54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
Datenschutzerklärung | Zum Archiv | Suche




1. Mitteilungen der Redaktion
2. Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
3. My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
5. Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
„… aber es bleibt uns nichts anderes übrig...
 
„… aber es bleibt uns nichts anderes übrig,
als immer wieder das Richtige zu sagen, immer wieder!“
Zur Erinnerung an Günter Maschke

Dreiviertel Jahr nach dem Tod des Publizisten, Schriftstellers und Privatgelehrten Günter Maschke am 7. Februar 2022 einen „Nachruf“ zu schreiben, erscheint ungewöhnlich. Daher soll es auch eher eine Erinnerung an einen lieben Freund und außergewöhnlichen Menschen sein, einen Provokateur, Ex-Kommunisten, Antiliberalen und Reaktionär, der als Fidel Castros „Nesthäkchen“ im kubanischen Exil sein „Waterloo“ hatte, indem er auf der Tropeninsel den durch Mißwirtschaft und eine völlig verfehlte ökonomische Politik verursachten grassierenden Hunger und die brutale Behandlung der Homosexuellen kennenlernte, zurück in Deutschland sein Jahr Haft in Landsberg wegen Fahnenflucht absaß, der FAZ die wohldotierte Mitarbeit kündigte, als sein Nachruf auf seinen Freund und Lehrer Carl Schmitt durch einen Gegennachruf von Dolf Sternberger karikiert wurde und selbst Joachim Fest ihn nicht zum Bleiben bewegen konnte.

Dieser Mann, Jahrgang 1943, in Erfurt geboren, Vollwaise, wurde von einem mittelständischen Strickwarenfabrikanten, adoptiert, den er sehr verehrte und liebte. Er hatte eine unbändige Lust zur Provokation und lebte diese im katholischen Trier als Jungkommunist mit 15 Jahren weidlich aus. Immer „dagegen“, immer in der Minderheit, das waren seine Charaktereigenschaften, ob in der situationistischen „Subversiven Aktion“, wo er von Rudi Dutschke seinen Spitznamen „Maschkiavelli“ bekam, weil ihn die Emanzipation der Massen nicht interessierte, sondern an die Macht wollte und von Kampf, Revolution, Befreiung und Niederwerfung des Feindes träumte oder später in der intellektuellen Neuen Rechten, der er zu Recht vorwarf, die Bosheit und Gefährlichkeit des Menschen und den ganzen menschlichen Prozeß nicht als einziges Jammertal zu erkennen, dem man nur mit Ordnung und Autorität mühsam Herr werden kann.

Dieser Günter Maschke, den ich Mitte der 1980er Jahre kennenlernte, und der genau wie ich „nur“ die Mittlere Reife hatte, wie ich Versicherungskaufmann gelernt hatte, und wie ich SDS-Mitglied war, allerdings während ich in der Frankfurter Goethe-Universität in Adorno-Seminaren herumsaß, schrieb er auf Kuba für den Maximo Lider eine Einschätzung der Studentenbewegung, die Castro mit den Worten „Das ist keine Revolution, das ist purer Hedonismus“ richtig erkannt hatte, dieser Mann, der seine Briefe nur mit „Maschkino“ unterschrieb, weil er für den französischen Film Noir schwärmte, war ein lebendes Literaturlexikon, beschäftigte sich intensiv mit Geschichtsphilosophie und Völkerrecht, schrieb und kommentierte ein gutes Dutzend Bücher, übersetzte die katholischen Reaktionäre Juan Donoso Cortés und Nicolás Goméz Davilá, gab im Karolinger Verlag die „Bibliothek der Reaction“ heraus und zitierte aus dem Stegreif ganze Gedichte seines Lieblingslyrikers Gottfried Benn. Vor allem aber war er einer der wenigen, die die Krise und Tragödie des Menschen in einer gott- und ortlos gewordenen Welt in ihrer ganzen Tragweite erkannten.

Als er spürte, daß sich das Drama verschärfte, gab er jegliche Hoffnung, politisch etwas verändern zu können. auf. Ohnehin war er politikunfähig, denn dies hätte ja bedeutet, bei dem Betrug mitzumachen. Hatte er noch nach der Wiedervereinigung bei einer Veranstaltung in Marburg, als linke Studenten zu stören begannen, mit dröhnender Stimme in den Saal gerufen: „Ruhe jetzt, ich bin Faschist!“, worauf es mucksmäuschenstill wurde, wurde er nun zum schwärzesten Pessimisten, dies jedoch nach Devise „Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst!“ Dennoch sah er alle politischen Bemühungen der Rechten als gescheitert an, angesichts einer völlig nihilistischen, glaubenslosen und gar nicht humanen Gesellschaft, die jedes Jahr über 100.000 ungeborene Kinder mit staatlicher Unterstützung abschlachten läßt, einen Massenmord, den er als „Kannibalenhumanität“ bezeichnete, und die BRD keinen Deut humaner als den Nationalsozialismus macht.

In keiner einzigen Minute hat er seinen Frieden mit diesem System und dieser Gesellschaft gemacht, wie die meisten 68er. Den antiliberalen Ideen seiner kommunistischen Jugend blieb er zeitlebens treu, wenngleich jetzt auch von der anderen Seite des Schützengrabens aus. Er litt wie ein Hund an der krassen Dummheit seiner Landsleute, die die grausame Wahrheit des Politischen nicht verstehen konnten und wollten.

Als protestantischer Atheist, der an seinem Unglauben zweifelte, kritisierte er scharf die sich zu Tode reformierende katholische Kirche, die als Institution abgedankt hatte und keinerlei geistigen und geistlichen Halt mehr zu geben vermochte, während sie bis zum Vaticanum II seine Bewunderung als funktionierende und durchaus fürsorgliche Macht besaß. Aus tiefstem Herzen verachtete er die linksliberalen „Lifestyle-Revolutionäre“ und bemerkte früh, daß die spezifisch deutsche liberale Primitiv-Dekadenz auch durch eine verfassungstreue Rechte nicht mehr zu bändigen war.

Liebend gern wäre er in Peru geblieben, hier hatte er in den 1980er Jahren als Professor an der Akademie der Kriegsmarine in La Punta seine Offiziersschüler in der Theorie des Partisanenkampfes unterrichtet und selbst an zwei Feldzügen gegen die maoistischen Terroristen des „Leuchtenden Pfads“ („Sendero Luminoso“) teilgenommen und den damaligen Präsidenten Fujimori beraten. Doch hatte seine schwer herzkranke Frau das Klima in Peru nicht vertragen und ihm machte der „General Zucker“, sein Diabetes, den er nicht in den Griff bekam, immer mehr zu schaffen.

Dieser außergewöhnliche Mann, dessen Privatbibliothek über 30.000 Bücher umfaßte, war mein bester Freund und ich habe ihn geliebt wie einen Bruder. Daß ich ihn verloren habe ist ein einziger Schmerz, und auch die Zeit wird diese Wunde nicht heilen können. Wenn Gott ihn einmal fragen würde, was er aus seinem Leben gemacht habe, wollte er ihm sagen: „Ich habe zwei, drei gute Aufsätze geschrieben und ansonsten das Meer gepflügt, aber selbst das ohne Fleiß!“ Bis wir uns einmal wiedersehen in einer besseren Welt werde ich jedoch seinen Rat befolgen: „Es hat wohl keinen Zweck, aber es bleibt uns nichts anderes übrig, als immer wieder das Richtige zu sagen, immer wieder!“

Werner Olles
***

Vom Kommen des Menschensohnes: Lk. 21,25-28
    

„Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“    

Don Bosco formuliert: „Die Macht der Bösen nährt sich von der Feigheit der Guten.“
 
(c) 2004-2018 brainsquad.de