54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Mitteilungen der Redaktion
2. Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
3. My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
5. Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
Advent 2016
 
Advent 2016

von

Father Courtney Edward Krier
Übersetzung: Elisabeth Meurer

Veni, Veni, Emmanuel! Captivum solve Israel.
O komm, o, komm, Emmanuel! Mach frei dein armes Israel.


Dieser Adventhymnus, der von den Katholiken schon seit alter Zeit gesungen wird, hat nicht nur den Geist des Verlangens nach dem Messias in Herz und Seele umfasst, sondern sollte auch dem Verstand die Lehren der Schrift bezüglich des Messias und sowohl Seiner göttlichen als auch Seiner menschlichen Natur vergegenwärtigen. Der Hymnus nimmt die „O“-Antiphonen auf, die vom höheren Klerus in der Woche vor Weihnachten rezitiert werden und die im Alten Testament zu findenden Titel des Messias anführen: Weisheit, Herr, Wurzel Jesse, Schlüssel Davids, Aufgang, König der Heiden und Emmanuel. Das Folgende ist eine Reflexion über die erste Antiphon.

Die Kirche betet: „O Weisheit, die du aus dem Munde des Allerhöchsten kamest, von Ende zu Ende reichst und alle Dinge mächtig und sanft ordnest. Komm und lehre uns den Weg der Klugheit!“ Unser Herr ist die Ewige Weisheit, von der in Sprüche 1; 7-20 die Rede ist:

 „Die Furcht des HERRN ist der Anfang des Wissens. Weisheit und Zucht verachten nur die Narren. Gehorche, mein Sohn, der Zucht deines Vaters und verwirf nicht die Unterweisung deiner Mutter! Denn ein anmutiger Kranz für dein Haupt sind sie und eine Perlenschmuck um deinen Hals.  Mein Sohn, wenn Sünder dich locken, so folge ihnen nicht! Und wenn sie sagen: Geh mit uns! Wir planen Mord und lauern ohne Grund auf den, der schuldlos ist. Wir wollen sie wie die Unterwelt lebendig verschlingen und vollständig wie solche, die ins Grab versinken. Allerlei kostbaren Besitz werden wir gewinnen, werden unsere Häuser mit Beute füllen. Dein Los wirf in unserem Kreise; ein Beutel soll uns allen sein! Mein Sohn, ziehe nicht mit ihnen des Weges, halte deinen Fuß zurück von ihrem Pfad! Denn ihre Füße laufen zum Bösen und eilen, Blut zu vergießen. Vor den Augen aller Vögel schwingt man das Fangnetz gewiß vergebens aus; doch jene lauern auf ihr eigen Blut und trachten selbst sich nach ihrem Leben. So sind die Pfade eines jeden, der unrechten Gewinn macht: Der nimmt seinem Besitzer das Leben. Die Weisheit predigt auf den Straßen, auf den Plätzen läßt sie ihre Stimme erschallen.“

Von wem kann der hl. Paulus als „Weisheit und Gerechtigkeit und Heiligung und Erlösung reden, nachdem er Christus als die Kraft Gottes und die Weisheit Gottes verkündet hat“ (vgl. 1 Kor. 1; 30, 24)? Die Welt ist durch das Wort Gottes erschaffen, die Weisheit Gottes, und ist so geordnet, alles was Gott will, in Seiner Schöpfung zu erfüllen.

Paulus erinnert die Korinther daran, dass das, was in dem, wie Gott alles angeordnet hat, zu seiner größeren Ehre zu wirken, verrückt zu sein scheint, nur so ist, weil die Weisheit Gottes ewig ist und kein vergängliches Objekt. Das ganze Geheimnis der Fleischwerdung ist die unbegreifliche Wirklichkeit, dass Gott einen menschlichen Leib annahm, der Ihn einschränkte, Der unendlich ist, dass Er eine endliche Gestalt annimmt, die Ihn zum Sklaven macht. Man will sich keinen Christus vorstellen, der in einer nicht realen Welt lebt – als ob Er nur eine göttliche Natur besäße – weil Christus in die Zeit eintritt und in einer materiellen Welt lebt und einen physischen Leib hat (vgl. Phil 2; 7). Er wird von einer Frau abhängig, von Essen und Schlafen und vom Gebrauch von Augen zum Sehen und Ohren zum Hören. Er muss von Seiner irdischen Mutter getragen werden, um von Ort zu Ort zu kommen, bis Er krabbelt und danach laufen muss. Auch wenn Er den Lauf des Universums kennt, kann Er nicht einmal sprechen, bis sich Sein menschlicher Verstand genügend entwickelt hat, um auch das einfachste Wort auszudrücken. Soll dies zeigen, dass Christus menschlich ist? Ja, ohne dem Abbruch zu tun, dass Er auch Gott ist. Soll dies zeigen, das Christus göttlich ist? Ja, ohne dem Abbruch zu tun, dass Er auch Mensch ist.

Da er die Ewige Weisheit ist, kann Er alles möglich machen, was möglich ist, und Er befand es für möglich, Fleisch anzunehmen: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (vgl. Joh. 1; 14). Es ist die göttliche Weisheit, die die Menschheit anbetet, indem sie bekennt, dass Christus Gott und Mensch ist (vgl. Hebr. 1; 6). „Deshalb ist es Christus als Gott, an den man glaubt: Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon Bar-Jona, denn nicht Fleisch und Blut hat dir das geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist“ (Matth. 16; 16-17; vgl. Joh. 20; 31). Das heißt: Es ist nicht Christus als Mensch, woran man glaubt: Dies ist er, der da kam aus Wasser und Blut, Jesus Christus: nicht allein aus Wasser, sondern aus Wasser und Blut. Und es ist der Geist, der bezeugt, dass Christus die Wahrheit ist (1 Joh. 5; 6; vgl. 1 Joh. 2; 22).

Menschliche Weisheit, die von Erfahrung abhängt, kann menschlich nicht begreifen, dass
jemand, der in der Welt ist, die Welt geschaffen hat. Denn wie kann jemand in der Welt die Welt erschaffen, von der er ein Teil ist? Nur jemand außerhalb der Welt und vor der Welt kann die Welt erschaffen. Menschliche Weisheit, die von der Erfahrung abhängt, versteht, dass Erfolg aufsteigen heißt und Scheitern fallen heißt. Niemand will sich von Natur aus erniedrigen, wenn er aufgestiegen ist, da er das verlöre, was er zu erlangen gestrebt hat, und im Verlust ist kein Gewinn. Menschliche Weisheit, die von der Erfahrung abhängt, urteilt nach dem, was die Sinne als wahr erkennen: Ich weiß, dass etwas ist, weil meine Sinne mir sagen, dass es ist, das heißt: Wasser ist Wasser, ein Baum ist ein Apfelbaum, da er Äpfel hervorbringt, der Mensch kann nicht fliegen, da er keine Flügel hat. Die göttliche Weisheit, die alle Dinge kennt, kann die Welt erschaffen und in diese Welt eintreten.

Die göttliche Weisheit, die alle Dinge kennt, kann Sich selbst erniedrigen und doch erhöht werden, weil Sie nichts von Sich selbst nimmt, sondern zu Sich selbst nimmt. Die göttliche Weisheit, die alle Dinge kennt, urteilt nicht nach dem Anschein, sondern mit Wahrheit und Gerechtigkeit. Aus dem Grunde kann Er sagen: Das ist Mein Leib… Das ist Mein Blut. Der Anschein sagt, es ist Brot und Wein für die menschliche Weisheit; die göttliche Weisheit hat das Brot in Seinen Leib und den Wein in Sein Blut verwandelt. Dies ist der Grund, weshalb der hl. Paulus, an die Korinther gerichtet, seinen Zuhörern sagt:

„Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. Denn es steht geschrieben: Vernichten will ich die Weisheit der Weisen und die Klugheit der Klugen verwerfen. Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn da die Welt in ihrer Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannt hat, gefiel es Gott, durch die Torheit der Predigt die zu retten, die glauben. Denn die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkündigen Christus, den Gekreuzigten: den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte bei Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache bei Gott ist stärker als die Menschen.“ (1 Kor. 18-25).

Kommen wir auf die Fleischwerdung zurück. Man kann mit dem Glauben verstehen, dass die Ewige Weisheit entschied, in die Welt zu kommen, nicht nach der Weisheit des Menschen – was die Verrücktheit Gottes ist – sondern in der Weisheit Gottes, die den Willen Gottes erfüllt: die Erlösung derer, die an Ihn glauben, dass kein Fleisch sich vor Seinem Angesicht rühmen sollte“ (vgl. 1 Kor. 29). Wer Christus zu einem Menschen machen wollte, der nur den „Geist Gottes“ besaß, insofern Er Gott predigen konnte und Gott durch Ihn wirken konnte, und daher jemand aus der Menschheit ist, leugnet, dass Er Gott ist und dass Er kam, um die Menschheit mit Sich zu vereinigen – nicht in einer irdischen Einheit, sondern in einer göttlichen Einheit. Dieses erstere ist der Standpunkt vieler in der Konzilskirche, die die arianische Irrlehre annehmen, das heißt: Sie versuchen, die Person Jesu Christi zu rationalisieren. Im Grunde leugnen sie dasselbe wie die Mohammedaner in den Worten Mohammeds: Gott zeugt nicht und ist nicht gezeugt (Koransure 112). Sie leugnen im Grunde dasselbe, was die Juden aussprechen, die wiederholen: Gott ist einer, nach ihrem Schema. Christus ist für die Neo-Modernisten nicht Gott als Gott im absoluten Sinne, sondern metaphorisch, das heißt: Er besitzt die Attribute Gottes – so wie die Weisheit. Christus ist das Medium, das Gott erschafft, um den Menschen Seinen Willen zu zeigen. Christus ist nicht jemand, der in gleicher Weise und mit dem Vater angebetet wird, sondern durch Ihn wird der Vater angebetet. Christus ist nicht jemand, der absolut sagen kann: Das ist mein Leib, und es ist Sein Leib, sondern nur symbolisch. Die Neo-Modernisten haben die Weisheit der Welt – den Rationalismus – aber sie haben nicht die Weisheit Gottes.

Wie die Lateinische Kirche getreu an jenem Glauben festhielt, den St. Athanasius treffend in seinem als das Athanasianische Credo bekannten Glaubensbekenntnis auszudrücken pflegte, so dürfen heute die gläubigen Katholiken immer noch an jenem Glauben festhalten, wenn der auch der Welt besonders verrückt erscheinen mag: ein Glaube, wo es heißt, dass der Schöpfer aller Dinge, den Seinen unbekannt, in einem Stall geboren wurde (vgl. Joh. 1; 11), wohingegen nach den Weisen dieser Welt jeder Christus aufnähme, wenn Er Gott wäre. Mögen gläubige Katholiken an jenem Glauben festhalten, dass dies die ewige Weisheit Gottes ist, die sie anbeten – eines Wesens mit dem Vater,die Sehnsucht der Völker, nach Dem verlangt wird und von dem die Gläubigen noch immer singen: Veni, veni, Emmanuel – ja, Gott weilt unter uns – Er komme zu uns in Gnade, in der hl. Kommunion, bei Seiner zweiten Ankunft!

Für diejenigen gläubigen Katholiken, die wegen der Zeiten, in denen wir leben, nicht an der hl. Messe teilnehmen können: Das heilige Messopfer wird am Weihnachtstag besonders für Sie dargebracht, und ich hoffe, dass Sie sich im adventlichen und im weihnachtlichen Geiste und in den Weihnachtsmessen vereinigen.

Persönlich möchte ich mich auch bei allen bedanken, die weiterhin diejenigen unterstützt haben, die an der Verteidigung des katholischen Glaubens mitwirken, bei den Lesern der EINSICHT und den Mitgliedern des Freundeskreises der Una Voce. Ich wünsche allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und bitte unseren Göttlichen Erlöser, alle in dem kommenden neuen Jahr zu segnen.

In Seinem Dienst

Pater Courtney Edward Krier

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Hinweis der Redaktion:
Wenn Sie mit Fr. Krier persönlich in Kontakt treten wollen, hier ist seine Anschrift:
Fr. Courtney Edward Krier, 131 North 9th Street, Saint Josephs Catholic Church,
Las Vegas, NV 89101, Handy: 001-702-5965041. Krier hat in München bei Bischof Storck Theolgie studiert und wurde von diesem am 19.12.1992 zum Priester geweiht.
 
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