliegenheiten ausgestattet -
intern abgestuft in die Reihenfolge: Hoherpriester, übrige Priester,
Diakone oder Leviten.
Somit läßt sich sagen, daß der Alte Bund nicht auf protestantischen
Strukturen beruhte, gem. dem Prinzip "einer ist gleich allen anderen",
sondern auf Prinzipien, auf denen auch im Neuen Testament die
katholischen Fundamente der Über- und Unterordnung - ruhen, und das
nach göttlichem Recht. Göttliches Recht, im Neuen Testament zum Vollzug
gekommen durch den Gottessohn Jesus Christus, erlebte dann einen
erhebenden Triumph durch das von Christus begründete sakramentale
Priestertum - ob es die im Widerstreit zur katholischen Kirche
befindlichen Kirchengemeinschaften wahrhaben wollen (als nicht der
biblischen Offenbarung konform erachten) oder nicht.
Lassen wir an dieser Stelle nochmals R. Mäder zu Wort kommen, der mit
folgenden tiefgründigen Gedanken die anstehenden Fragen ins Licht der
alt- und neutestamentlichen Heilsabsichten Gottes stellt: R. Mäder
sieht da das Priestertum und seine gottesdienstlichen Funktionen als
eine aus dem Wesen einer religiösen Gemeinschaft hervorgehende soziale
Notwendigkeit an, weshalb Gott dem schon im Alten Bund bei der
Errichtung des Standespriestertums entsprach.
Aber dabei sollte es nicht bleiben. Es war ein Gebot göttlicher Logik,
daß man ebenfalls im Neuen Testament weiterdenken mußte, und das will
besagen, daß neben dem "königlichen Priestertum", welches dem Volke
Gottes zu eigen ist, (1 Petr. 2,9) in gleicher Weise ein Standes- oder
Amtspriestertum existiert - als Papst- Bischofs- Priesteramt, dem es
als heilige Verpflichtung obliegt, den göttlichen Heilswillen für den
Menschen umzusetzen, "denn Gottes Wille ist es, daß alle Menschen
gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen" (1 Tim. 2,4)
- durch die katholische Kirche als alleiniger und einzigartiger
Heilsinstitution.
In diesem Sinne darf man die folgenden, Herz und Gemüt bewegenden Worte
R. Mäders verstehen: "Die ganze dreijährige öffentliche Wirksamkeit
Jesu war zugleich ein dreijähriges Priesterseminar. Eine Erziehung zum
Lehramt, Hirtenamt und Priesteramt seiner Apostel." Kann man es
treffender zum Ausdruck bringen? Wo es doch bei Ausübung dieser Ämter
um das Allerwichtigste geht - das wahre zeitliche und ewige Heil des
Menschen in Gott und bei Gott. Es sei dabei nochmals auf die oben
zitierte Schriftstelle verwiesen, die für einen Christen zum Richtmaß
werden sollte.
Bleibt die Frage, ob und inwieweit das alles dem religiösen Konzept
unserer protestantischen Mitbrüder noch zugänglich ist? Die Frage
stellen, heißt wohl, sie bei Würdigung der objektiven Sachlage eher
negativ zu beantworten.
Der in dieser, gewissermaßen allem Irdischen entrückten göttlichen
Sphäre handelnde katholische Priester bedarf ganz selbstverständlich
einer Aussendungsweihe, die ihn bevollmächtigt und befähigt, göttliches
Recht und Heilswirken am Menschen umzusetzen. So ist es nur natürlich
und folgerichtig, wenn wir in der Heiligen Schrift Entsprechendes
vorfinden. Es sei da in aller Kürze der Vollständigkeit halber z.B. auf
die Textstellen Apg. 6,6; 8,17; 13,3; 19,6; 1 Tim. 4,14 u. 2 Tim. 1,6
verwiesen, die man im Zusammenhang mit der sonstigen Bibellektüre nicht
übergehen sollte.
In der dem Protestantismus so vertrauten Bibel (sola scriptura) spricht
doch Gott selbst und durch Jesus Christus bzw. die Apostel klar und
verbindlich über Kult, Ritus, Gottesdienst und das von ihm eingesetzte
Priestertum. Dies zu umgehen oder eigenmächtig anders auszulegen und
umzudeuten ist nichts anderes als trügerisches Blendwerk der
luziferischen Mächte der Finsternis.
4. Die evangelische Kirche und ihr bibelfremdes Sakramentenverständnis
Martin Luthers Reformsüchtigkeit - oder sollte man sagen
'Reformneurose' - trug immer bitterere Früchte, wenn er schließlich
sogar daran ging, den geheiligten Schatz des sakramentalen Lebens zu
unterhöhlen, indem er von den sieben von Christus eingesetzten
Sakramenten nur Taufe und Abendmahl gelten ließ. Hingegen gestaltete er
die übrigen Sakramente zu einer Art wirkungsloser Symbole um, deren
Sinn mehr oder weniger darin liegt, ein äußerliches Bekenntnis des
Glaubens abzulegen bzw. diesen Glauben im Christenvolk zu bestärken.
Jedoch - welchen Glauben?
Was es in Wahrheit damit auf sich hat, mag der offenbarungs-inkomforme
Irrweg aufweisen, den die evangelische Kirche beschreitet, was z.B. das
von Christus eingesetzte Beicht- und Bußsakrament betrifft. Sie, die
evangelische Kirche, scheint zu glauben, es besser zu wissen als Jesus
Christus selbst, wenn sie die jedem Zweifel enthobene klare Lehre von
der Sündenvergebung bei Joh. 20,22-23 übersieht oder sich für
autorisiert hält, die betreffende Schriftstelle in einem anderen, d.h.
unbiblischen Sinn zu deuten. Denn der evangelische Kirchenbeauftragte
begibt sich, so wird gelehrt, bei der Sündenvergebung auf einen Weg, an
dessen Anfang nicht eine Priesterweihe stattfindet, sondern maßgebend
für den Weg ist allein das Wort, das der Verkündigung durch den
Beauftragten bedarf - und so sei es gottgewollt.
Hinter besagter Verkündigung, so die protestantische
Sündenvergebungslehre, stünde die Vollmachtserteilung durch die
Gemeinde. Nicht den Aposteln und ihren Nachfolgern habe Jesus die
Vollmacht des Sündennachlasses verliehen, sondern der Gemeinde.
Letztere wiederum gibt den Auftrag weiter an eines ihrer Glieder, in
der Regel an den zuständigen Kirchenleiter oder eben Pastor. Somit wäre
nach protestantischer Auffassung die Absolutionsgewalt etwas, das 'von
unten, nicht von oben' stammt - im Gegensatz befindlich zur wahren
katholischen Glaubensgrundüberzeugung, denn die vorzitierte
grundlegende Stelle im Johannesevangelium steht jeglicher
Zweideutigkeit entgegen - und das läßt jeden Christen zum Häretiker
werden, der leugnet, daß die Sündenvergebungsgewalt "von oben" kommt
und sie deshalb vom Glanzlicht des Göttlichen umgeben und durchdrungen
ist. In der Tat, da liegen katholische und protestantische Position
ganz weit und unüberbrückbar auseinander!
Diese wenigen Zeilen zum Problem "Sakramente" sollten genügen, die
katholischen Positionen zu belegen und die Irrtümer der
protestantischen Lehre offenkundig zu machen, Irrungen, die dem Schlund
dessen entspringen, den wir als den Widersacher Gottes kennen. Der
katholische Glaube an die Siebenzahl der Sakramente, weil göttlichen
Ursprungs, ist tabu. Wer den Glauben, wie es der Protestantismus tat
und noch immer tut, menschlicher Disposition unterwirft, macht sich zum
Werkzeug des Widersachers Gottes.
5. Die Gegnerschaft der Protestanten zum Papsttum
Der Widersacher Gottes muß wohl auch seine Hand im Spiel gehabt haben,
als Martin Luther sich erdreistete, den Papst als "Antichristen" zu
bescbimpfen. Man fragt sich, was die Ursache solch schmählicher
Beleidigung des katholischen Kirchenoberhauptes gewesen sein könnte.
Eine Einstellung und Haltung die heutzutage zwar abgemildert ist - oder
sein mag -, jedoch in der Grundtendenz immer noch, obwohl gänzlich
antibiblisch, in bestimmten Kreisen vorherrschend ist. Ja, weshalb
denn? - Anscheinend war die Weitsicht Martin Luthers und seiner
Nachfolger zu eingeengt, um nicht zu begreifen, daß Jesus Christus in
der entscheidenden Evangelienstelle von Matt. 16,1-20 den göttlichen
Willen unzweideutig kundtat, der einzig wahren Kirche Gottes auf Erden
für alle Zeiten ein sichtbares Oberhaupt zu geben, welches die
Heilsmission Jesu Christi bis zum Ende der Geschichte gesamtverbindlich
für die Gläubigen auf dem Erdkreis weiterführt - und so Christus den
Erlöser glaubhaft und autoritativ zugleich repräsentiert. Und sollte
eben dadurch nicht das mit Christus und seinen Opfertod für uns alle
entfachte himmlische Gnadenlicht immer weiter und immer mehr zum
Strahlen gebracht werden - durch und mit dem Papst samt seiner
charismatischen Stellung innerhalb der Kirche?
Robert Mäder weist in seinen Betrachtungen auf einen Konvertiten hin,
der in diesem Zusammenhang die folgenden schönen Worte zu bedenken gab:
"Der Papst ist nichts anderes als eine Laterne, in der die
Persönlichkeit Christi als Licht brennt. Es gibt verschiedene Päpste,
wie es verschiedene Laternen gibt. Aber es gibt immer nur eine
Leuchtkraft, weil es nur einen Christus gibt. Immer ist das Licht
wichtiger als die Laterne." Was will das anderes heißen, als daß über
allem, demnach ebenso über dem Papst, Christus allein steht und präsent
ist. Die besserwisserrischen Protestanten müssen sich der Frage
stellen, wo da, wie es R. Mäder ausdrückt, eine "Konkurrenzierung des
einen und einzigen Christus zu sehen ist"?
Zu den hohen Aufgaben eines Papstes gehört es doch, bei jeder
Gelegenheit, sei es angebracht oder nicht (vgl. 2 Tim. 4,1-5) wie
Petrus in Cäsarea Philippi unüberhörbar zu bekennen: "Du bist Christus,
der Sohn des lebendigen Gottes" - Darauf kommt es (u.a.) bei Ausübung
des Papstamtes an. Ist das der Einsicht des Protestantismus wirklich
unzugänglich?
Aber abgesehen von biblisch-theologischen Begründungen für die Existenz
des Papsttums spielen soziale Komponenten in gleicher Weise eine Rolle,
worüber es keiner Diskussion bedarf. Denn es benötigt jede
Gemeinschaft, wie der Staat, die Verbände, udgl. ein "Haupt", und diese
Tatsache finden wir in der biblischen Offenbarung, der
Kirchengeschichte usw. als gottgewollt verankert. Was bedeutet, daß
schon rein natürlich betrachtet, auch die Kirche als sichtbare
Gemeinschaft nicht ohne sichtbares Haupt bestehen kann - und Jesus
Christus hat dem durch die Errichtung des Papsttums entsprochen. Wobei
erneut zu betonen ist, daß das eigentliche Haupt Christus selbst ist -
der Gesamtkirche, des Bistums und der Pfarrei. - Wer es fassen kann,
der fasse es!
Bei Martin Luther und dem Protestantismus war bzw. ist ein derartiger
religiöser Aus- und Weitblick etwas Imaginäres - oder es ist gar
bewußtes Sichverschließen davor, daß die Kirche als sichtbare
Organisation und Gemeinschaft ohne sichtbare Regierung kein fruchtbares
Wirken zum Heile der Seelen zu entfalten vermag. Damit in Widerstreit
zu geraten, heißt im Endeffekt, "gegen Christus zu sein", der das
Papsttum schuf (vgl. Matt. 16,13-20; u.i. Kontext damit Matt. 12,30 u.
Lk. 11,23).
6. Protestantismus und die Verehrung der Heiligen, insbesondere die der Gottesmutter, die Marienverehrung
In Kap. II,2 wurde darauf hingewiesen, daß wir noch einmal Maria jetzt
im Zusammenhang mit der Haltung der evangelischen Kirche zur
Heiligenverehrung - in den Blickpunkt unserer Überlegungen stellen
wollten. Dabei sollen zunächst vollinhaltlich die Ausführungen unter
II,2 in Erinnerung gebracht werden, wozu aber noch die diese Thematik
stützenden Ergänzungen gehören. Dabei bezieht sich der Autor erneut auf
die fundierten Gedanken von Robert Mäder über Maria und die
protestantischen Fehlhaltungen zur Verehrung der Gottesmutter.
R. Mäder bringt da zurecht den verwendeten Begriff der
"Konkurrenzierung" - ebenso wie bei den kritischen Erörterungen über
das Papstamt und dessen Ablehnung durch die Protestanten - in die
Auseinandersetzungen zum Problem "Maria und die Protestanten" ein. Für
ihn ist Begriff der "Konkurrenzierung" ein Schlüsselbegriff, den sich
auch der Autor dieser Abhandlung zu eigen macht. Und so ist es
nachvollziehbar, wenn wir mit R. Mäder fragen, seit wann und wo in
unserem alltäglichen Leben gilt eine Mutter als Konkurrentin ihres
Sohnes? oder, modern gesagt, als 'Rivalin'?
Was Maria betrifft, so ist Jesus ihr "Ein und Alles" gewesen, ihr
ganzes Handeln, Fühlen und Denken gehörte ihm, dem Erlöser, dem
Gottsohn, ihm, welcher der Weg, die Wahrheit, und das Leben der
Menschheit von Anbeginn ist (vgl. Joh. 14,6). Wir erleben in alledem
das Elementarste der Maria zugedachten Verehrung. Sie war und blieb
zwar trotz aller Vorzüge und göttlichen Gnadenerweise ein Mensch.
Jedoch ist sie die Mutter Jesu, und damit wurde uns durch sie der
Erlöser zum Geschenk gemacht. Deshalb ist und bleibt sie die
"Gebenedeite" unter allen Frauen, die eine "gebenedeite Frucht ihres
Leibes" hervorbrachte (Lk. 1,42).
Inwiefern, so die Frage an einen Protestanten, geschieht bei den
Hochachtungs- und Ehrenerweisen für Maria etwas, das als Mißachtung und
Abwertung des Erlösers Jesus Christus zu deuten wäre? Ein derartige
Fehlinterpretation ist nicht nur anti-katholisch, sondern absolut
antichristlich! Für die Ökumeniker in allen Lagern scheint es
allerdings eine völlig unzeitgemäße Zumutung zu sein, soweit zu denken,
und daran wird sich, so steht zu befürchten, überhaupt nichts ändern!
7. Der evangelische Kirchenraum seelenlos und schmucklos
Ein unschätzbar kostbares, vom göttlichen Glanz umgebendes
Charakteristikum jeder katholischen Kirche war es - zumindest bis zur
Einführung des häretischen N.O.M., (Anm.d.Red), dort beten, und mehr
noch: dort anbeten zu können. Der Urgrund dessen ist das Mysterium der
Realpräsenz Jesu Christi im Tabernakel.
Wäre es nicht so (gewesen), stünde nichts entgegen, die katholische
Kirche letztlich als seelenloses Gemäuer zu bezeichnen... aber solche
Seelenlosigkeit gibt es leider in der evangelischen Kirche.
Ein Argument ist es, welches hierbei den Gläubigen immer wieder
eingehämmert wird: es sei der Katholizismus prachtliebend, während der
Protestantismus die Einfachheit pflege. Man muß da wohl wieder R. Mäder
voll und ganz rechtgeben, wenn er darauf wie folgt kontert, und die
Verfechter der sog. 'Einfachheit' zurechtrückt: "Weil" so Mäder, "die
katholische Kirche weiß, wer Gott ist, will sie zum Beweis ihrer
Ehrfurcht, das Schönste und Kostbarste in den Dienst dieses großen
Gottes stellen... Wie Gott selbst von dieser Sache denkt, das sehen wir
übrigens schon im alttestamentlichen Gotteshaus und im
alttestamentlichen Gottesdienst. Das alttestamentliche Gotteshaus und
der alttestamentliche Gottesdienst ist bis ins Kleinste von Gott selber
geordnet" - letzteres wurde von uns bereits zum Gegenstand unserer
Thematik gemacht. Weiter führt Mäder aus: "Der Tempel, der aufgrund
dieser göttlichen Anordnungen gebaut wurde, sollte als Ruhm und Zierde
dastehen für alle Länder (vgl. Kön. Kap. 6). Salomon, der Kirchenbauer,
gibt den Grund hierfür an: Unser Gott ist größer als alle Götter! Darum
wurde das Haus Gottes ausgestattet mit reinstem Gold und kostbarem
Edelgestein. Für den Allerhöchsten ist nur das Schönste und nur das
Kostbare kostbar genug. So denkt das alttestamentliche Bundesvolk. Soll
das neutestamentliche weniger großzügig und weniger opferfreudig
denken? Sollen sich im Neuen Bunde nicht alle Künste, Architektur und
Bildhauerei, zu einer immerwährenden 'Missa Solemnis' vereinigen, um
den geheimnisvoll gegenwärtigen Gott zu verherrlichen"? Soweit R. Mäder.
Obiges trifft ganz eindeutig den Kern der Sache. Es sollten das die
Protestanten aufnehmen, weil sie entweder die Schrift nicht kennen oder
glauben, es besser zu machen als Gott selbst in seiner Weisheit und
unaussprechlichen Größe. Ferner sind all die Ökumenisten im
katholischen Lager im Gewissen gefordert, welche z.B. Architekten
beauftragen, Kirchen zu errichten, die nicht an ein wahres Gotteshaus,
sondern eher an Werks- oder Sporthallen o.ä. erinnern, und wo Schmuck
in jeder Form (zur größeren Ehre Gottes) als nicht mehr zeitgemäßes
Beiwerk angesehen wird. Drängt sich insoweit nicht ganz hautnah der
Beweis auf, daß die katholische Kirche schon von einer
Protestantisierung heimgesucht ist, die Entsetzen hervorruft?
IV. Abschließendes kritisches Resümee
Bei unseren Ausführungen hatten wir uns bereits hier und da mit der
Person Martin Luthers beschäftigt, ja befassen müssen. Worin liegt nun
im Endeffekt die große Gefahr für den wahren Glauben und die wahre
Kirche Gottes, die von Luther und seiner von ihm gegründeten
protestantischen Kirche ausging und nach wie vor für jeden ernsthaft
gläubigen Katholiken ausgeht? Die Antwort hierauf gibt u.v.a. eine
"Geschichte der Kirche Christi" von Schuck-Neuß, die herangezogen
werden soll, und die ganz klar besagt, wo - wie wir es doch eigentlich
längst wissen müßten - das Kernproblem des Ganzen zu sehen und zu
suchen ist.
"Luther", so die o.e. "Kirchengeschichte" "bekannte sich dazu, bloß das
gelten zu lassen, was aus der Schrift nachweisbar sei; die
Überlieferung und das Lehramt der Kirche wies er ab. Das trat offen
zutage in der sog. 'Leipziger Disputation' 1519. Hier trat der
Theologieprofessor Johannes Eck Luther entgegen und nötigte ihn durch
seine Ausführungen zu einer eindeutigen Herausstellung seiner Irrlehre
über Kirche und Papsttum. Von jetzt ab konnte jeder Einsichtige
erkennen, daß Luther nicht einen Schulstreit über untergeordnete
Lehrpunkte führte, sondern Grundlehren und die Verfassung der Kirche
angreifen wollte. Es folgten nun eine Reihe von Schriften für und
gegen, Flugbätter, Spott- und Brandschriften wider die alte Kirche und
im Jahre 1520 dann der Höhe- und Wendepunkt der ganzen Bewegung. Luther
erklärte jetzt den Papst für den Antichrist und suchte in seinen Abfall
von der Kirche auch die Massen mitzuziehen". Diese Feststellungen
vermitteln in prägnanter Weise die schonungslose Wahrheit darüber, was
Martin Luther eigentlich anstrebte und in die Tat umsetzte. Wir haben
in unseren vorangegangenen Darlegungen versucht, dies in etwa konkret
zu veranschaulichen.
Demnach gilt auch Jahrhunderte nach dem für die katholische Kirche so
schwerwiegenden Schicksalsjahr 1517, daß die protestantische Kirche
Luthers niemals eine göttliche Heils- und heilsvermittelnde Kirche war
und ist, selbst wenn es uneinsichtige Ökumeniker anders sehen wollen.
Denn - und das schon nach den Gesetzen der Logik - es kann nur eine
(göttliche) Wahrheit, einen Glauben, und eine auf dieser
einen Wahrheit aufgebauten Kirche geben, die nach der Vorhersage
Christi bis zum Ende der Zeiten auch bleiben wird.
Als Konsequenz ist daran festzuhalten, daß das Bekenntnis des Christen
nur eine einzige Kirchenstiftung umfassen kann: die katholische
Kirchenstiftung Jesu Christi (Matt. 16,13-20)! Alles andere ist ein
"belialischer Irrtum" was bedeutet, daß vor Gott lediglich eine Ökumene
gerechtfertigt wäre: die (sowohl von der evangelischen und ebenso von
der katholischen Kirche als nicht mehr aktuell betrachtete)
Rückkehrökumene. In dem Maße, wie wir - nebst den unverbesserlichen
Ökumenikern, die dies verkennen und ignorieren -, fallen wir aus der
Gnade Gottes heraus; denn zu jeder Zeit bleibt die elementare Tatsache
ein steter Begleiter unseres Menschseins, nämlich, daß außerhalb der
katholischen Kirche kein Heil zu finden ist!
Aber muß das nicht zwangsläufig dahin führen, daß man "aus
Vernunftgründen" ein ökumenisch-katholisch-evangelisches Miteinander
als unverzichtbar ansieht? Wobei die Frage im Raum steht, ob man sich
vorstellen kann, daß sich Christus und Belial "aus Vernunftgründen"
zusammen liiert hätten und damit die Lehre des Apostels Paulus (2 Kor.
6,14-16) ad absurdum geführt wäre? Deshalb ist zwischen der
katholischen Kirche - womit nicht die sog. 'Konzils-Kirche' gemeint
ist; Anm. d.Red. - und ihrem echten "Depositum Fidei" einerseits und
einem die Rückkehr der getrennten Brüder und Schwestern in die
katholische Kirche ausschließenden Ökumenismus andererseits eine
Kompatibilität irreal, selbst aus Gründen der natürlichen Vernunft. Dem
mit Gleichgültigkeit zu begegnen, hieße - wovor der Apostel Judas
(nicht der Iskariote) in seinem Brief (Jud. 4) warnt, "die Gnade Gottes
zu mißbrauchen und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus
verleugnen". Wollen wir das, wenn wir uns weiter Christen nennen wollen?
Ähnliche Gedanken mögen vielleicht den Ratti-Papst Pius XI. bewogen
haben, seine bekannte (Wiedervereinigungs)-Enzyklika "Mortalium Animos"
von 1928 zu verfassen. In dieser spricht der Papst
beschwörend-kompromißlos das Grundproblem, das für jeden
aufgeschlossenen Christen von existentieller Bedeutung ist, mit
folgenden Worten an, die unsere Thematik nachhaltig berühren:
"Es gibt" so der Papst, "keinen anderen Weg, die Vereinigung aller
Christen herbeizuführen, als den, die Rückkehr aller getrennten Brüder
zur einen wahren Kirche Christi zu fordern, von der sie sich ja
unseligerweise getrennt haben. Wir sprechen von der einen Kirche
Christi, die wahrlich leicht erkennbar vor aller Augen steht, und die
nach dem Willen ihres Stifters für alle Zeiten so bleiben wird, wie er
sie zum Heile aller Menschen begründet hat (was heute allerdings für
viele schwer erkennbar ist; Anm.d.Red.) ... So kann kann es gar nicht
anders sein, als daß die Kirche Christi nicht nur heute und in allen
Zeiten fortbesteht, sondern sie muß auch heute noch die gleiche sein,
die sie zur Zeit der Apostel war. Sonst müßten wir sagen - was ferne
von uns sei -, Christus sei nicht imstande gewesen, sein Vorhaben
auszuführen, oder er habe geirrt, als er sagte, die Pforten der Hölle
würden seine Kirche nicht überwältigen (Matt. 16,18)."
Diese eindringlichen Mahnrufe Papst Pius XI. sind von einer
überzeugenden Klarheit und Wahrheit, und daher dazu angetan, die
protestantischen Mitbrüder und Mitschwestern aufzurütteln, sich vor
ihrem Gewissen zu prüfen, ob ihre Glaubensirrtümer und das
Zugehörigsein zu ihrer Kirche vor Gott rechtens ist - es sei denn, sie
wissen ohne eigene Schuld nichts über die Einzigartigkeit der
katholischen Kirche - die nicht identisch ist mit der sog.
'Konzilskirche'! (Anm.d.Red.) - als alleiniger Besitzerin der
göttlichen Wahrheit, die uns offenbart und überliefert wurde.
Der hl. Papst Pius X. schreibt, was die Verirrten und der Kirche
Christi Fernstehenden betrifft, in seiner Enzyklika "Notre Charge
Apostolique" von 1910 folgendes: "Wenn Jesus auch gut gewesen ist zu
den Verirrten (und da sind die evangelischen Christen mit
eingeschlossen; Anm. d.V.) und den Sündern, so hat er doch niemals
deren falsche Überzeugungen respektiert, so aufrichtig diese auch
scheinen mochten. Er hat sie alle geliebt, um sie zu belehren, zu
bekehren und zu retten."
Zum Problem der Einheit äußert sich Papst Pius X. ebenfalls, indem er in seiner Enzyklika schreibt:
"Es bedarf der Einheit der Geister in der Wahrheit, der Einheit der
Willensrichtung in der Moral, der Einheit der Herzen in der Liebe zu
Gott und zu seinem Sohn, Jesus Christus. Jedoch: diese Einheit ist nur
zu verwirklichen durch die katholische Liebe, welche demzufolge allein
die Völker im Gang des Fortschritts zum Ideal der Zivilisation führen
kann."
Das alles bringt uns wieder auf das zurück, was eingangs unserer
Erörterungen bereits bedacht worden ist, indem wir uns auf das Wort des
Kanonisten Hans Barion beriefen, "daß man entweder ökumenisch oder
katholisch sei". Ferner sollten wir an den Aufruf von Georg May denken,
"sich zu überlegen, was sie wollten, evangelisieren oder
protestantisieren", weil beides nicht geht. Es muß dies in der Tat ein
entscheidender Bestandteil unserer Erkenntnisfähigkeit für alle Zeiten
werden, was unsere obigen Überlegungen nicht zuletzt gezeigt haben
dürften, - letzteres vor allem mit Blick auf den in unserer Zeit
betriebenen Ökumenismus und seine Aufwertungsbestrebungen hinsichtlich
anderer Religionsgemeinschaften nicht göttlichen Ursprungs.
Damit kann es schon, vom Licht der Vernunft her gesehen, kein, wie es
im ökumenischen Jargon heißt, "Miteinander in versöhnter
Verschiedenheit" - ein Programm, welches explizit von Ratzinger/
Benedikt XVI. vertreten wird; Anm.d.Red. - mit einer Kirche geben,
deren Gründer die von Gott durch Jesus Christus gesetzten Grundfesten
der katholischen Kirche zum Einsturz bringen wollte, und sich nicht
scheute, den obersten, von Christus berufenen Lehrer, Priester und
Hirten der katholischen Christenheit als den Antichristen zu
beschimpfen. Das alles rechtfertigt in keinster Weise die innere
Zerrissenheit, von der der Augustiner Martin Luther, wie gesagt,
heimgesucht gewesen ist.
Eine andere Zerrissenheit - im Bereich von Religion und Theologie
gekennzeichnet durch Hinterfragung, Verbiegung oder gar Zerstörung
fundierter, von Jesus Christus vorgelebter und gelehrter (katholischer)
Glaubensinhalte ist bzw. wäre die Folge des so sehr gepriesenen
'ökumenischen Miteinanders', besonders wenn es immer mehr ausgeprägtere
Formen annähme. Für das Christenvolk führt deshalb kein Weg daran
vorbei, daß die Einheit und Vereinigung aller Getrennten einzig und
allein durch die und in der einen wahren, katholischen und
apostolischen Kirche Jesu Christi - die z.Zt. für Christen nur sehr
schlecht erkennbar ist, Anm.d.Red. - herbeigeführt werden kann -, weil
nur sie die gottgewollte echte Heilsvermittlerin bis ans Ende der
Geschichte ist und bleibt... wenn Christus, der Erlöser und Gottessohn
mit Macht und Herrlichkeit wiederkommt, zu richten die Lebenden und
Toten, um ihnen dann ihr ewiges Schicksal zuzuteilen. Denn wenn aus
diesem hochheiligen, vom Geist Gottes durchfluteten Gebäude auch nur
eine einzige Kernwahrheit, einem tragenden Steinfundament vergleichbar,
herausgebrochen wird, dann stürzte das ganze Bauwerk ein.
Trotzdem bleibt die wahre Kirche ein wegweisendes Leuchtfeuer für alle
von ihr Getrennten - entsprechend ihrem innersten geistigen Wesenskern
als "Corpus Christi Mysticum".
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