AN DIE ARBEIT
von Johann Berghammer
"Es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu klagen." Diese fernöstliche Weisheit müßte auch für uns glaubenstreue Katholiken zum Leitspruch werden.
Gewiß, der Heilung einer Krankheit, jeder Therapie muß die Diagnose vorausgehen. Wo etwas falsch gemacht wird, muß dies erst als falsch erkannt und aufgezeigt werden, ehe man es richtig machen kann. Handelt es sich dabei um ein Verhaltensproblem für eine Vielzahl von Menschen, so muß der Erkenntnis auch eine entsprechende Aufklärung oder Belehrung folgen. Über Irrtum oder Betrug kann nicht geschwiegen werden.
So ist es sicher richtig und notwendig, daß in unseren Glauben und Kirche betreffenden Publikationen immer wieder aufgezeigt wird, was verfälscht wurde, wer verfälscht, und wohin die Dinge laufen; den Arglosen zur Warnung, den Irrenden und Bösgesinnten zur Mahnung. Das muß so sein und nur damit ist es möglich, den Rest zu sammeln und zu stärken.
Doch diese verbalen Aktionen allein sind untauglich, den gewünschten Zustand herausteilen, bzw. wiederherzustellen. Auch gebührt weniger dem Verdorbenen und Verderblichen unsere Aufmerksamkeit als dem Aufbauenden und der Bewältigung der Zukunft. Zum Worte muß die Tat treten. Wenn der Appell an die Zuständigen nichts genützt hat, bleibt nur übrig, selbst das Notwendige zu tun. Worte sind Zwerge, Beispiele sind Riesen. Besonders in unserer Zeit der Inflation des Wortes, der Ideologien und der Multi-Indoktrination.
Es scheint allerdings ein recht aussichtsloses Beginnen zu sein, mit dem verbliebenen uneinigen Rest, mit den Überbleibseln der katholischen Vergangenheit die katholische Zukunft im Großen bauen zu wollen. Doch bedenken wir: Wenn Gott mit uns ist - und wie sollte er es nicht sein? - dann kann der Wiederaufbau ebenso gelingen wie es den Aposteln und Jüngern Jesu "lang, aus der Katastrophe des Karfreitags heraus mit nichts als dem Hl. Geist die Kirche zu bauen. Wenn wir diese Zuversicht nicht aufbringen, es wird jedenfalls unsere unveräußerliche Pflicht und Schuldigkeit sein und bleiben, so zu handeln wie Gott es von uns erwarten muß. Wenn es uns auch verwehrt ist, selbst noch die Ernte einzubringen, das Notwendige muß jetzt geschehen. Wir säen, Gott erntet.
Die Entwicklung in unserer Kirche wurde mit einem fahrenden Zug verglichen, den man von hinten weder lenken noch anhalten kann. An diesem Vergleich sollen wir erkennen, daß wir selbst Kirche sein müssen, rechtgläubiger autonomer Kern inmitten der auf neue Ziel umdirigierten und umfunktionierten, aus den Fugen gehenden Kirche von heute. Es soll dabei besondere Betonung auf die Feststellung gelegt werden, daß dies nicht Trennung vom Stuhl Petri und auch nicht vom amtierenden Episkopat bedeuten darf, sondern nur die Ausübung der zum Fortbestand von Glaube und Kirche erforderlichen Tätigkeiten, solange die kirchlichen Oberen ihrer eigentlichen Aufgabe nicht mehr nachkommen. (Anm.d.Red.: Wo gibt es aber noch einen legitimen Episkopat?)
Es geht um den Auf- und Ausbau des Reiches Gottes in und um uns. Dieser jedoch steht und fällt mit dem Priesternachwuchs. Selbstverständlich ist hier nicht der Priesternachwuch in der Neukirche gemeint, sondern ein solcher nach dem Beispiel von Econe, oder wie er etwa in dem Büchlein von Prof. G. May "Priester und priesterliche Lebensform" gezeichnet ist. Wenn es nicht gelingt, solchen Priesternachwachs wenigstens im allernötigsten Ausmaß hervorzubringen, dann besteht für die echte Erneuerung der Kirche kaum eine Hoffnung. Die wahre Kirche kann dann nur mehr in Relikten vegetieren und ohne Aussicht auf Wiederaufstieg.
So erfreulich, notwendig und dankenswert die Entstehenden sogenannten Meßzentren sind, womit sich kleinere Zirkel eine Gelegenheit zur Feier der unversehrten hl. Messe schaffen, sie bringen keine Lösung des Problems und bleiben Nester des hinhaltenden Widerstandes, wenn sie nicht in ein größeres System des Wiederaufbaues eingefügt werden können.
Der tragische Ernst der Stunde fordert von jedem Einsichtigen ein Tätigwerden, nicht so ein wenig nebenbei, sondern mit dem größtmöglichen Einsatz von Person und Mittel. Passives Zuwarten bis etwas geschieht, ist unverantwortlich. Für manche sogenannte konservative Priester ist es Zeit zur Entscheidung. Man kann nicht auf beiden Schultern Wasser tragen. "Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut."
Die erste Grundvoraussetzung alles Tuns ist das ausdauernde, kraftvolle persönliche Beten. Es muß erst den Menschen umwandeln, den Hl. Geist herabzwingen. Daraus erwächst die Kraft zum Handeln und zum Entsagen; daraus gehen die Berufungen hervor und die felsenfest Glaubenden, die das Werk tragen müssen.
An den Priestern liegt es vor allem, sich dem Aufbauwerk zur Verfügung zu stellen - gelegen oder ungelegen. Wo einem dies direkt nicht möglich ist, sollte er nicht säumen, es zu fördern durch Betreuung von Berufungen, durch Anregung von Patenschaften, Schenkungen, Laufenden finanziellen Unterstützungen usw.
Man bedenke, daß es so wie jetzt in der Kirche nicht weitergehen kann, weil das Morgen ungleich schlimmer würde als es das Heute ist. Es ist die Entscheidung fällig. Wer trotz besserer Einsicht diesen Abfall von der wahren Kirche durch Mitarbeit unterstützt und begünstigt, wird sich fragen müssen, ob er nicht Schuld auf sich lädt. |