54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Mitteilungen der Redaktion
2. Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
3. My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
5. Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
Et regnabunt cum Christo mille annis
 
Et regnabunt cum Christo mille annis

von
Michel Mottet, Mai 1992
übersetzt von Jürgen Graf


Nach seiner ruhmreichen Auferstehung erscheint Jesus seinen Aposteln und Jüngern innerhalb von vierzig Tagen mehrere Male. Noch am Tage Seiner Himmelfahrt stellen sie Ihm folgende Frage:
„Domine si in tempore hoc restitues REGNUM ISRAEL?
Dixit autem eis: Non est vestrum nosse tempora vel momenta, quae Pater posuit in sua potestate..“.

Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das REICH ISRAEL?
Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater in seiner Macht bestimmt hat… (Apostelgeschichte 1; 6,7.)


Die Verse 6 und 7 der Apostelgeschichte verkünden uns also, dass das Reich Israel wieder aufgerichtet werden wird, aber zu einer uns unbekannten Zeit, denn nur der Vater besitzt die souveräne Macht, den genauen Augenblick dieser Wiederaufrichtung festzulegen. Die Wiederaufrichtung des Reiches Israel ist, weil klar angekündigt, folglich ein Teil des Glaubensgutes, und wer es nicht annimmt, muss in Kauf nehmen, dass er sich durch seinen Akt des Ungehorsams selbst vom Eintritt in dieses Reich ausschliesst.

Auch wenn der genaue Zeitpunkt dieser Geschehnisse nur dem Vater bekannt ist, werden die Umstände, unter denen sie sich zutragen werden, an zahlreichen Stellen der Heiligen Schrift klar geschildert. So sagt der hl. Petrus in seinen Prophezeiungen gegenüber den Juden, die Jesus zum Tode verurteilt haben:

„Poenitemini igitur, et convertemini, ut deleantur peccata vestra, ut cum venerint tempora refrigerii a conspectu Domini, et miserit eum, qui praedicatus est vobis, Jesum Christum, quem oportet quidem coelum suscipere usque in tempore restitutionis omnium, quae locutus est Deus per os sanctorum suorum a saeculo prophetarum.“ (Apostelgeschichte, 3; 19-21)

Ein Domherr Osty liefert beispielsweise folgende Übersetzung dieser Verse: „So tut nun Busse und bekehret euch, dass eure Sünden getilgt werden [auf dass da komme die Zeit der Erquickung von dem Angesicht des Herrn und er sende den, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist:] Jesus. Ihn muss der Himmel aufnehmen bis auf die Zeit, da alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.“

Den mittleren Teil haben wir in eckige Klammern gesetzt, um darauf hinzuweisen, dass die Übersetzung hier falsch ist. Wenn man die Aufgabe hat, einen dermassen schwierigen Text zu übersetzen wie ut cum venerint tempora refrigerii a conspectu Domini und sich gewahr wird, dass auf dass da komme die Zeit der Erquickung von dem Angesicht des Herrn keinen klar erkennbaren Sinn hat und völlig nichtssagend ist, gilt es in der gesamten Lehre des Verfassers – im vorliegenden Fall den Schriften des Heiligen Petrus, denn er ist es, der hier spricht – jene Stellen ausfindig zu machen, in denen er von der Wiederkehr Christi und den Ereignissen redet, die ihr vorausgehen oder sie begleiten werden. Selbst Menschen, die mit der Heiligen Schrift nicht sonderlich gut vertraut sind, denken hier sogleich an die sehr bekannte Stelle im Zweiten Brief des Petrus, in dem die Umstände, unter denen die Wiederkehr Christi erfolgen wird, klar und eindringlich beschrieben werden.

    So auch werden der Himmel, der jetzt ist, und die Erde durch dasselbe Wort [des Herrn] aufbewahrt, dass sie zum Feuer behalten werden auf den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen…

     Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit grossem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden verbrennen.

    Wenn das alles soll so zergehen, wie müsst ihr da geschickt sein im heiligen Wandel und gottesfürchtigen Tun, die ihr wartet und eilet zu der Auskunft des Tages Gottes, an welchem der Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden? (2 Petr 3; 7, 10-12.)

Der hl. Petrus offenbart uns also, dass vor der Zeit der Wiederherstellung aller Dinge die Erde mitsamt allen Werken, die sich auf ihr befinden, von dem lodernden Himmel, der auf die Erde niederfallen wird, in einem fürchterlichen Sturm verbrannt werden wird und die gottlosen Menschen der Verdammnis anheimfallen werden. Wer glaubt noch an dieses furchtbare Ende der Welt, das der Heilige Petrus so deutlich angekündigt hat? Gewiss, viele Menschen legen noch Lippenbekenntnisse zu diesem Glauben ab, aber in der Praxis ist es nur noch eine winzig kleine Minderheit, deren Verhalten in Übereinstimmung mit ihrem Bekenntnis steht. Genau das sagt der Heilige Petrus übrigens in demselben Brief  voraus, und genau das offenbarte auch die Allerseeligste Jungfrau Maria am 13. Oktober 1917 in Fatima, als sich die Sonne dreimal der Erde näherte, um daran zu erinnern, dass einst DER TAG DES HERRN kommen wird, an dem die Sonne und die Gestirne auf die Erde fallen und sie vollständig verbrennen werden, um die Menschen für ihren Unglauben und ihre Gottlosigkeit zu bestrafen. Nachdem  man sich all diese Fragen gestellt und die notwendigen Schlussfolgerungen daraus gezogen hat, ist folgendes offenkundig: Wenn der hl. Petrus im Zusammenhang mit der Wiederaufrichtung des Reiches Israel und der Wiederherstellung aller Dinge von den tempora refrigerii spricht, spielt er auf den Zustand der Welt nach der Feuersbrunst an, wenn sich die Elemente wieder abgekühlt haben werden, um eine Wiederherstellung aller Dinge zu ermöglichen, so wie es der Heilige Petrus mit nicht minder grosser Kraft in seinem zweiten Brief sagt (2 Petr 3; 13):
   
WIR WARTEN ABER EINES NEUEN HIMMELS UND EINER NEUEN ERDE NACH SEINER VERHEISSUNG, IN WELCHEN GERECHTIGKEIT WOHNT.

Nach diesem Hinweis auf die vollständige Lehre des Heiligen Petrus bezüglich der Umstände von Christi Wiederkehr, und nachdem wir noch hinzugefügt haben, dass das Wort conspectus die Bedeutung eines materiellen oder geistigen Schauens hat und dass praedicatus nicht, wie von Osty übersetzt, bestimmt, sondern gepredigt heisst, lautet die vollständige und korrekte Übersetzung des Zitats des Heiligen Petrus wie folgt:

    So tut nun Busse und bekehret euch, dass eure Sünden getilgt werden, denn wenn, gemäss Gottes Plan, die Zeiten der Abkühlung  [der glühenden Elemente] kommen wird und euch derjenige geschickt werden wird, der euch gepredigt wurde, Jesus Christus, muss Ihn der Himmel aufnehmen bis auf die Zeit, da alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.
Die hier angeführten Texte erklären uns also, dass, nachdem die gesamte Schöpfung in Flammen aufgegangen ist und die gottlosen Menschen der Verdammnis anheim gefallen sein werden, laut dem Plan Gottes [a conspectu Domini] – denn Gott ist der absolute Herr über Seine ganzen Schöpfung und legt den Zeitpunkt und den Augenblick einzig und allein nach Seinem eigenen Willen fest – eine Wiederherstellung aller Dinge aus den abgekühlten Elementen erfolgen wird, da nur deren Form, nicht jedoch deren Substanz zerstört worden ist. Gemäss Gottes Wort werden diese Elemente dann den neuen Himmel und die neue Erde bilden, wo Gerechtigkeit walten wird. Erst zu jenem Zeitpunkt wird laut der Voraussage aller heiligen Propheten das Reich Israel wieder aufgerichtet werden, mit Jesus, dem Sohn Davids, als ewigem König. Solcher Art ist der göttliche Plan, der in der Heiligen Schrift enthüllt wird. Es handelt sich hier um dogmatische Wahrheiten, die der Mensch in vollkommener Freiheit annehmen oder verwerfen und somit über sein ewiges Heil oder seine ewige Verwerfung entscheiden kann. Es reicht der Hinweis darauf, dass der GLAUBEN die conditio sine qua non des Heils ist, denn, wie der Heilige Markus bündig sagt: Qui crediderit, et baptizatus fuerit, salvus erit; qui vero non crediderit, condemnabitur – Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden. (Mk 16; 16)

Ehe wir mit unserer Erklärung der – in der Heiligen Schrift deutlich verkündeten - dogmatischen Wahrheiten hinsichtlich der Wiederaufrichtung des Reiches Israel weiterfahren, gilt es einen der tragischsten Irrtümer anzuprangern, die sich am Ende des 20. Jahrhunderts breitgemacht haben. Er besteht in dem Glauben, dass die Ansiedlung jener, die sich heute Juden nennen (d. h. derjenigen, die verbissen leugnen, dass Jesus der Messias ist), in dem Land, das Gott dem Vater der Gläubigen, Abraham, als ewigen Besitz verheissen hat, den Anfang der Wiederkehr des Volkes Israel bedeute, von dem im Alten wie auch im Neuen Testament die Rede ist. Dieser Irrtum wird nicht nur von der aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil hervorgegangenen Sekte - der konziliären Pseudo-Kirche – verkündet, sondern auch von jenen, die sich als Vorkämpfer der Tradition ausgeben und dabei die Heilige Schrift hochmütig ignorieren. So schreibt ein H. Le Caron in einem 1987 beim Verlag FIDELITER erschienenen Buch mit dem Titel DIEU EST-IL ANTISÉMITE? le infiltration judaïque dans le Eglise conciliaire (deutsch : IST GOTT ANTISEMIT? Die jüdische Infiltration in der Konzilskirche) – dieser Titel ist übrigens eine Beleidigung Gottes, denn Gott ist zwar „Anti-Talmudist“, kann jedoch nicht „Antisemit“ sein - folgendes:

Ich habe in "Mystère de Israël" dargelegt, dass die Sammlung Israels auf dem Boden seiner Vorfahren nach zweitausend Jahren der Zerstreuung ein in der Geschichte der Menschheit einzigartiges Ereignis und ein Zeichen der Zeit ist. Diese wunderbare Tatsache war von den Propheten Israels – insbesondere Hesekiel -, von Unserem Herrn Selbst und vom Heiligen Apostel Paulus vorausgesagt worden (S. 174).

Der Verfasser prophezeit anschliessend die nationale Bekehrung Israels, die nach der Niederlage Gogs eintreten werde, von der in den Kapiteln 38 und 39 des Buches Hesekiel berichtet wird. Le Caron identifiziert Gog mit der UdSSR, die sich mit einigen der fanatischsten arabischen Länder verbündet haben werde, und fügt (auf S. 180/181) hinzu:

    Diese Bekehrung Israels wird „das Ende der Zeit der Nationen“ markieren, das vom Herrn Selbst angekündigt wurde, als er nach Jerusalem fuhr, um seinen Leidensweg anzutreten. Jenes Ende der Zeit der Nationen, das 1967 mit der Rückeroberung Jerusalems durch die Juden (Sechstagekrieg) begann und dem Zeitraum der Sammlung entspricht, muss schliesslich zur Bekehrung führen, wie dies von Hesekiel (Kapitel 37) prophezeit worden ist:

Siehe, ich will eure Gräber auftun
Und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf
Und bringe euch ins Land Israels. (Sammlung.)
Und ich will meinen Odem in euch geben (Bekehrung)
Dass ihr wieder leben sollt (das Leben des Glaubens).


    Wenn die nächste Periode der Menschheitsgeschichte nach den Erschütterungen der heutigen Welt, die auf dem Stolz des Menschen gründet, diejenige des Triumphs des Unbefleckten Herzens Marias und des Herzen Jesu ist – eines Triumphs, der von der Jungfrau selbst angekündigt worden ist (rue du Bac, in Pellevoisin und in Fatima) -, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Mutter Gottes diejenigen Angehörigen ihres Volkes bekehren wird, welche die wahre Nachkommenschaft Abrahams darstellen.

    Übrigens hat, wie wir bereits erwähnt haben, die Stunde des Endes der Nationen, d. h. der religiösen Vorherrschaft der Nationen über Israel, mit der Wiedereroberung Jerusalems durch die Juden im Jahre 1967 geschlagen. Es ist bemerkenswert, dass die Sammlung Israels und die Wiedereroberung Jerusalems in einem recht kurzen Zeitraum erfolgt sind, da die Balfour-Erklärung von 1917 den Juden die Heimkehr ins Heilige Land gestattet hat. Die zweite Phase, d. h. jene der Bekehrung, sollte jetzt nicht mehr lange auf sich warten lassen. (S. 184/185.)


Der Grund dafür, dass wir die eben angeführten Zitate gewählt haben, liegt darin, dass sie recht ausführlich und genau jene verhängnisvollen Ideen widerspiegeln, die nicht nur von der konziliaren Sekte oder in den sich „traditionalistisch“ nennenden Kreisen verbreitet werden, sondern von praktisch all jenen Sekten, die sich als christlich ausgeben. Doch wenn sich jemand erkühnt zu behaupten, die Balfour-Erklärung vom 2. November 1917 über die Gründung einer jüdischen nationalen Heimstatt in Palästina sei der Beginn der Verwirklichung jener zahlreichen Prophezeiungen, welche die Rückkehr des WAHREN jüdischen Volkes – das aus all jenen besteht, die an das Kommen des Messias geglaubt und darauf gehofft hatten und dann, nach seiner Fleischwerdung, wirklich an ihn glaubten – nach Jerusalem, nach Palästina und in alle anderen Abraham durch einen ewig gültigen Schwur versprochenen Länder gewesen, dann ist eine solche Behauptung nicht bloss eine falsche Deutung der Heiligen Schrift, sondern steht in direktem Widerspruch zu ihr und stellt ihre Verneinung dar. Die Heilige Schrift ist nämlich eindeutig: Der Unglaube und die Gottlosigkeit der Menschen sind der Quell aller Laster und werden dazu führen, dass das Feuer des Himmels auf die Erde fallen wird. Diese Bestrafung durch Feuer, die namentlich vom Heiligen Petrus vorausgesagt wurde, ist in erster Linie für die ABTRÜNNIGEN Christen sowie für die Juden bestimmt, die bis zuletzt in ihrem UNGLAUBEN verharrt haben, denn, so sagt der Heilige Petrus in seinem ersten Brief an die Thessalonicher, gegen diese ungläubigen und in ihrem Unglauben verharrenden Juden richtet sich der Zorn Gottes, und er wird bis zum Ende andauern, bis zum Tage des Herrn, der nichts anderes als der Tag des Gerichts ist, der Tag des Zorns des Lamms. Und unmittelbar nach DIESEM TAG wird Christus wiederkehren. Der Unglaube und die Gottlosigkeit werden übrigens so weit verbreitet sein, dass sich Jesus fragte, ob er bei seiner Wiederkehr auf der Erde noch den Glauben vorfinden werde.

Ausserdem hat uns Christus mehrmals gesagt, dass sein Reich nicht von DIESER Welt ist, also nicht von der Welt, welche durch die Ursünde gezeugt wurde, durch die das Böse und der Tod Einzug in die vollkommene, von Gott nach seinem Geheiss geschaffene Welt gehalten haben. Folglich wird das Reich Israels bei der Wiederherstellung aller Dinge nach der weltzerstörenden Feuersbrunst unter einem neuen Himmel und auf einer neuen Erde wieder errichtet werden, mit seinem Oberhaupt, dem ewigen König Jesus, dem Sohn Davids, nach dessen Wiederkehr in Herrlichkeit, Kraft und Majestät. Dies besagen die heiligen Texte. Ob dies all den Kommentatoren, die ihren Wunsch mit der Wirklichkeit verwechseln, nun gefällt oder nicht – es gibt in der ganzen Heiligen Schrift keine einzige Prophezeiung oder Aussage, in der von einer nationalen Bekehrung Israels unmittelbar vor der Wiederkehr Christi die Rede ist. Wie bereits oben erwähnt, ist der Zustand der Welt in den Tagen vor dieser Wiederkehr durch allgemeinen Unglauben und Gottlosigkeit gekennzeichnet und nicht durch die massenhafte Bekehrung der ungläubigen Juden, die sich endlich dazu durchgerungen haben, in Jesus den verheissenen Messias anzuerkennen. Wäre dies der Fall, und würde sich das jüdische Volk vor dieser Wiederkehr tatsächlich bekehren, müsste sich – was undenkbar ist - Jesus, die fleischgewordene Wahrheit, ja getäuscht haben, als er erklärte: Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinest du, er werde den Glauben finden auf Erden?  (Lk 18; 8.) Wiederholen wir es: Unmittelbar vor der Wiederkehr Christi haben Unglaube und Gottlosigkeit solche Ausmasse angenommen, dass sie die alles verzehrende Feuersbrunst auslösen, und es ist undenkbar, ja geradezu eine schlimme Lästerung, zu behaupten, Gott werde jene Zeit, genauer gesagt, die Epoche, in der sich die Juden massenhaft bekehren würden, zum Augenblick wählen, in dem er die verzehrende Feuersbrunst auslöst, die der Wiederkehr Christi zwangsläufig vorausgehen muss, denn der Menschensohn wird nicht in Herrlichkeit und Majestät auf eine Erde zurückkehren, die von den zahllosen Sünden und Verbrechen der Menschen seit der Erbsünde befleckt ist. Diese ERRETTUNG ganz Israels wird zwar stattfinden, wie der Heilige Paulus vorausgesagt hat, doch nicht etwa VOR, sondern erst NACH dieser Wiederkehr des Menschensohns, wenn sie rufen werden: Hosianna dem Sohne Davids, gesegnet sei DER, der da kommt im Namen des Herrn!

Le Caron glaubt seine These von der nationalen Bekehrung Israels mit der berühmten Prophezeiung Hesekiels über die verdorrten Gebeine rechtfertigen zu können, die wieder lebendig werden. Er interpretiert diese Stelle also in ausschliesslich spirituellem Sinne. Er scheint sich die in kategorischem Ton formulierte Erklärung Ostys zu eigen gemacht zu haben, der Hesekiel 13; 12, 13 wie folgt kommentiert: „Ich hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraus“ stellt keinen Hinweis auf die Auferstehung der Toten dar. Doch haben alle Kommentatoren dieser Verse – die Heiligen Justin, Irenäus, Augustinus, Epiphanius, Ambrosius etc. - darin den wichtigsten Text des Alten Testaments gesehen, in dem DAS DOGMA VON DER AUFERSTEHUNG DER TOTEN verkündet wird. So verhält es sich in der Tat, denn diese Prophezeiung ist bereits in die erste Phase ihrer konkreten Verwirklichung getreten, wie der Heilige Matthäus berichtet:

    Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen, und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. (Mt 27; 52-53.)

Wie jedermann lesen und sich vergegenwärtigen kann, führt uns der Heilige Matthäus hier klar und deutlich und in den Worten der Prophezeiung Hesekiels die konkrete und materielle Verwirklichung des Dogmas von der Auferstehung der Toten vor Augen. Wie kann man sich da nach der Lektüre der beiden Texte zu der Behauptung versteigen, die Prophezeiung könne rein allegorisch und spirituell gedeutet werden und sich auf eine angebliche nationale Bekehrung Israels beziehen? Zum Beweis dafür, dass der Heilige Matthäus kein Lügner und Betrüger war – als den ihn der Jude Jules Isaac, der einen besonderen Hass auf den Evangelisten Matthäus hegt, bedenkenlos darstellt -, sind schon etliche Heilige tatsächlich aus ihren Gräbern auferstanden und haben so eindeutig gezeigt, dass die Verwirklichung der Prophezeiung bereits begonnen hat, weil Jesus, DER EINZIGE RETTER, durch Sein Opfer am Kreuz und durch Seine Auferstehung den Tod nun überwunden hatte. Diese erste Auferstehung vieler grosser Heiliger, die vor dem Kommen des Messias in der sehnsüchtigen Hoffnung auf dieses Kommen gestorben waren, ist angekündigt und stellt das Vorspiel zur Auferstehung aller Heiligen – nicht aber aller Menschen – dar, die für würdig befunden werden, in das Königreich einzugehen, wenn dieses unter einem neuen Himmel und auf einer neuen Erde wieder hergestellt sein wird. Der Heilige Paulus kündigt uns diese Auferstehung mit grosser Klarheit an:

    Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die da schlafen, auf dass ihr nicht traurig seid wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch, die da entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einführen.
    Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, werden denen nicht zuvorkommen, die entschlafen sind.
    Denn er selbst, der Herr, wird mit befehlendem Wort, mit der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel und die Toten in Christus werden auferstehen zuerst. Danach wir, die wir leben und übrig bleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft, und werden so bei dem Herrn sein allezeit.
    So tröstet euch nun mit diesen Worten untereinander.
(1 Thess 4; 13-18.)

Der Heilige Paulus teilt uns also klar und unmissverständlich mit, wann die Prophezeiung Hesekiels vollständig und in jeder Hinsicht in Erfüllung gehen wird, nämlich bei der Wiederkehr Christi, wenn die Leiber aller Heiligen auferstehen, ihre Gräber verlassen und zum Himmel emporsteigen werden, gemeinsam mit dem kleinen Rest der noch lebenden Gläubigen, um Christus dem Herrn zu begegnen, der das Reich Israel auf einer vorher mittels einer feurigen Flut gereinigten Erde wieder errichtet hat. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Tatsache, dass der Heilige Paulus keinesfalls von der Auferstehung aller Menschen spricht, die also erst später und unter anderen Umständen erfolgen wird, sondern einzig und allein von der Auferstehung jener, die würdig sein werden, mit Christus in Sein Reich einzugehen. Der Text des Apostels der Völker steht in völliger Übereinstimmung mit folgendem Text eines anderen Apostels, des Heiligen Johannes:
    Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine grosse Kette in seiner Hand. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn und tat ein Siegel oben darauf dass er nicht mehr verführen sollte die Völker, bis dass vollendet würden die tausend Jahre. Danach muss er los werden eine kleine Zeit.
    Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und ihnen ward gegeben das Gericht. Und ich sah die Seelen derer, die enthauptet sind, um des Zeugnisses von Jesus und des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und auf ihre Hand
[die Stirn ist das Symbol des Gedankens und die Hand jenes der Tat]; diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre. Die anderen Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis dass die tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung. Über solche hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.
    Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan los werden aus seinem Gefängnis und wird ausgehen, zu verführen die Völker an den vier Enden der Erde, den Gog und Magog, um sie zu versammeln zum Streit; deren Zahl ist wie der Sand am Meer. (Offb 20; 1-8.)

   
Hält man sich, um grösstmögliche Klarheit zu gewinnen, alle bisher in dieser Studie zitierten Texte nochmals vor Augen, begreift man, dass das katholische Dogma, das nichts anderes ist als die Auslegung der in der Heiligen Schrift sowie der authentischen Tradition enthaltenen Wahrheiten, uns lehrt, dass es ein künftiges Reich geben und dass unser Vater durch Seinen souveränen Entscheid festlegen wird, wann es beginnt; dieses Reich kann erst nach der Reinigung aller Elemente durch das Feuer kommen, und nachdem ein neuer Himmel und eine neue Erde durch Gottes Macht entstanden sein werden; einzig und allein die Heiligen, also jene, die während jener Zeit der Prüfung, die das durch die Erbsünde gezeugte Leben darstellt, in ihrem Denken und ihren Taten gegen die Macht des Tieres gefeit sein werden, werden bei der Rückkehr Christi in Herrlichkeit und Majestät auferstehen und werden auf den Wolken des Himmels zu ihm stossen und anschliessend in dieses Reich eingehen, um gemeinsam mit Christus als König zu herrschen. Es handelt sich noch nicht um das endgültige und ewige Reich, denn die Schrift lehrt uns, dass seine Dauer auf tausend Jahre beschränkt sein wird, worunter eine nicht genau definierte Zahl von Jahrhunderten zu verstehen ist. (Selbstverständlich ist dies für die Heiligen, die für würdig befunden worden sind, es zu betreten, zugleich der Beginn des ewigen Reiches, denn der Text sagt ja, dass der zweite Tod über sie keine Macht hat.)

Das Symbol von Nicäa und Konstantinopel ist in dieser Hinsicht eindeutig. Das letzte Glaubensbekenntnis wird dort so formuliert: ET EXSPECTO RESURRECTIONEM MORTUORUM, ET VITAM VENTURI SAECULI – UND ICH ERWARTE DIE AUFERSTEHUNG DER TOTEN UND DAS LEBEN DES KOMMENDEN JAHRHUNDERTS. Ginge es hier um das ewige Reich, hätten die Väter von Nicäa geschrieben: et vitam in saecula saeculorum, was die gängige Bezeichung für die EWIGKEIT ist. Wenn die Väter das Wort „Jahrhundert“ in der Einzahl verwendet haben, dann darum, um den in den ersten Jahrhunderten einhellig von allen Christen geteilten Glauben an ein Reich, das zwischen dem  der Kirche – deren Mission darin besteht, bis an alle Enden der Welt mit Hilfe des Heiligen Geistes zu missionieren – und dem letzten und endgültigen Reich liegen wird, als Glaubensdogma zu verankern. Folglich konstatieren wir, dass die Errichtung des Reichs drei Aspekte oder drei aufeinanderfolgende Phasen aufweist.  Es besteht zuerst aus der Kirche, die nach den eindeutigen Erklärungen von Jesus vom Heiligen Geist gelenkt wird. In dieser ersten Phase geht es ganz real um die HERRSCHAFT DES HEILIGEN GEISTES, da die Substanz des Reichs rein spirituell ist, wohnt sie doch in den Leibern, die als gerechte Strafe für die Erbsünde zum Tod durch Fäulnis verurteilt sind. Die zweite Phase ist unbestreitbar DIE HERRSCHAFT DES SOHNS, denn der heilige Text erläutert ja, dass die Heiligen, die für würdig befunden wurden, an der ersten Auferstehung teilzuhaben, mit Christus tausend Jahre lang regieren werden.  Alle Heiligen haben – was ein Kennzeichen des Heiligseins ist – aufgrund ihrer Erkenntnis der tiefen Ungerechtigkeit der Welt, die völlig unter der Herrschaft des Dämonen steht – mundus totus in maligno positus est (1 Joh, 5; 19) -, sehnsüchtig und leidenschaftlich die Gründung eines Reichs erhofft, in dem Christus König sein wird.

Dieser Wunsch ist erhört worden, und Christus wird mit seinen Heiligen tausend Jahre lang unter einem neuen Himmel auf einer neuen Erde herrschen, wo Gerechtigkeit walten wird. Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine Rückkehr in das irdische Paradies – dies wäre wegen des Sündenfalls unmöglich -, sondern um eine Wiederherstellung aller Dinge nach ihrer Läuterung durch das Feuer. Während der Herrschaft Christi wird Satan in Ketten liegen, und es ist folglich nicht überraschend, dass er alles tut, um dieses Zwischenreich zu leugnen, denn während seiner ganzen Dauer wird der Feind des Menschengeschlechts die Menschen nicht mehr verführen können, um sie zu sich in die Hölle hinabzuziehen. Nach dem Ende der Herrschaft Christi wird er jedoch für einen kurzen Zeitraum von seinen Ketten befreit werden und eine grosse Anzahl von Menschen verführen, die dann vom Feuer, das vom Himmel fällt, verzehrt werden. Anschliessend, nach dieser letzten Phase der Heilsgeschichte, wird für alle Jahrhunderte, das heisst für die Ewigkeit, DIE HERRSCHAFT DES VATERS beginnen. Dieser Art sind die in der Heiligen Schrift verkündeten Wahrheiten, die keiner „Interpretation“ bedürfen, weil nichts an ihnen unklar ist und sie für jedermann ohne weiteres verständlich sind.

Nachdem man die in dieser Studie  zitierten Texte gelesen und sich seine Gedanken darüber gemacht hat, wie soll man sich dann die kategorische Leugnung der HERRSCHAFT DER TAUSEND JAHRE erklären, zumal diese von jenem Jünger angekündet wurden, den Jesus am meisten liebte? Es handelt sich nämlich in der Tat um eine kategorische Leugnung, wie wir sie beispielsweise im Katechismus des Oratoriums finden, publiziert anno 1987 für die Christen, die der viele Jahrhunderte alten Lehre der Kirche treu geblieben sind. In diesem Katechnismus – der noch nicht in französischer Sprache vorliegt – lautet Frage 625 auf S. 276 wie folgt:

Kommt nach dem Antichrist das 1000jährige Reich?
Nein, es wird nach dem Antichrist kein 1000jähriges Reich geben.

Es ist unwahrscheinlich, dass nach dem Antichrist eine Zeit der Blüte für die Kirche in einem 1000jährigen Reich folgt (Offb 20,4), nach der der Satan erneut Macht gewinnt und dann erst endgültig in die Hölle verbannt wird (Offb 20,10). Vielmehr ist anzunehmen, dass mit dem 1000jährigen Reich die glorreiche Zeit der Kirche von der Besiegung des Satans am Kreuz bis zu ihrem Niedergang zu Beginn der Endzeit, wo der Satan aus seinem Kerker wieder losgelassen wird, gemeint ist. Das ist die Überzeugung des heiligen Augustinus. Ausserdem ist die Vernichtung des Antichrist eng mit der Wiederkehr Christi verbunden (2 Thess 2; 8). Das aber schliesst nicht aus, dass in der Endzeit vor dem Antichrist noch einmal eine kurze Blütezeit der Kirche eintritt (Rom 11;12).


Wie jedermann feststellen kann, ist die Leugnung des TAUSENDJÄHRIGEN REICHES hier in der Tat kategorisch, und der Text, in dem diese Leugnung gerechtfertigt wird, ist, wie sich übrigens leicht nachweisen lässt, ein Gewebe von Konfusionen und Widersprüchen. Um diesen Nachweis zu erbringen, muss man den Text, der die Leugnung rechtfertigt, Punkt für Punkt auseinandernehmen. Der Verfasser des Katechismus des Oratoriums beginnt mit der Aussage: Es ist unwahrscheinlich… Doch in Fragen der Wahrheit und des Glaubens ist Wahrscheinlichkeit noch nie ein Kriterium gewesen und wird es auch niemals sein. Beispielsweise ist es für den menschlichen Geist vollkommen unwahrscheinlich, dass es ein einheitliches Wesen in drei verschiedenen Personen gibt. Doch genau dies behaupten wir aufgrund unseres Glaubens, wenn wir uns zum Dogma von der Dreieinigkeit bekennen. Um ein anderes Beispiel zu erwähnen: Es ist unwahrscheinlich,  dass die Leiber nach ihrer Zersetzung auferstehen können. Nichtsdestoweniger verkünden wir in unerschütterlicher Gewissheit, dass diese Leiber in der Tat auferstehen werden, wobei wir uns mitnichten auf die Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit dieser Behauptung stützen, sondern auf unseren Glauben an Gottes Wort. Wer, wie es die Verfasser des Katechismus tun, das, was dem menschlichen Geist wahr scheint, zum Kriterium für die Wahrheit einer Aussage macht, ist dem Rationalismus verfallen, der die menschliche Intelligenz zur absoluten Norm der Wahrheit erhebt. Dies kommt einer Verneinung des Glaubens gleich.

Was den Verfassern des Katechismus unwahrscheinlich, d. h. unglaublich erscheint, ist, dass auf den Antichristen eine Zeit der Blüte für die Kirche folgen wird. Doch warum eigentlich nicht? ist man unverzüglich zu antworten versucht, wenn die Heilige Schrift dies doch behauptet und es dem Willen Gottes entspricht, mag es der menschlichen Intelligenz auch unwahrscheinlich anmuten. Diese Antwort scheint zwar sehr richtig zu sein, ist jedoch keineswegs angemessen. Die Verfasser des Katechismus sprechen nämlich von einer Zeit der Blüte der Kirche nach dem Antichrist. In der Heiligen Schrift ist jedoch nicht von einer Zeit der Blüte für die KIRCHE die Rede, sondern von der Errichtung des Reichs.

Wir haben es folglich mit zwei verschiedenen Realitäten zu tun, die man nicht nur nicht verwechseln darf, sondern unter allen Umständen scharf unterscheiden muss. Das Reich ist die gerechte Belohnung, die jenen versprochen wurde, welche den Kampf gegen ihre bösen Leidenschaften, gegen die von Satan regierte Welt und gegen Satan selbst siegreich bestanden haben und folglich nicht mehr gegen Satan zu kämpfen brauchen, weil sei dank der Gnade Gottes endgültig gesiegt haben und nun würdig sind, das Reich zu betreten, dessen König Christus ist. Anders gesagt, die Kirche ist die Gemeinde der Gläubigen und der Pseudo-Gläubigen, die - tatsächlich oder vorgeblich – darum kämpfen, sich des Eingangs in das Reich würdig zu erweisen; dieses Reich aber ist die Gemeinschaft, in die ausschliesslich die WAHREN Gläubigen eingehen werden, als Belohnung dafür, dass sie geworden sind wie der Abschaum der Welt, jedermanns Kehricht, wie der Apostel der Völker in seinem ersten Brief an die Korinther (4; 13) so anschaulich sagt.

Der fundamentale Irrtum, dem die Autoren des Katechismus anheimfallen, besteht also in ihrer Verwechslung von Kirche und Reich, bei denen es sich um zwei verschiedene Realitäten handelt. Dieser schwerwiegende Irrtum führt dann zu allerlei Widersprüchen und mündet fatalerweise in eine Häresie, die darin besteht, eine Vielzahl von Texten im Alten wie im Neuen Testaments für ungültig zu erklären und ihre Wahrheit zu leugnen. Hätten die Verfasser, und all jene, die ihre irrige Ansicht teilen, das erste Kapitel der Apostelgeschichte mit der gebotenen Aufmerksamkeit gelesen und sich ihre Gedanken darüber gemacht, hätten sie keinen dermassen kapitalen Irrtum begangen. Dieses erste Kapitel ist nämlich von fundamentaler Bedeutung für das Verständnis dessen, worum es sich bei dem verheissenen Reich in Wirklichkeit handelt. Der Heilige Lukas berichtet uns, dass Jesus seinen Aposteln nach seiner Passion und seiner Auferstehung während vierzig Tagen erschien - LOQUENS DE REGNO DEI – UND MIT IHNEN VOM REICH GOTTES REDETE. (Apog 1; 3). Wie ganz zu Beginn dieser Studie erwähnt, fragen die Apostel Ihn dann, wann dieses Reich Israel, dessen König Er ist, wieder errichtet werden wird. Jesus entgegnet ihnen, dass dies zum Zeitpunkt geschehen wird, den der Vater festgelegt hat, der allein die Macht besitzt, über den Augenblick zu entscheiden, an dem der Sohn kommen wird, um die Wiederherstellung durchzuführen. Nachdem er ihnen klargemacht hat, dass es ihnen nicht ziemt, die Zeit der Wiederherstellung zu kennen, weist ihnen Jesus anschliessend genau IHRE MISSION zu – nicht im Reich, sondern IN DER AUF PETRUS FUSSENDEN KIRCHE:

Ihr aber werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde. (Apog 1; 8.)

Entgegen der trügerischen Behauptung des Katechismus des Oratoriums geht aus den Texten der Heiligen Schrift zweifelsfrei hervor, dass nach dem Antichrist der Menschensohn wiederkehren wird, um das Reich Israel wieder zu errichten, das mit dem Reich Gottes identisch ist, weil Christus der wahre Gott und ein wahrer Mensch zugleich ist. Da die Verfasser des Katechismus den Irrtum begangen haben, die Kirche und das Reich miteinander zu identifizieren, sind sie folglich gezwungen, das Tausendjährige Reich, das sie nicht glattwegs leugnen können, in die Zeit der Kirche zu platzieren, die sich von deren Gründung durch Petrus bis zur Wiederkehr des Menschensohns erstreckt. Diese Deutung könnte eventuell in Betracht gezogen werden, würde der Heilige Text nicht eine absolut fundamentale Ergänzung liefern: Während dieses tausendjährigen Zeitraums WIRD SATAN IN KETTEN LIEGEN, so dass er die Völker in dieser Periode nicht mehr verführen kann. Im vierten Jahrhundert war die erwähnte Hypothese vielleicht noch möglich, da man sich damals vorstellen konnte, die Kirche werde alle Völker bis zum Ende der Welt bekehren, und dann werde für einen sehr langen Zeitraum Frieden zwischen allen Nationen herrschen, weil Satan nicht mehr in der Lage sein werde, sie zu verführen. Doch im zwanzigsten Jahrhundert ist eine solche Hypothese nicht nur UNHALTBAR geworden, sondern würde beweisen, dass ihre Anhänger entweder an geistiger Beschränktheit leiden – oder aber böswillig sind.

Seit ihrer Gründung war die Kirche Zielscheibe des unauslöschlichen Hasses des Feindes des Menschengeschlechts der, wie es in der Heiligen Schrift heisst, unaufhörlich umhergeht wie ein brüllender Löwe und suchet, welchen er verschlinge. Die ganze Geschichte der Kirche ist eine Reihe von Verfolgungen, wie Christus immer wieder vorausgesagt hatte: Verfolgungen durch abtrünnige und gottesmörderische Juden; Verfolgungen durch das römische Reich; Verfolgungen durch die Vielzahl der Ketzer; Verfolgungen und Schismen durch die Hierarchen der östlichen Kirchen; Verfolgungen durch den Islam; Verfolgungen durch die furchtbare Dekadenz des Klerus; Verfolgungen durch sich christlich nennende Könige und Fürsten; Verfolgungen durch die sogenannte Renaissance, die eine regelrechte Rückkehr zum Heidentum bedeutete; Verfolgungen durch die Vielzahl der Reformatoren des 16. Jahrhunderts; Verfolgungen durch den theoretischen und praktischen Atheismus; Verfolgungen durch den MODERNISMUS, DAS SAMMELBECKEN ALLER HÄRESIEN, der schliesslich ANLÄSSLICH DES SKANDALS VON VATIKAN II, dem offiziellen Datum der Gründung jener Sekte, die an die Stelle der Kirche trat, zur MASSIVEN APOSTASIE DES KLERUS - MIT DEM PAPST AN DER SPITZE – geführt hat. Wo könnte man auf dieser – längst nicht vollständigen – Liste eine sehr lange Periode (die Zahl „tausend“ steht für eine sehr grosse Zahl) finden, in der die Kirche im allgemeinen und die Gläubigen im besonderen nicht gegen Satan kämpfen mussten, weil Satan in Ketten lag und darum keinen Schaden anrichten konnte? Die Antwort liegt auf der Hand: EINE SOLCHE PERIODE GAB ES NICHT; die Zeit der Existenz der Kirche war im Gegenteil eine Periode, in der alle Gläubigen unablässig gegen ihre überbordenden Leidenschaften, gegen eine von Satan beherrschte Welt und gegen Satan selbst kämpfen mussten, dessen Verführungs- und Zerstörungswerk nicht die geringste Unterbrechung erfuhr.

Dies zeigen uns die Geschichte und die Erfahrung. Die Anhänger der zuvor erwähnten, unhaltbaren Hypothese führen nun das Argument an, unter der tausendjährigen Fesselung Satans sei die Zeit zwischen der Niederlage, die ihm das Kreuz beibrachte, und der Endzeit der Welt zu verstehen, in der er seine Fesseln für eine kurze Periode abschütteln werde. Doch während es durchaus zutrifft, dass Jesus Satan durch das Kreuz besiegt hat, bedeutet dies mitnichten, dass er ihn für tausend Jahre in Banden geschlagen hat, weil die Heilige Schrift, die Theologie, die Geschichte und die Erfahrung zur Genüge beweisen, dass Satan seit Christi Opfer am Kreuz die Kirche unaufhörlich bekämpft hat, dass sein erbitterter Kampf gegen sie an Heftigkeit ständig zugenommen hat und dass seine Macht ihren Höhepunkt unmittelbar vor der Wiederkehr des Menschensohns erreichen wird, der eben darum auf Erden zurückkehren wird, um Satans Reich des Bösen zu zerstören und ihn für tausend Jahre in die Hölle zu verbannen. Das Tier – d. h. die Gesamtheit all jener, die gemäss Satans Plan eine Welt ohne Gott und gegen den einzigen wahren Gott schaffen wollten, sowie der Lügenprophet – d. h. die Gesamtheit der Geistlichen, die sich eben dieser Welt gegenüber prostituiert haben, werden von der feurigen Flut, die der Heilige Petrus und die Apokalypse voraussagen, lebend verschlungen.

Die Verfasser des Katechismus schliessen ihre Ausführungen mit folgenden Worten: „Ausserdem ist die Vernichtung des Antichrist eng mit der Wiederkehr Christi verbunden (2 Thess 2,8). Das aber schliesst nicht aus, dass in der Endzeit vor dem Antichrist noch einmal eine kurze Blütezeit der Kirche eintritt (Rom 11;12). In Wahrheit ist es das Vorzeichen des Kommen Christi, nämlich der vom Heiligen Petrus vorausgesagte gigantische Feuersturm und die feurige Flut, die das Tier und den Lügenpropheten oder Antichrist verschlingen wird, d. h. den Pseudo-Klerus, der sich einen Pseudo-Papst zugelegt hat, welcher für die Zeit nach dem Jahr 2000 die Wiedererrichtung einer Art von irdischem Paradies auf dieser seit der Sintflut durch unzählige Sünden und Verbrechen der Menschen befleckte Erde prophezeien; in diesem Paradies soll das blühen, was der Pseudo-Papst die Zivilisation der Liebe nennt.

Nachdem wir dies klargestellt haben, lohnt es sich zu lesen, was im Brief des hl. Paulus an die Römer (11; 12) steht, um in Erfahrung zu bringen, worum es sich bei dieser kurzen Blütezeit der Kirche vor dem Antichrist handelt, die folglich in keiner Hinsicht mit der sehr langen Periode identisch ist, die mit dem Ausdruck TAUSENDJÄHRIGES REICH bezeichnet wird. Der betreffende Vers lautet wie folgt:

    Quod si delictum illorum divitiae sunt mundi, et diminutio eorum divitiae gentium: quanto magis plenitudo eorum?
    Wenn aber schon ihr Fall der Welt Reichtum ist und ihr Schade ist der Welt Reichtum geworden, wieviel mehr wird es Reichtum sein, wenn Israel in seiner ganzen Fülle gewonnen wird?


Es geht hier also um die nationale Bekehrung Israels, von der schon am Anfang dieses Textes die Rede war. Um ihrer Argumentationsstruktur treu zu bleiben, müssen die Verfasser diese unmittelbar vor der Zeit des Antichrist und folglich ebenfalls unmittelbar vor der feurigen Flut stattfinden lassen, die kurz vor der Wiederkehr Christi stattfinden wird. Obwohl dies bereits in den früheren Studien unterstrichen wurde, ist es unerlässlich, hier zu wiederholen, dass das, was man die Bekehrung des jüdischen Volkes vor der Wiederkehr Christi nennt, eine simple Fehlinterpretation von dem ist, was der Heilige Paulus in seinem Brief an die Römer (11; 15) geschrieben hat:
    Si enim amissio eorum, reconciliatio est mundi: quae assumptio, nisi vita ex mortuis?
    Denn wenn ihre Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten!


Es ist ein schwerwiegender Irrtum, das Wort assumptio mit Bekehrung zu übersetzen und diese Bekehrung dann auf jene zu beziehen, die sich Juden nennen, aber keine solchen, sondern die Synagoge Satans sind (Offb 2; 9; 3; 9) und am Vorabend der Wiederkehr Christi leben. Diese ungläubigen Juden haben in Wirklichkeit nicht das geringste Recht, den Namen Juden für sich zu beanspruchen, denn ihre hartnäckige Weigerung, in Jesus den Messias anzuerkennen, beraubt sie ihrer Eigenschaft als wahre Nachkommen Abrahams. Durch diese Weigerung werden sie zu Söhnen des Teufels, und deshalb sagt Jesus ihnen ins Gesicht: Vos ex patre diabolo estis... Ihr habt den Teufel zum Vater (Johannes 8; 44). Die einzigen wahren Nachkommen Abrahams sind seine Nachkommen kraft ihres Glaubens, denn Isaak war sein durch seinen Glauben und nicht durch sein Fleisch erworbener Sohn. Dementsprechend können nur die Christen, die in Jesus den EINZIGEN SOHN GOTTES UND DEN MESSIAS anerkennen, Anspruch auf den Titel WAHRE NACHKOMMEN ABRAHAMS erheben, welcher Rasse sie auch immer angehören mögen, denn durch ihren GLAUBEN sind sie mit dem Geschlecht Abrahams verknüpft, wie der Heilige Paulus sagt. In Vers 12 seines Briefs an die Römer, der von den Autoren des Katechismus zitiert wird, spricht de Heilige Paulus von der plenitudo – Fülle – des jüdischen Volkes. Wenn die Begriffe noch einen Sinn haben – und einen solchen haben sie sehr wohl – bedeutet das Wort Fülle die Gesamtheit der Juden, vom Anfang bis zum Schluss, die den Messias erwartet und ihn bei seinem Kommen erkannt und angenommen haben, oder die im Verlauf der Jahrhunderte konvertiert sind. Die Worte des Heiligen Paulus beziehen sich einzig und allein auf diese Juden, die in Jesus den Messias anerkannt haben, und keineswegs auf die kleine Minderheit jener, die sich Juden nennen, es jedoch keinesfalls sind, und die unmittelbar vor dem Kommen des Messias leben werden. Da die Verse 13 und 14 ein Einschub und eine persönliche Bemerkung des Heiligen Paulus sind, liegt es auf der Hand, dass man, um den genauen Sinn dessen zu entdecken, was der Heilige Paulus meint, die Verse 12 und 15 miteinander verknüpfen muss, da Vers 15 die Fortsetzung von Vers 12 darstellt:
        Wenn aber schon ihr Fall der Welt Reichtum ist und Schade ist der Heiden Reichtum geworden, wieviel mehr wird es Reichtum sein, wenn Israel in seiner ganzen Fülle gewonnen wird?...
        Denn wenn ihre Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten!  
     

Bemüht man sich nun, den vom Heiligen Paulus verwendeten Worten ihren wahren Sinn zu geben – und nicht den Sinn, von dem man sich wünscht, dass sie ihn hätten -, ist es nunmehr möglich, seine Gedanken genau und ohne Gefahr des Irrtums zu deuten. Der Apostel der Völker spricht hier von der Fülle der Juden, von ihrer Gesamtheit seit den Tagen Abrahams und bis zur Wiederkehr des Messias. Aus seinen Worten geht nur allzu klar hervor, dass der überwältigenden Mehrheit dieses Volkes nach ihrem Tod entweder eine glorreiche Auferstehung bevorsteht (jenen Heiligen unter ihm, die daran glaubten), oder aber das Gericht und die Verdammnis (jenen Ungläubigen, die diese Auferstehung für eine Fabel hielten).  An diese Mehrheit dachte der Heilige Paulus, als er von assumptio sprach, einem Begriff, der in der religiösen Sprache einen sehr genauen Sinn besitzt, den eines Übergangs von einem Zustand in einen anderen, und zwar von einem tieferen in einen höheren. Es reicht hier, an assumptio Mariae – die Himmelfahrt der Heiligen Jungfrau Maria – zu denken. Hält man sich dies vor Augen, so wird der Text des Heiligen Paulus mit einem Schlage klar, weil der Apostel selbst eine Definition des Wortes assumptio liefert: VITA EX MORTUIS – LEBEN AUS DEN TOTEN, was genau dem Sinn des Wortes AUFERSTEHUNG entspricht. Wie jedermann feststellen kann, widerlegt eine korrekte Analyse dieses ganz besonders schwierigen Textes des Heiligen Paulus – eine Analyse, an deren Anfang die Definition der vom Apostel benutzten Worte stehen muss - die These, wonach der Text auf eine nationale Bekehrung Israels anspielt, klipp und klar. Er spricht von vita ex mortuis, also von Auferstehung, und im Augenblick der Auferstehung ist keine Bekehrung mehr möglich, da diese im Verlauf des Lebens erfolgen muss, das Gott jedem Menschen geschenkt hat.

Wie wir eben nachgewiesen haben, wird diese nationale Bekehrung Israels in den Versen 12 und 15 keineswegs angekündigt – doch wird sie es vielleicht an einer anderen Stelle des Römerbriefs? Um diese Frage zu beantworten, reicht es, den Römerbrief mit der gebotenen Aufmerksamkeit zu lesen und den Kontext, in den er einzubetten ist, zu analysieren. Dass die Juden den Messias verworfen und zum Tode verurteilt haben, ruft beim Heiligen Paulus tiefe Traurigkeit und ständigen Schmerz hervor, so dass er schliesslich nicht davor zurückschreckt, auszurufen: Optabam enim ego ipse anathema esse a Christo pro fratribus meis – Ich selbst möchte verflucht und von Jesus geschieden sein meinen Brüdern zugut (9; 3), als er an die unschätzbaren Wohltaten denkt, mit denen Gott die Israeliten überhäuft hat: Der Bund; die Annahme Christi als Sohn und schliesslich seine Fleischwerdung in der Nachkommenschaft Abrahams. Doch unmittelbar danach fügt der Heilige Paulus folgende Einschränkung hinzu:
    Denn nicht alle sind Israeliten, die von Israel stammen; auch nicht alle, die Abrahams Nachkommen sind, sind darum auch Kinder. Sondern nur „was von Isaak stammt, soll dein Geschlecht heissen“…das heisst: nicht das sind Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind; sondern nur die Kinder der Verheissung werden als sein [Abrahams] Geschlecht gerechnet. (9; 6-9).

Nachdem er also klar festgehalten hat, dass Gott seine Kinder nicht ihrem Fleisch, sondern ihrem Glauben nach wählt, stellt der Heilige Paulus unter Hinweis auf die gesamte Geschichte Israels fest, dass diese Kinder dem Glauben nach eine Minderheit bilden. Zum Beweis hierfür zitiert er die berühmte Prophezeiung in Hosea 2; 24 und anschliessend jene in Jesaja 10; 22 und 1; 9:
    Si fuerit numerus filiorum Israel tamquam arena maris, reliquiae salvae fient... Nisi Dominus sabaoth reliquisset nobis semen, sicut Sodoma facti essemus, et sicut Gomorrha similes fuissemus [Rom. 27 et 29]
    Wenn die Zahl der Kinder Israel würde sein wie der Sand am Meer; so wird doch nur der Rest gerettet werden… Wenn uns nicht der Herr Zebaoth hätte lassen Nachkommen übrigbleiben, so wären wir wie Sodom geworden und gleich wie Gomorra. (Rom 9; 27, 29.)
Mit unsagbarer Bitterkeit stellt der hl. Paulus auch fest, dass es zur Zeit der Fleischwerdung Christi genau gleich war; nur eine Minderheit der Israeliten anerkannte und akzeptierte Ihn; die grosse Mehrheit verkannte Ihn, wies Ihn zurück und verurteilte Ihn schliesslich zum Tode. Nach diesem Verbrechen aller Verbrechen hat Gott dieses offizielle, gottesmörderische Israel verworfen und beschlossen, sich ein neues Volk zu geben, indem er die Nichtjuden berief; dies ging übrigens klar aus zahlreichen Prophezeiungen hervor, die der Heilige Paulus erwähnt, ehe er ausruft: Dico ergo: Numquid Deus repulit populum suum? Absit! – Ich stelle mir also die Frage: Hat Gott sein Volk verworfen? Keinesfalls! Der Apostel verneint die von ihm selbst gestellte Frage also und erläutert, dass Gott nur jene verworfen hat, die den Messias zurückgewiesen und zum Tode verurteilt haben, wobei er abermals festhält, dass nur eine sehr kleine Minderheit das wahre Volk Gottes bildet; dies begründet er durch den Hinweis auf Elia, der Gott um Gerechtigkeit gegen die abtrünnigen Israeliten bittet:
          Aber was sagt ihm die göttliche Antwort? „Ich habe mir lassen übrigbleiben siebentausend Mann, die ihre Kniee nicht gebeugt haben vor dem Baal. So geht es auch jetzt zu dieser Zeit, dass etliche übriggeblieben sind nach der Wahl der Gnade.“ (Römer 11; 4, 5.)
Nachdem er an die Weissagungen Jesajas und Davids (Jesaja 6; 9; Jesaja 29; 10; Psalm 68, 23) erinnert hat, in denen es um die Verblendung und den Unglauben der grossen Mehrheit der Israeliten geht, schreibt der hl. Paulus die oben analysierten Verse 12 und 15. Somit hat er in dem gesamten Text, der diesen Versen vorausgeht, kein einziges Mal von einer Bekehrung, geschweige denn von einer nationalen Bekehrung Israels gesprochen, sondern einzig und allein von der schließlichen Rettung einer Minderheit von Israeliten. Ist womöglich im anschliessenden Text irgendwo von Bekehrung die Rede? Der Heilige Paulus spricht in der Tat von der Bekehrung der Israeliten. Nachdem er den Nichtjuden erklärt hat, dass sie in einen Ölbaum – das Symbol Israels – hineingepfropft worden sind, um jene jüdischen Zweige zu ersetzen, die aufgrund ihres Unglaubens ausgebrochen wurden, schreibt er:
    Sed et ille SI NON PERMANSERINT IN INCREDULITATE, inserentur; potens est enim Deus iterum inserare illos
    Und wiederum jene [die Juden], SOFERN SIE NICHT BLEIBEN IN DEM UNGLAUBEN, werden eingepfropft werden; Gott kann sie wieder einpfropfen. (Römer 11; 23.)

Somit kündet der Apostel keineswegs die sichere Bekehrung Israels an, sondern erwähnt ausdrücklich die unerlässliche VORBEDINGUNG: DEN GLAUBEN AN DIE GÖTTLICHKEIT JESU UND DARAN, DASS ER DER MESSIAS IST. Doch gerade das lehnen jene, die sich als Juden bezeichnen, es jedoch keinesfalls sind, bis zum heutigen Tage stur und hartnäckig ab. Werden diese Ablehnung und dieser Unglaube eines Tages ein Ende nehmen? Auf diese Frage antwortet der Heilige Paulus in seinem ersten Brief an die Thessalonicher selbst. Hinsichtlich dieser falschen Juden erklärt er dort:
Die [Juden] haben den Herrn Jesus getötet und die Propheten und haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen Feind. Und auf dass sie das Mass ihrer Sünden erfüllen allen Zeiten, wehren sie uns, zu predigen den Heiden zu ihrem Heil. ABER DER ZORN IST SCHON ÜBER SIE GEKOMMEN ZUM ENDE HIN. (1 Thess 2,15 f.)

(Fortsetzung folgt)

 
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