MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Ergertshausen, 26.1.2003
Verehrte Leser,
haben Sie zunächst herzlichen Dank für Ihre guten Wünsche zum
Weihnachtsfest und zum Neuen Jahr, welches in mehrfacher Hinsicht
unruhig werden könnte, nicht nur in weltpolitischer, sondern auch in
wirtschaftlicher Hinsicht werden wir möglicherweise in schwere Wetter
geraten.
Was unsere derzeitige kirchliche Situation angeht, so kann ich nur
feststellen, daß sich - sieht man einmal von der Entwicklung in Mexiko
ab - hier in Europa nichts zum Vorteil bewegt hat. Ich kann nur
wiederholen, was ich den "Mitteilungen" vom September letzten Jahres
bereits geschrieben habe: "Aus einer gewissen Distanz heraus komme ich
nicht umhin, mit einer - inzwischen - chronischen Bitterkeit
festzuhalten, daß die Rückgewinnung kirchlicher, gemeindlicher
Strukturen und geistlichen Lebens auf's empfindlichste gestört, wenn
nicht gar verhindert wird durch das sektiererische Verhalten vieler
Kleriker, die vorgeben, den alten Glauben zu predigen und zur wahren
Kirche zu gehören. Die Reformer haben den Glauben zerstört und Christus
dadurch erneut gekreuzigt. Den traditionalistischen Priestern jedoch
blieb es vorbehalten, der Kirche nachhaltig zu schaden." Sie
beschränken sich meist darauf, in kleinen Zirkeln Sakramente zu
spenden, ohne je zu überlegen, daß eine solche Spendung normalerweise
nur denen erlaubt ist, die von der Kirche dazu beauftragt sind (per
Mandat). Ohne Restitution der Kirche, die unter den heutigen
Gegebenheiten zumindest intendiert sein muß, also auch keine erlaubte
Sakramentenspendung! Von Seiten dieser Kleriker ist nichts für eine
universale, ja nicht einmal für eine regionale Lösung unseres
Diaspora-Problems getan worden. Wir haben zwar auf dem theoretischen
Gebiet viele Probleme gelöst. Uns fehlen aber die Kräf-te, solche
Vorschläge umzusetzen. Und das geht nicht ohne Kleriker, d.h. die
bestellten Diener der Kirche. Die jedoch verweigern sich. Ich kenne in
Europa keinen Priester der jüngeren Generation, der sich ernsthaft mit
dem Problem der Restitution der Kirche als Heilsinstitution
auseinandersetzt, geschweige denn dafür etwas tut. Keiner von ihnen
denkt an den Aufbau von Kirchengemeinden, von Gotteshäusern oder
zumindest von Kapellen. Jüngst schrieb mir einer dieser Kleriler, die
Ver-pflichtung zur Einrichtung von entsprechenden gottesdienstlichen
Räumlichkeiten zur Durchführung der Liturgie sei nicht Gegenstand der
kath. Theologie. Eine solche Aussage indiziert zutiefst den
Wissensstand dieser Klerikergeneration, die nicht verleugnen kann, vom
Zeitgeist einer gewissen Un-Männlichkeit und Verantwortungslosigkeit,
deren geistiges Umfeld im Raum der modernen Emanzipation anzusiedeln
ist, nicht unbeeindruckt und unberührt geblieben zu sein.
Diese nüchterne Betrachtung der Situation machen sich inzwischen immer
mehr Gläubige zu eigen. Die bisherige Resignation ist der Erkenntnis
gewichen, sich auf diese Gegebenheiten einzustellen zu müssen, d.h.
konkret: die Gestaltung des religiösen Lebens selbst zu übernehmen und
sich nicht auf die geistlichen Hilfen sektiererischer Priester zu
verlassen. Die EINSICHT wird deshalb nur noch dann in den skandalösen,
sog. katholischen Alltag eingreifen, wenn es das Wohl der Gläubigen
erfordert wie z.B. derzeit in Köln. Das heißt aber nicht, daß wir auf
die Darstellung der Restitutionsproblematik verzichten werden. Wir
müssen sie führen allein aus Gründen der eigenen kirchlichen
Selbstbehauptung! Erst die völlige Transparenz der damit verbundenen
Fragen stellt die Voraussetzung dar, daß wir selbst nicht ins Wanken
geraten und vielleicht in der Zukunft anderen Kräften sagen können, wie
die Rechte Gottes in Seiner Kirche wieder hergestellt werden können.
Andererseits haben aber unsere Bemühungen um die Darstellung der
geoffenbarten Wahrheit in Jesus Christus inzwischen einen neuen
Leserkreis gefunden. Es mutet seltsam an, wenn ich Ihnen schreibe, daß
eine der aufmerksamsten Leserinnen der EINSICHT eine Protestantin ist.
Unsere Welt ist in der Tat arm und bedürftig geworden. Wer kennt noch
die Unterschiede zwischen kath. Glauben und protestantischem
Bekenntnis? Selbst die vatikanischen Reformen haben bereits ihre
Tradition. D.h. die Jungen haben die wahre Kirche und ihren Glauben,
ihre Liturgie nie kennen-lernen können. Die klassischen
Konfrontationen, auf die wir vor Jahren eingehen mußten, gibt es in
dieser Form nicht mehr. Die Positionen bröckeln allseits ab, die
Institutionen verlieren an Bedeutung, ja verschwinden, weil sie
versagen! Kurioserweise greifen heute Modernisten wieder auf
Darstellungen aus unseren Reihen zurück, ohne die Urheber zu kennen. Es
ist ein geistiges Vakuum ent-standen, in dem sich dennoch etliche nach
Wahrheit sehnen: Glaube ja, Kirche nein. Auf diese Formel läßt sich
häufig diese Gemengelage festmachen. Darum ist es meiner Meinung nach
höchst sinnvoll, die zentralen Wahrheiten des kath. Glaubens -
Inkarnation, Trinität, Schöpfung, Neuer Bund, Sakramentenlehre - wieder
verstärkt darzustellen, damit wirklich Suchende darauf zugreifen
können. Ich hoffe, daß unsere Bemühunhgen Ihre Zustimmung finden, und
bitte Sie, uns auch weiterhin zu unterstützen.
Im Namen des Freundeskreises der Una Voce e.V. Ihr Eberhard Heller |